Der Chef des Hamburger Profiboxstalls Universum, Klaus-Peter Kohl, über die Zukunft des Boxens im Internet und im 3-D-Fernsehen.

Hamburg. Sieben Siege in sieben Kämpfen und eine gelungene Live-Premiere eines Kampfes im Internet - Klaus-Peter Kohls gute Laune war verständlich. Der 66 Jahre alte Chef des Profistalls Universum stellte sich nach dem "Warm-up für 2011" im Gym an der Walddörferstraße den Fragen nach der Zukunft seines Unternehmens.

Abendblatt:

Herr Kohl, auch wenn die Atmosphäre im Gym immer toll ist: Mit solchen Kampfabenden dürfte ein Stall wie Universum kaum zukunftsfähig sein.

Klaus-Peter Kohl:

Das Gym ist einer der ganz wenigen Orte, wo ich beim Boxen eine Gänsehaut bekomme. Wir werden hier auch immer wieder veranstalten, denn wir sparen so viel Geld für Hallenmiete und Logistik. Ein Modell für die Zukunft ist es aber trotzdem nur bedingt, denn natürlich ist es unser Ziel, wieder die großen Hallen zu füllen und mit großen Sendern zu kooperieren, für die das Gym eine Nummer zu klein ist.

Gehen Sie aus einem Abend wie diesem mit einer schwarzen Null heraus, oder zahlen Sie drauf, um sich interessant für neue Partner zu machen?

Kohl:

Sie können davon ausgehen, dass ich durch solche Veranstaltungen nicht die Substanz von Universum gefährde. Abende wie diesen könnten wir 50 machen. Aber dass unterm Strich nichts übrig bleibt, ist auch kein Geheimnis.

Nach dem Auslaufen des 20 Millionen Euro jährlich schweren TV-Vertrags mit dem ZDF wollten Sie im Herbst Ihr neues Konzept vorstellen. Jetzt ist bald Weihnachten, und wir warten noch immer.

Kohl:

Es stimmt, wir hatten gehofft, schneller etwas Neues präsentieren zu können. Aber wir werden weiterhin nichts abschließen, womit wir uns unter Wert verkaufen würden. Klar ist: Wir werden in Deutschland derzeit keinen Sender finden, der unser gesamtes Paket abkauft. Deshalb müssen wir mehrere Pakete stricken, um das Ganze zu finanzieren. Ich denke, Anfang 2011 sind wir so weit, dass wir etwas präsentieren können. Aber mir macht es Spaß, im Verborgenen zu arbeiten und alle zu überraschen, wenn die Zeit reif ist. Ich wurde schon so oft totgesagt und bin doch noch immer hier.

Die drei Schwergewichtskämpfe des Abends wurden von Sport1 übertragen, der Sender wird auch am 4. Dezember aus Schwerin live die Schwergewichts-EM zwischen Alexander Dimitrenko und Albert Sosnowski zeigen. Wenn man weiß, dass Sport1 kaum finanzielle Mittel hat, dürfte das allerdings auch kaum das passende Zukunftsmodell sein.

Kohl:

Sport1 kann durchaus Teil des neuen Modells sein, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit Sport1 finanziell erfolgreich zu arbeiten, weil es uns auf dem Sponsoring-Sektor beste Chancen eröffnet. Am 4. Dezember erleben die Boxfans eine Weltpremiere, denn der Kampf wird in 3-D übertragen. Das ist ein lukrativer Markt, weil es Partner gibt, die eine Menge Geld zahlen, um diese Technik zu verbreiten. Und da werden wir Vorreiter sein, genauso wie mit der erstmaligen Übertragung eines Kampfes im Internet, die wir diesmal auf die Beine gestellt haben.

Bild.de hat den Kampf zwischen Ihrem Superweltergewichts-Talent Jack Culcay und Alexej Ribtchev live gezeigt. Allerdings lässt sich bislang mit so etwas auch kein Geld verdienen. Wie lange braucht es, bis es einen Partner gibt, der Ihnen durch Internetübertragungen Ihre Kämpfe finanzieren kann?

Kohl:

Dass durch das Internet weltweiter Zugriff auf Boxkämpfe möglich wird, ist ein Fakt, den wir nicht vernachlässigen dürfen. Wir wollen dort Vorreiter sein, um irgendwann Geld zu verdienen. Der Test mit Culcay bei Bild.de war für uns wichtig, um zu sehen, ob solche Übertragungen technisch einwandfrei möglich sind. Wie es nun weitergeht, werden wir mit allen Beteiligten besprechen. Aber das Internet ist eine weitere wichtige Stütze für die Zukunft.

Es saßen auch Vertreter von Sat.1 am Ring. An welchen Ihrer Sportler könnten die Interesse haben? Möglicherweise an WBO-Halbschwergewichts-Weltmeister Jürgen Brähmer, der im Januar in Kasachstan gegen WBA-Champion Beibut Shumenov antreten soll?

Kohl:

Für Sat.1 könnten einige unserer Boxer interessant sein. Neben Brähmer könnte es Culcay sein oder unser Schwergewichtler Denis Boytsov. Der ist in allen Ranglisten in den Top vier und wird große Kämpfe machen. Wir haben viele Angebote für ihn, er könnte als Hauptkämpfer bei Showtime in den USA gegen Topleute wie Chris Arreola antreten. Allerdings wollen wir erst abwarten, wie sich seine operierte Schlaghand entwickelt. Er wird nach seinem Sieg im Gym die Ärzte aufsuchen, und wenn es nur ein kleines Problem gibt, lassen wir ihn erneut operieren. Denis ist jung und hat viele Jahre vor sich.

Werden Sie in den kommenden Jahren Ihren Heimvorteil aufgeben und mit Ihren Boxern verstärkt im Ausland antreten müssen, um Geld zu verdienen?

Kohl:

Ich glaube nicht an den Heimvorteil, denn wir haben mit unseren Boxern schon viele Kämpfe im Ausland gewonnen und wichtige in Deutschland verloren. Es kann nicht unser Anspruch sein, nur hier groß zu sein. Wir brauchen eine starke Basis in Deutschland, aber das ist nicht alles.

Müssen sich Ihre Sportler darauf einstellen, weniger Geld zu verdienen, weil die Lage schlechter ist?

Kohl:

Pauschal kann man das nicht sagen. Universum ist ja auch nicht insolvent. Wir verdienen immer noch Geld, zurzeit eben verstärkt im Ausland. Ich denke, wir haben in Europa das beste Polster und noch immer substanziell den besten Stall. Was uns fehlt, sind die großen Namen. Daran arbeiten wir.