Ein Kommentar von Dirk Steinbach

Alles hat bekanntlich ein Ende. Helmut Kohl war irgendwann nicht mehr Bundeskanzler, Schimmi nicht mehr "Tatort"-Kommissar, und selbst der ewige Otto Rehhagel wird seine Trainerkarriere in absehbarer Zeit beenden. Immerhin 36 Jahre lang hielt die Vorherrschaft der deutschen Dressurreiter bei Weltmeisterschaften, doch nun ist auch diese Gold-Serie Geschichte. Nicht mal zu Silber reichte es für die erfolgsverwöhnte Equipe. Jetzt hofft sie auf bessere Zeiten, zum Beispiel bei Olympia 2012 in London. Dafür war es vermutlich eine Niederlage zur rechten Zeit.

Der Generationenwechsel in der deutschen Dressur muss fortgesetzt werden, neue erfolgreiche Paare geformt werden. Die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth hatte drei WM-Neulinge an ihrer Seite, aus dem Nachwuchsbereich rücken Talente nach. Bei deren Europameisterschaften wurden alle sechs möglichen Goldmedaillen geholt. Probleme in der Ausbildung gibt es also nicht.

Es gilt allerdings, hierzulande eine schwierige Phase voller Doping-Affären hinter sich zu lassen, in die auch Werth verstrickt war. Nach neun goldenen WM-Medaillen ist Platz drei daher kein Grund zum Jubeln, aber in Zeiten eines erhofften Neuanfangs auch keine Katastrophe, weil derzeit eben nicht nur Siege zählen - und Niederlagen in Kentucky auch nur Spezialisten hautnah mitbekommen. Dank der Zeitverschiebung kam das Ende der Serie nämlich im wahrsten Sinne zur rechten Zeit, am späten Dienstagabend, als viele Deutsche schon zu Bett gegangen waren.