Nach dem Sieg in Suzuka rückt die Formel-1-Weltmeisterschaft für den Red-Bull-Piloten wieder näher. Drei Sieg in drei Rennen, dann wäre er Weltmeister.

Suzuka. Die Hände zum Himmel. Kaum hatte Sebastian Vettel den Zielstrich des Suzuka Circuit überquert, reichte ihm der sonst gereckte rechte Zeigefinder allein nicht mehr. Mit einer Oktoberfest-tauglichen Geste drückte er die Überdosis Adrenalin aus, die ihn nach dem ersten Sieg seit einem Vierteljahr durchfließt. In der Formel 1 ist freihändig fahren erlaubt, wenn es denn zielführend ist. Für den 23-Jährigen beginnt die Saison noch einmal neu: "Ich bin froh, dass ich wieder zurück bin. Der Trend zeigt nach oben. Besser hat es in diesem Jahr noch nicht ausgesehen."

Sein dritter Saisonsieg hat den Heppenheimer drei Rennen vor Ende des Titelrennens auf den dritten Gesamtrang katapultiert. Punktgleich mit dem Spanier Fernando Alonso, der die letzten beiden WM-Läufe gewonnen hatte. Was Vettel mit einem Grinsen kommentiert: "Es war auch an der Zeit, mal wieder die Farben zu wechseln." Vom Ferrari-Rot zum Blau-Gelb-Rot des Red-Bull-Teams.

Auf den Spitzenreiter und "Teampartner" Mark Webber fehlen nur noch 14 Punkte. Der Australier hatte in Japan nie eine richtige Chance, seinem deutschen Gegenspieler die Spitze streitig zu machen - er zeigte nur im letzten Umlauf, als er Vettel noch die Ehre der schnellsten Rennrunde entriss, dass er auf einem Niveau mit dem Deutschen fährt. Der sichere zweite Rang machte Webber trotzdem froh, denn er konnte seinen Vorsprung noch ausbauen. Die McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton auf den Rängen vier und fünf drohen aus dem Titelrennen herauszufallen. Sie haben jetzt schon mehr Punkte Rückstand als mit einem Sieg einzufahren sind.

"Ein schöner Sonntag, und etwas Besonderes, Poleposition und Rennen an einem Tag zu gewinnen", bilanzierte Vettel, der zum Ausspannen in Asien bleibt. "Ich hoffe, dass das jetzt so weitergeht. Es war eine unheimliche Erleichterung, mal wieder zu gewinnen. Am Anfang war es nicht ganz einfach, aber jedes Mal wenn Mark danach näher kam, habe ich ein bisschen mehr Gas gegeben. Danach ging es nur darum, das Auto nach Hause zu tragen." Webber ist gewarnt. Auf die Frage, wer sein größter Herausforderer sei, blieb er in Suzuka vage. Zuletzt sei es erst Hamilton, dann Alonso gewesen. Den Namen Vettel sprach er nicht aus, immerhin gratulierte er seinem Teamgefährten: "Er hat einen guten Job gemacht."

"Am Ende heißt es ja Selbst-Vertrauen", sagte Vettel über sein Erfolgsrezept, "mit all dem, was da hineininterpretiert wurde, konnte ich wohl am besten umgehen." Renn-Realo Vettel ist ein abergläubischer Mensch, und deshalb nahm er es als willkommenes Omen, dass er zum ersten Mal in seiner Karriere einen Grand Prix in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gewinnen konnte. Auf der Charakterstrecke Suzuka war das zuvor nur zwei anderen Rennfahrern gelungen, Mika Häkkinen und Michael Schumacher - die im Anschluss auch den Weltmeisterschaftstitel feiern konnten.

Vettel verlieh seiner Entschlossenheit, den Titel als jüngster Champion der Formel-1-Geschichte in Angriff zu nehmen, mit seinem schnellen Grundtempo Nachdruck. Die am Sonnabend wegen einer überschwemmten Strecke abgesagte Qualifikation musste sonntags fünf Stunden vor dem Rennstart nachgeholt werden, und auch die dominierte er vor Webber: "Diese Strecke ist wie für unser Auto gemacht, je weniger Sprit drin ist, je mehr Spaß macht es." Auch voll beladen war der Red Bull am Start nicht zu halten, nur Webber hatte gegen den Polen Robert Kubica das Nachsehen. Doch weil an dessen Renault noch während der frühen Safety-Car-Phase wegen zwei Startunfällen ein Hinterrad verloren ging, war der dritte Doppelerfolg für das so ungleiche deutsch-australische Duo nicht mehr in Gefahr.

Kein Wunder bei einer Strecke, die Vettel besonders nach seinem zweiten Triumph besonders schätzt: "In die muss man sich verlieben."