Bayern-Chef Rummenigge pocht auf „das letzte Wort“ und bezeichnet Nationalspieler Bastian Schweinsteiger als “wichtigsten Spieler“. Er bleibe mindestens bis 2012. Trainer van Gaal habe „keinen Einfluss auf die Entscheidung“.

Rom. Bastian Schweinsteiger ist derzeit einer der begehrtesten Spieler Europas. Der FC Bayern München bangt um den Verbleib seines Leistungsträgers. In Rom kann der FCB schon einmal einen ersten Probelauf für eine mögliche Zukunft ohne Schweinsteiger machen. Der Nationalspieler, mit dem der deutsche Meister um eine Verlängerung des im Sommer 2012 auslaufenden Vertrages kämpft, fehlt im Champions-League-Spiel am Dienstagabend im Stadio Olimpico wegen einer Gelb-Sperre – trotzdem ist er auch in der italienischen Hauptstadt ein großes Thema.

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Am Streitfall Schweinsteiger offenbarte sich auch das weiterhin angespannte Binnenklima zwischen der Vereinsführung und Trainer Louis van Gaal. Nachdem Karl-Heinz Rummenigge auf dem vorangegangenen Champions-League-Trip ins rumänische Cluj noch einen Konflikt zwischen Präsident Uli Hoeneß und dem eigenwilligen van Gaal entschärfen musste, sah sich der Vorstandsvorsitzende diesmal selbst zu einem Machtwort veranlasst. „Manchmal erlaube ich mir auch das letzte Wort“, stellte der Boss klar und pfiff den Trainer zurück.

Van Gaal hatte jüngst dafür plädiert, Schweinsteiger am Saisonende für teures Geld ziehen zu lassen, falls eine vorzeitige Verlängerung mit dem 26 Jahre alten Leistungsträger bis dahin scheitern sollte. Rummenigge widersprach van Gaal deutlich: „Er hat keinen Einfluss auf die Entscheidung, das muss ich auch klar und deutlich sagen.“

Die Vereinsführung – und sonst niemand – gibt die Marschroute im Poker um Schweinsteiger vor. „Wir haben immer gesagt, wir möchten den Vertrag mit Bastian verlängern“, bekräftigte Rummenigge die klare Linie des Clubs: „Wenn uns das nicht gelingt, das kann ich auch jedem versprechen, wird er bis zum 30. Juni 2012 gesichert bleiben.“

Dann könnte der spätestens seit der WM in Südafrika europaweit begehrte Schweinsteiger ablösefrei zu einem Top-Club wie Real Madrid wechseln. Aber das schreckt Rummenigge – noch – nicht: „Wir sprechen immerhin über einen Zeitraum von anderthalb Jahren, die er gesichert bei Bayern München ist.“ Nach Philipp Lahm (2016), Thomas Müller, Franck Ribéry (beide 2015) und Holger Badstuber (2014) will man auch die Identifikationsfigur Schweinsteiger langfristig behalten. „Wir sprechen über einen der wichtigsten, wenn nicht sogar im Moment über den wichtigsten Spieler, den wir haben“, erklärte Rummenigge.

Van Gaal fügte sich in Rom in die vorgegebene Sprachregelung. Den verkündeten Mindestverbleib Schweinsteigers bis 2012 bezeichnete er als „ausgezeichnet für mich. Ich will Schweinsteiger behalten.“ Der streitbare Holländer ist ja auch der Meinung, dass der FC Bayern „deutsche Gesichter haben muss. Und die wichtigsten Spieler sind Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger.“

Der umworbene Schweinsteiger hält sich mit öffentlichen Äußerungen zu seiner Zukunft zurück. Er hat keinerlei Zeitdruck. Ihm winkt, ob in München, Spanien, England oder Italien, ein Traumvertrag. Über zehn Millionen Euro Jahresgage wird spekuliert. Seit 1998 spielt das Eigengewächs für Bayern – nie zuvor war er so wertvoll wie heute.

Seit der Versetzung ins zentrale Mittelfeld ist Schweinsteiger ein zentraler Baustein und Erfolgsfaktor sowohl im Verein als auch in der Nationalmannschaft. Im Sommer 2012, wenn sein aktuelles Arbeitspapier in München ausläuft, wird er 28 Jahre alt und damit im besten Fußballer-Alter sein. Schweinsteiger hat stets betont, dass er sich „sehr wohl“ beim Rekordmeister fühle, aber auch immer wieder mal anklingen lassen, „irgendwann“ gerne im Ausland spielen zu wollen.

Abgesehen vom Geld will der sportlich und menschlich gereifte Schweinsteiger unbedingt Titel gewinnen – internationale Titel. Mit den Bayern war er 2010 im verlorenen Champions-League-Finale gegen Inter Mailand ganz dicht davor. Irgendwann aber möchte der ehrgeizige Profi „etwas in der Hand halten“ – in München oder anderswo.