Die deutschen Hockeydamen kämpfen heute Nacht um den Einzug ins WM-Halbfinale. Gegner um 0.30 Uhr ist das Team aus Australien.

Hamburg. Sportler auf Weltklasseniveau zeichnet es aus, dass sie Rückschläge nicht nur schnell verarbeiten, sondern auch das Negative ausblenden und nur das Positive sehen können. Letzteres bewiesen die deutschen Hockeydamen gestern, nachdem sie am Sonntagabend (Ortszeit) bei der WM in Argentinien im vierten Gruppenspiel die erste Niederlage hatten hinnehmen müssen. Eine Unachtsamkeit in der Abwehr zwei Minuten vor Spielende hatte der Erzrivale aus den Niederlanden zum glücklichen 2:1-Siegtreffer genutzt. Dennoch sprachen Bundestrainer Michael Behrmann und sein Team nur darüber, dass sie dem Topfavoriten über weite Strecken des Spiels ebenbürtig gewesen waren und es in der ersten Hälfte lediglich versäumt hatten, dem frühen Führungstor von Maike Stöckel (2.) weitere Treffer folgen zu lassen.

Inwieweit die deutschen Damen die Pleite tatsächlich verarbeitet haben, wird sich in der Nacht zu morgen (0.30 Uhr) zeigen, wenn es gegen die punktgleichen Australierinnen um den Einzug ins Halbfinale geht. "Ich bin extrem positiv gestimmt. Wenn wir so spielen wie gegen Holland, dann werden wir Australien schlagen", sagt Eileen Hoffmann. Die Angreiferin vom Hamburger Topklub Uhlenhorster HC verpasste gegen die Niederlande eine Großchance, als sie völlig freistehend vor dem leeren Tor den Schläger nicht rechtzeitig zum vorbeifliegenden Ball brachte. "Natürlich habe ich mich darüber geärgert, aber das ist abgehakt", sagt sie.

Ein Tor, das 1:0 beim 4:1 gegen Indien, hat die 26-Jährige bei ihrer ersten WM im A-Kader bislang erzielt. Mit dieser Ausbeute ist sie selbst nicht ganz zufrieden, allerdings ist ihre Rolle als hängende Stürmerin auch nicht vorrangig aufs Toreschießen ausgelegt, sondern eher aufs Ankurbeln der Angriffe. "Ich bin mit meiner Leistung bislang durchaus einverstanden, trotzdem ist da noch Luft nach oben. Die Tore habe ich mir hoffentlich für die wichtigen Spiele aufgehoben", sagt sie.

Das Duell mit den kampfstarken Australierinnen ist so ein wichtiges Spiel, und obwohl im Falle eines Sieges ein Halbfinale vor ausverkauftem Haus gegen die Gastgeber lockt, will Hoffmann nicht weiter vorausblicken als zum Gruppen-Showdown. "Es wäre fatal, jetzt schon an Argentinien zu denken. Dann hat man am Ende ganz schnell gar nichts in der Hand", sagt sie. Um die Köpfe freizubekommen, durfte das Team den gestrigen Nachmittag in Eigenregie gestalten. Die meisten Spielerinnen zog es in die Cafés am Parana-Fluss, der unweit des Hotels durch Rosario, die drittgrößte Stadt Argentiniens, fließt. Nach langen Tagen mit viel Regen und nasser Kälte schien gestern wieder die Wintersonne. "Das hilft uns auch, die Laune wird dadurch automatisch besser", sagt Hoffmann. Ein Sieg gegen Australien, und der Sommer ist zurück - zumindest im Gemüt.