Das kontinentale Golf-Team um den Deutschen Martin Kaymer gewinnt in Wales den 38. Ryder-Cup gegen Titelverteidiger USA

Newport. Martin Kaymer hat als zweiter deutscher Golf-Star nach Bernhard Langer mit dem Team Europa den Ryder-Cup gewonnen. Doch der Held in dem denkwürdigen Drama im walisischen Newport war der Nordire Graham McDowell. Mit dem letzten Putt entthronte der US-Open-Sieger bei der 38. Auflage des prestigeträchtigsten Mannschaftswettbewerbs im Golf Titelverteidiger USA. Nach tagelangem Dauerregen siegte das Team von Kapitän Colin Montgomerie am Montag bei strahlendem Sonnenschein mit dem knappsten aller möglichen Ergebnisse von 14,5:13,5 Punkten.

"Es war das Größte in meiner Karriere. Unfassbar. Mehr geht nicht. Ich bin unglaublich glücklich", sagte McDowell. Die USA warten nach der knapp 80-stündigen Golfschlacht auf der Anlage entlang des River Usk weiter auf den ersten Sieg auf europäischem Boden seit 1993. Kaymer ist der erste deutsche Ryder-Cup-Sieger seit Bernhard Langer 2002. Erstmals seit seiner Premiere 1927 musste das Finale mit den zwölf Einzeln wegen der heftigen Regenfälle auf einen Montag verlegt werden. Den USA hätten als Titelhalter schon 14 der 28 zu vergebenden Punkte aus insgesamt 28 Matches zum Sieg genügt. Als McDowell den elften Titel für Europa im letzten von 28 Matches mit der letzten Ballumdrehung zum Par am 17. Grün sicherte, brachen alle Dämme.

Das Europa-Team lag sich in den Armen. Montgomerie ballte die Faust und umarmte nach seinem ersten Titel als Kapitän den 31 Jahre alten McDowell. "Es ist unbegreiflich. Ich muss jedem danken. Wir waren die Glücklichen. Es ist unglaublich." Dann genoss auch der Schotte das nicht enden wollende "Olé, olé" der 35 000 Zuschauer im Celtic Manor Resort von Newport.

Die US-Spieler um den Weltranglisten-Ersten Tiger Woods standen wie erstarrt, als McDowell den unglücklichen Hunter Mahan mit 3:1 besiegte. Zuvor hatten es die Europäer spannend gemacht. Auch dem bis dahin ungeschlagenen Debütanten Kaymer versagten im Einzel bei der bitteren Niederlage mit 4:6 gegen Dustin Johnson die Nerven. Es war die höchste Niederlage des Tages. "Ich war irgendwie gehemmt", sagte Kaymer, 25, "es ist mir nicht gelungen, die Handbremse im Kopf zu lösen." Dabei hatte der Weltranglisten-Sechste in seinen drei Vierern an der Seite der Engländer Lee Westwood und Ian Poulter 2,5 von drei möglichen Punkten geholt und damit das Ergebnis Langers bei dessen Debüt 1981 (1,5 Punkte aus vier Spielen) getoppt. Doch während seine Teamkollegen das Publikum immer wieder mitrissen, haderte Kaymer mit seinem Spiel.

Begleitet von den "Europe, Europe"-Gesängen der begeisterten Fans spielte sich der Gastgeber in die richtige Stimmung, um nach der 11,5:16,5-Pleite 2008 in Kentucky "den Pott zurückzuholen". Nach den 16 Vierern hatte Europa noch mit 9,5:6,5 geführt. Montgomerie hatte entsprechend in seinem Taktikpuzzle Kaymer an Nummer vier ins Rennen gegen den bis dahin punktlosen Dustin Johnson geschickt. Die Schlüsselposition war Kaymers Viererpartner Lee Westwood an Nummer eins gegen Steve Stricker zugedacht.

Der 37 Jahre alte sechsmalige Ryder-Cup-Routinier Westwood gab nach einer Führung bis zum elften Grün das mutmaßliche Schlüsselspiel gegen Woods-Partner Stricker auf den letzten Löchern mit 1:2 aus der Hand. Als der Engländer Ian Poulter mit 5:4 gegen Matt Kuchar den ersten Konter setzte, kam Europa in Schwung. Der Nordire McIlroy rettete gegen den 2009-British-Open-Sieger Stewart Cink mit dem Remis wenigstens einen halben Punkt am letzten Loch. Der Brite Luke Donald ergatterte ein "1 auf" gegen US-Routinier Jim Furyk. Der Spanier Miguel Jiménez überraschte mit 4:3 gegen Bubba Watson. Tiger Woods brachte nach dem Zwischenspurt mit drei Putts und einem Eagle mit einem 5:3 gegen Francesco Molinari die USA wieder heran. Dabei sammelte Woods nach seiner Auftaktniederlage im Vierer erstmals im Ryder-Cup drei Punkte und rechtfertigte seine Wildcard von US-Kapitän Corey Pavin. Aber im Schlussspurt war Europa nicht zu halten.