Vielen Hamburger Spitzensportlern wird derzeit fehlende Moral und Einsatzbereitschaft vorgeworfen. Sie sind der Gegenentwurf: Markus, 20, und Steffen Deibler, 23 (r.), treiben Sport bis zur Erschöpfung. Ihr langer Atem zahlt sich inzwischen auch bei internationalen Titelkämpfen aus. Die beiden Schwimmer sind das schnellste Brüderpaar der Welt. Bei den Kurzbahn-Europameisterschaften (25-Meter-Becken) im niederländischen Eindhoven gewannen sie zusammen sieben Goldmedaillen. Es ist ihr Durchbruch.

Sie habe noch niemanden erlebt, der sich derart verausgaben könne, sagt Trainerin Petra Wolfram über Markus Deibler. Seit einer Mandeloperation im Januar und anschließenden Komplikationen krault er bis an den Rand seiner Leistungsfähigkeit, kollabiert nach Rennen regelmäßig. Gesundheitsgefährdend sei das nicht, glauben die Ärzte, Markus habe genügend Substanz.

Obwohl Sport nicht ihr Beruf ist und sie mit ebensolchem Engagement studieren, käme es den beiden Neu-Hamburgern, die aus Biberach an der Riß an die Elbe kamen, nie in den Sinn, Ausreden zu suchen, Verantwortung zu delegieren oder gar im Training zu schludern. "Wenn du kämpfst, kannst du nicht verlieren, wenn du nicht kämpfst, hast du schon verloren", sagen sie und leben danach. "Als Einzelsportler", hat Steffen Deibler erkannt, "kannst du dich auf niemanden verlassen, nur auf dich."