Der WM-Krake Paul ist tot. Er starb im Sea LifeOberhausen eines natürlichen Todes. Fußballfans aus aller Welt trauern um ihn.

Oberhausen. Die Nachricht sorgte für Erschütterung. Wahrscheinlich weltweit. Fußballfans sind fassungslos. Man musste ja mit seinem Ableben rechnen, aber so plötzlich? Management und Mitarbeiter des Oberhausener Aquariums sind laut offizieller Mitteilung „am Boden zerstört“. Am Boden! Zerstört! Paul ist tot. Der Wunderkrake. Das achtarmige WM-Orakel. Ein „Octopus vulgaris“, aber doch nicht gewöhnlich. Sondern ein Medienphänomen.

Paul ist der jetzt nicht mehr lebende Beweis dafür, dass im Umfeld des Fußballs alle normalen Maßstäbe verloren gehen können.

Ein Spaß wird zum Weltereignis. Ein Krake zum Star.

Futterbeschäftigungs-Spielchen macht jeder Zoo, um der eingesperrten Kreatur wenigstens etwas Abwechslung zu verschaffen. Paul also öffnete Muschel-Behälter.

Am Ende kamen Kamerateams aus der ganzen Welt, eine spanische Gemeinde machte ihn zum Ehrenbürger. Seine YouTube-Videos wurden Hits.

Nur Matze Knoop verpasste den richtigen Zeitpunkt, Paul zu parodieren. Schade eigentlich, dann hätte er mal den Mund halten müssen.

Oberhausen hatte jedenfalls nach einem Einkaufszentrum, einem Gasometer und dem Schloss eine weitere Attraktion. Nun betrauert es nach Christoph Schlingensief innerhalb kurzer Zeit den zweiten großen Sohn der Stadt.

„Wir werden ihn schmerzlich vermissen“, teilte das Aquarium mit.

Das glauben wir aufs Wort.

Trauer um einen Weltstar

Paul, Krake, Orakel, acht Tipps, acht Siege - das war einmal: Paul, der Orakel-Krake, ist tot. „Paul starb in der Nacht friedlich und eines natürlichen Todes. Er begeisterte Menschen aller Kontinente, als er siebenmal nacheinander die richtigen Vorhersagen für die deutsche Nationalmannschaft sowie das Finale richtig orakelte“, sagte Stefan Porwoll, General Manager des Sea Life Aquarium in Oberhausen: „Er ist uns allen sehr ans Herz gewachsen und wir werden ihn schmerzlich vermissen.“

Im Sommer hatte Paul Geschichte geschrieben, als er vor sämtlichen Spielen der deutschen Nationalmannschaft bei WM in Südafrika den Ausgang richtig tippte. Der Krake steuerte immer den richtigen Futterbehälter mit der entsprechenden Landesfahne an, fischte sich die darin liegende Muschel und traf damit seine Wahl. Auch in Spanien werden sie „Pulpo Paul“ auf ewig dankbar sein, denn beim WM-Finale lag das Orakel richtig und sagte der Furia Roja den Titelgewinn voraus. TV-Anstalten berichteten von Pauls Tipps wie von medialen Großereignissen.

Doch die Zeit des Orakelns ist nun endgültig vorbei. Die Paul-Fans und Besucher des Oberhausener Aquariums müssen sich nun mit einer Ausstellung, einem Denkmal für den verstorbenen Kraken und einer DVD mit den besten und bewegendsten Momenten Pauls begnügen. Der Orakel-Krake wird in den kommenden Tagen eingeäschert und soll in einer Urne seinen Platz in einer eigenen Ausstellung finden.

„Auch für uns ist dies ein ungewöhnlicher Umgang mit einem unserer Meereslebewesen. Aber Paul war auch eines der außergewöhnlichsten Tiere, die wir je hatten. Da Paul zu Lebzeiten zu so großer Berühmtheit gelangte, erscheint es uns angemessen, ein Denkmal für ihn zu errichten“, sagte Porwoll über den dahingeschiedenen Weltstar.

Die Marca, eine der größten Sporttageszeitungen Spaniens, titelte auf ihrer Webseite: „Paul, der mythische Oktopus, ist tot“. Zur Stunde hatten bereits 265 Seiten-Besucher ihr Beileid bekundet. Ein User schrieb: „Er war ein großer Krake. Ruhe in Frieden.“ Auch die italienische Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport berichtete umgehend über Pauls Tod, obwohl das italienische Team bereits in der Vorrunde aus dem Turnier ausgeschieden war: „Oktopus Paul ist gestorben - er war das Orakel der Welt.“

Die Mitarbeiter des Sea Life in Oberhausen werden in den kommenden Tagen schwarze Kondolenzschleifen an ihrer Brust tragen, ein Kondolenzbuch wird ausgelegt. Dort dürfen Pauls Fans ihre Beileidsbekundungen hinterlassen.

Auch wenn es Pauls Bewunderer aus aller Welt nicht trösten wird: Hinter den Kulissen des Oberhausener Aquariums aklimatisiert sich schon ein Nachfolger. Dieser sollte in den kommenden Wochen eigentlich von Paul „angelernt“ werden. Nun ist der junge Paul auf sich allein gestellt - und es muss abgewartet werden, ob auch seine Trefferquote bei dem nächsten Fußball-Großereignis bei 100 Prozent liegt. Der kleine Krake wird ebenfalls Paul heißen - aus Oberhausener Tradition.

Zudem hinterlässt Paul ein nicht allzu kleines Erbe. Auf der griechischen Insel Zakynthos wird mit einem Teil der Gelder, die in Pauls Namen eingenommen wurden, eine Rettungsstation für bedrohte Schildkröten finanziert.