Nach dem sechsten Sieg im sechsten Spiel ernennt Bayern-Trainer van Gaal Mainz 05 zum Kandidaten für den Titel. Rumenigge fordert “härtere Gangart“.

München. Die Mainzer Überflieger haben auch die großen FC Bayern düpiert. Der Tabellenführer setzte seinen Siegeszug in der Fußball-Bundesliga am Samstag mit einem weiteren Paukenschlag fort, siegte beim deutschen Meister nicht unverdient mit 2:1 (1:1). „Es ist sehr außergewöhnlich, nach einer Serie von fünf Siegen auch den sechsten einzufahren. Mir fehlen ein wenig die Worte“, sagte Erfolgstrainer Thomas Tuchel. Stürmer Adam Szalai entschied mit seinem zweiten Saisontor das Topspiel vor 69 000 Zuschauern in der Münchner Allianz Arena mit einem knallharten Schuss aus der Drehung in der 77. Spielminute. „Solche Tore gelingen nur, wenn man klar im Kopf ist“, kommentierte der Matchwinner.

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Die famose Truppe von FSV-Trainer Thomas Tuchel war früh durch Sami Allagui (15.) in Führung gegangen. Ein Eigentor von Bo Svensson (45.) hatte die ohne Arjen Robben und Franck Ribéry harmlosen Bayern wieder ins Spiel gebracht. Der Rekordmeister hat nach sechs Spieltagen bereits zehn Punkte Rückstand auf den Tabellenführer. „Zu viele Spieler waren unter ihrer Normalform“, erklärte Bayern-Coach Louis van Gaal, der den furiosen Gegner zum Titelkandidaten ernannte: „Ich traue ihnen viel zu, auch die Meisterschaft.“

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Tuchel hatte sein Team erneut einer großen Rotation unterzogen, besetzte die Startelf auf fünf Positionen neu. Van Gaal musste die linke Seite nach den Ausfällen von Ribéry (Bänderriss) und Diego Contento (Leiste) komplett umbesetzen, tat dies mit Toni Kroos und Danijel Pranjic. Doch am Personal lag es nach Ansicht von Bayern-Chef Rummenigge nicht. „Leidenschaft, Laufbereitschaft, Aggressivität - das haben wir heute alles vermissen lassen“, schimpfte Rummenigge an seinem 55. Geburtstag. Schon am Dienstag im Champions-League-Spiel beim FC Basel erwartet er von der eigenen Mannschaft, „eine andere Gangart anzulegen“. Zehn Punkte Rückstand auf Platz eins – „das ist heftig“, betonte auch Sportdirektor Christian Nerlinger.

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Die Partie begann flott mit Chancen auf beiden Seiten. Mainz trat wie ein Tabellenführer auf, attackierte die Bayern schon in der gegnerischen Hälfte. „Wir hatten sehr viele Schwierigkeiten mit dem Pressing der Mainzer“, gestand van Gaal. Beim 0:1 tanzte Lewis Holtby, der zur Pause mit einer Wadenverhärtung ausschied, Daniel van Buyten aus. Er bediente Allagu, der den Ball sehenswert mit der Hacke ins Tor verlängerte.

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Auf den Rückstand reagierten die Bayern mit Hilflosigkeit. Das Positionsspiel war geprägt von Fehlpässen, Tempo und Ideen fehlten. Es dauerte bis zur 41. Minute, ehe Kroos nach Zuspiel von Thomas Müller aus der Drehung verzog. Kurz darauf hatte Klose Pech mit einem Kopfball an den Innenpfosten (44.). Beim Ausgleich halfen dann die Mainzer, als FSV-Verteidiger Svensson einen langen Ball von Mark van Bommel aus 25 Metern ins eigene Tor köpfte. Torwart Christian Wetklo war in der Vorwärtsbewegung gewesen, kam nicht mehr heran.

Auf nach der Pause blieb bei den Bayern vieles Stückwerk. Tuchel brachte André Schürrle als Joker und zeigte an, dass er mehr als einen Punkt wollte. Zunächst verfehlte jedoch Klose nach einer Ecke mit seinem Kopfball das Mainzer Tor (71.). Besser machte es Szalai, als er aus der Drehung den Ball mit Wucht ins Münchner Tor drosch. „Adam macht das sensationell“, meinte Passgeber Schürrle. In der Schlussphase hielt Torwart Wetklo mit einer Parade gegen van Buyten (88.) den Mainzer Sieg fest.