Der Wasserspringer holt bei der Schwimm-EM zweimal Gold und dreimal Silber. Deiblers verpatzen Staffelwechsel

Budapest. Paul Biedermann, 24, hat mit dem erneuten Titel und Weltjahresbestzeit über 200 Meter Freistil seine Mission erfüllt, Silke Lippok, 16, brachte sich als hoffnungsvolles Talent in Stellung: Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) hat bei der Europameisterschaft in Budapest seine Zielsetzung von elfmal Edelmetall ohne Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen um zwei Medaillen (2-5-2) knapp verfehlt. Mit Lippok hat der DSV aber einen möglichen neuen Star in der Hinterhand.

Für einen Goldrausch sorgten die in Europa wieder führenden Wasserspringer (5-3-0) mit Patrick Hausding, 21, Sascha Klein , 24, der vom Zehn-Meter-Turm siegte, und Christin Steuer, 27. Insgesamt holte das DSV-Team aus Wasserspringern, Becken- und Freiwasser-Schwimmern 20 Medaillen (8-9-3), eine weniger als die 21 geplanten. Nur die Russen (13-7-8) waren besser.

DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow sprach "von einem sehr positiven Eindruck", Schwimm-Bundestrainer Dirk Lange fügte hinzu: "Paul Biedermann hat sich als Top-Schwimmer etabliert. Dahinter kann man mit Lippok und der jungen Frauenstaffel von einer New Wave, einer neuen Welle sprechen." Für Olympia 2012 in London fühlt sich der DSV gut aufgestellt.

Am Schlusstag der EM wurde der positive Eindruck allerdings getrübt. Einzig die Lagenstaffel der Frauen rettete mit Bronze die Ehre. Das Quartett profitierte von der Disqualifikation der siegreichen Russinnen. Dieses Missgeschick widerfuhr im letzten Wettbewerb den deutschen Männern in der Lagenstaffel. Ausgerechnet beim letzten Wechsel zwischen den Hamburger Brüdern Steffen, 23, und Markus Deibler, 20, passierte das Missgeschick. Dabei hatte Markus Deibler den Vorzug vor Biedermann erhalten, der im Vorlauf enttäuscht hatte. Die deutsche Staffel hatte als Vierte angeschlagen.

Biedermann erlebte in Ungarn ein Wechselbad. Nach seinem Auftakt-Silber über 400 Meter Freistil gab er die passende Antwort. Erst verteidigte er seinen Titel über die halbe Distanz, dann führte der Doppel-Weltmeister die 4x200-Meter-Staffel zu Silber und entriss als Startschwimmer Rekord-Olympiasieger Michael Phelps die Weltjahresbestzeit. Lippok verzückte nach dem Triumph mit der 4x100-Meter-Freistilstaffel als Zweite über 200 Meter Freistil hinter der italienischen Schwimm-Diva Federica Pellegrini, 22. Zudem überzeugten Daniela Samulski, 26, über 50 Meter Rücken und Christian Kubusch, 22, über 800 Meter Freistil mit jeweils zweiten Plätzen sowie Jenny Mensing, 24, mit Rang drei über 100 Meter Rücken. Kubusch sorgte für den ersten deutschen Rekord nach dem Verbot der Hightech-Anzüge. Es gab aber auch prominente Problemfälle. Steffen Deibler blieb unter seinen großen Möglichkeiten und holte erneut keine Medaille auf der 50-Meter-Bahn. Der WM-Vierte Hendrik Feldwehr, 24, verpasste über 50 Meter Brust das Finale.

"Wir können uns die Medaillenleute auch nicht schnitzen. Aber auf den Positionen vier bis acht waren wir führend. Die Breite ist also da, und auch der Teamspirit stimmt", sagte Lange, der den DSV im Vergleich zu anderen Nationen "im Moment auf Position drei bis vier mit deutlicher Tendenz nach vorn" einordnet. Vor allem die Franzosen, Briten und Russen hinterließen auf der Margareteninsel einen starken Eindruck. Auch die heimstarken Ungarn (6-4-3) sorgten für Aufsehen.

Etwas Unruhe gibt es beim DSV nach wie vor wegen der Hängepartie um Lange. Der DSV hat die Entscheidung über seine mögliche Beförderung zum Chef-Bundestrainer bis frühestens nach einer Präsidiumssitzung am 3. September in Kassel vertagt. "Es ist aber nicht so, dass Buschkow und ich auseinanderdriften", sagte Lange, der seine konzeptionellen Leistungen durch Buschkow nicht ausreichend gewürdigt sieht.

Für ein kleines Störfeuer sorgte Franziska van Almsick, die dem geplanten Comeback der Berlinerin Britta Steffen, 26, zur im Herbst anstehenden Kurzbahn-Saison (25-Meter-Bahn) mit großer Skepsis entgegensieht. "Britta ist ein Kind der Ära der Wunderanzüge. Sie hatte immer Talent, ist aber erst in den Anzügen richtig schnell geworden. Für sie wird es noch eine ganz schöne Umstellung werden", sagte die ehemalige Weltrekordlerin van Almsick.