Nach einer lauten Ansprache von van Gaal in der Halbzeit drehte Bayern München das Spiel in Basel. Rummenigge fordert: “Nachlegen“.

Basel/München. Die Last-Minute-Bayern haben wieder zugeschlagen. Wie schon beim 2:1 zum Bundesligastart gegen Wolfsburg und beim 2:1 in Hoffenheim vor Wochenfrist, kam der erlösende Siegtreffer auch in der gestrigen Champions-League-Partie beim FC Basel erst nach Ende der regulären Spielzeit. Dabei wurde es in der Pause in der Kabine richtig laut, nach dem Auswärtserfolg feierten die Bayern dann erstaunlich leise. Louis van Gaal stieß mit dem Vorstand beim Mitternachtsbankett kurz mit einem Glas Rotwein auf den zweiten Sieg und die Tabellenführung in der Gruppe an. Eine kleine Atempause zum Verschnaufen war angesagt, die große Trendwende durfte noch nicht zelebriert werden. Das Knack-Spiel folgt am Sonntag in Dortmund (17.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de), wie Karl-Heinz Rummenigge in seiner rekordverdächtig kurzen Saal-Rede im Hilton-Hotel in der Basler Innenstadt betonte. „Wir müssen in Dortmund gewinnen“, sagte auch Kapitän Mark van Bommel .

+++Schweinsteiger erlöst die Bayern der späten Tore+++

„Das ist ein ganz wichtiges und schweres Spiel“, appellierte Rummenigge mit dem Blick auf die Spieler-Tische: „In der Bundesliga ist die Situation von uns nicht so komfortabel wie in der Champions League. Wir müssen zusehen, dass wir punkten, dass wir uns auch dort langsam stabilisieren und nach oben hangeln.“ Die Parole heißt: „Nachlegen!“ Allein: Die Vorstellung der Bayern im Basler St.-Jakob-Park gab kaum Anlass zur Hoffnung auf eine baldige Wende. Die Mannschaft von Trainer van Gaal begann zwar gut, nach dem Gegentor des Ex-Dortmunders Alex Frei (18.) ging bis zur Pause jedoch nichts mehr. Ideen und Fantasie fehlten, kämpferisch haperte es ebenso.

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In der zweiten Hälfte stimmte wenigstens der Einsatz - auch, weil van Bommel und Torwart Jörg Butt die Kollegen wachgerüttelt hatten. „Jörg und ich sind in der Kabine ziemlich laut geworden“, berichtete der Kapitän. Auch der Trainer habe den Weckruf „gut“ geheißen, so van Bommel. Van Gaal habe gesagt: „Jungs, so geht das nicht. Wir trainieren die ganze Woche und es kommt nichts raus.“ Die klare Kabinen-Ansage, aber auch van Gaals Wechsel und Umstellungen hin zu zwei Angreifern zeigten Wirkung. „Mehr Power“ registrierte fortan der Trainer – und Bastian Schweinsteiger riss das Ruder mit seinem Foulelfmeter (56.) und dem späten Siegtor (89.) herum. „Man muss natürlich auch Tore machen“, sagte Schweinsteiger.

Fast alle Gedanken und Aussagen kreisten schon in der Nacht zum Mittwoch um den schauerlichen Liga-Alltag. „Wir sind jetzt noch nicht auf der richtigen Spur“, mahnte van Bommel. Das war auch in Basel zu erkennen, wo das Gegentor von Frei nach einem bitterbösen Fehler von Daniel van Buyten das Münchner Starensemble beinahe auch in der Königsklasse aus der Bahn geworfen hätte. „Wir kassieren oft ein dummes Tor und stehen wieder vorm Scherbenhaufen“, beschrieb Thomas Müller das Bayern-Dilemma.

Die erheblichen Mängel in Defensive (van Buyten) und Offensive (Torlos-Stürmer) waren auch in Basel nicht zu übersehen. Aber Moral und Teamgeist sind intakt. „In der zweiten Halbzeit haben wir den Schalter mental umgelegt“, sagte WM-Torschützenkönig Müller, der den Elfer herausholte. „Es war ein Arbeitssieg“, gestand Miroslav Klose. „Bayern München wäre nicht Bayern München, wenn sie am Schluss nicht

2:1 gewinnen. Das ist einfach so“, lamentierte dagegen der ehemalige Dortmunder Frei. „Total enttäuscht“ war auch Thorsten Fink, Basels Coach, der 2001 als Spieler mit Bayern die Champions League gewann. Mit einem weiteren Heimsieg am 19. Oktober gegen Rumäniens Titelträger CFR Cluj können die Münchner schon fast das Achtelfinale buchen. „Wir können schon ein bisschen in Richtung Qualifikation schauen“, sagte Rummenigge. Aber zunächst zählt Dortmund. „Wir haben keine Ausreden, wir müssen gewinnen“, sagte van Bommel angesichts von sieben Zählern Rückstand auf die Borussia und sogar zehn auf Tabellenführer Mainz. „In der Bundesliga darf man sich gar keinen Ausrutscher mehr leisten“, betonte auch Vize-Kapitän Philipp Lahm.

Der Sieg in Basel verschafft den Bayern eine Atempause – und van Gaal will sie für eine optimale Vorbereitung nutzen. Während die Dortmunder am Donnerstag in der Europa League gegen den FC Sevilla ranmüssen, kann er seinem Team eine Verschnaufpause gönnen. „Ich werde meinen Spielern am Donnerstag freigeben“, kündigte van Gaal schon vor der Heimreise nach München am Mittwoch an: „Ich denke, dass diese Ruhe wichtiger ist als das Resultat in Basel.“

Die Statistik

Basel: 1 Costanzo - 22 Inkoom, 19 Abraham, 28 Ferati, 20 Safari - 17 Shaqiri (ab 80. Chipperfield), 10 Yapi (ab 90. Almerares), 8 Huggel (ab 87. Cabral), 14 Stocker - 13 Frei, 9 Streller. - Trainer: Fink

München : 1 Butt - 21 Lahm, 5 van Buyten, 28 Badstuber, 23 Pranjic - 31 Schweinsteiger, 17 van Bommel - 8 Hamit Altintop (ab 46. Gomez), 25 Müller, 39 Toni Kroos (ab 56. Olic) - 18 Klose (ab 77. Tymoshchuk) - Trainer: van Gaal

Schiedsrichter: Craig Thomson (Schottland)

Zuschauer: 38.500

Tore : 1:0 Frei (18.) , 1:1 Schweinsteiger (56./FE) , 1:2 Schweinsteiger (89.)