Zu einer Jubiläumsfeier der Rocker in einem Berlin Klubhaus schickte die Polizei Wasserwerfer und hunderte Einsatzkräfte. Zwei Männer verhaftet.

Berlin. Mehr als 300 Polizisten postierten sich am Sonnabend vor dem Klubhaus in Berlin-Hohenschönhausen und kontrollierten die ankommenden Rocker. Ein internationales Treffen der Rockerbande Hells Angels ist von der Berliner Polizei mit einem Großaufgebot begleitet worden. In dem Klubhaus feierte der Verein Hells Angels MC Nomads sein zehnjähriges Bestehen. Ursprünglich waren bis zu 800 Rocker aus ganz Deutschland und Nachbarstaaten erwartet worden. Am Abend ging die Polizei aber nur noch von 400 Besuchern aus, von denen ein Großteil bis 20.30 Uhr eingetroffen war. Zwei Männer wurden verhaftet, weil Haftbefehle gegen sie vorlagen.

Die Berliner Polizei hatte am Abend an beiden Zufahrten zu dem Klubhaus in der Gärtnerstraße Kontrollpunkte eingerichtet, die von Scheinwerfern beleuchtet wurden und vor denen sich im Lauf des Abends lange Schlangen bildeten. Polizisten mit Maschinenpistolen, ein Wasserwerfer und Hunde standen bereit. Die Rocker wurden auf Waffen und Drogen durchsucht und zu einer weiteren Kontrollstelle geführt, wo sie teilweise fotografiert wurden. Die Sicherheitsvorkehrungen begründete Polizeisprecher Klaus Schubert mit „Gefahrenabwehr“. Es sei möglich, dass Straftaten begangen würden.

In den vergangenen Jahren ging die Polizei stärker gegen Rockerklubs und damit häufig verbundene Kriminalität vor, auch um die blutigen Kämpfe zwischen den verfeindeten Banden Hells Angels und Bandidos zu unterbinden. Im Mai inszenierten die beiden Klubs einen Friedensschluss in Hannover, der laut Polizeiexperten aber keine entscheidenden Änderungen bewirkte.

Im Laufe des Abends erschienen immer mehr Rocker mit Lederjacken oder Westen mit dem Aufdruck „Hells Angels Nomad MC“ und verschiedenen Ortsangaben wie Mannheim, Stuttgart oder auch Italien. Grimmig blickende Männer entstiegen VW-Bussen, Geländewagen oder Kombis mit Kennzeichen aus Bonn, Offenbach oder Polen. Selten zu sehen waren an diesem kühlen Herbstabend allerdings schwere Motorräder. Insgesamt war der Zustrom nicht so stark wie erwartet, so der Polizeisprecher. In den ersten Stunden wurden zwei Messer beschlagnahmt.

Die Rocker-Szene erhielt laut Polizei in den vergangenen Jahren kräftigen Zulauf. Inzwischen soll es allein in Berlin 750 Mitglieder oder Unterstützer geben. Die Revierkämpfe um Geld und Einfluss im Türsteher- und Rotlicht-Milieu sowie im Drogenhandel nahmen zu. Außerdem liefen im Februar 70 Mitglieder und Unterstützer der Bandidos zu den Hells Angels über. Racheaktionen waren die Folge.

Nach einem Bericht des Bundeskriminalamtes (BKA) gibt es bundesweit 90 Rockerclubs mit 463 Ortsgruppen und etwa 5880 Mitgliedern. Gegen Rocker in Deutschland führte die Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 359 Ermittlungsverfahren, die meisten gegen Mitglieder der vier großen Klubs Hells Angels, Bandidos, Gremium MC und Outlaws MC.

Am vergangenen Donnerstag durchsuchten Ermittler die Wohnung eines Berliner Polizisten, weil der Verdacht bestand, der Mann habe Dienstgeheimnisse an die Hells Angels weitergegeben. Bezahlt wurde er den Vorwürfen zufolge mit „Sachwerten“. Die Polizei stellte Beweise sicher. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Vermutungen, dass Rockerclubs vor Razzien aus den Reihen der Polizei Warnungen erhalten hatten.