Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Deutschland und seine Olympiabewerbungen - das ist eine Geschichte der Missverständnisse und Peinlichkeiten. München, das die Winterspiele 2018 ausrichten will, schreibt gerade am nächsten Kapitel. Dabei könnte sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) Spiele in Deutschland bestens vorstellen. Die Fußball-WM 2006 hat schließlich bewiesen, dass Schland mehr kann als nur hervorragend organisieren - was ja schon Qualifikation genug wäre. Die Deutschen gelten inzwischen auch als feierfest, als fröhliche Gastgeber, weltoffene und tolerante dazu. Olympia würde sich hier zu Hause fühlen.

Das Problem ist nur: Deutschland scheint nicht in der Lage, eine von allen gesellschaftlichen Kräften getragene Bewerbung abzuliefern. Berlin scheiterte 1993 am eigenen Größenwahn, Leipzig war 2004 schlicht der falsche Kandidat - die Stadt ist für Olympische Spiele zu klein -, und München droht im nächsten Jahr das Aus, weil in den Gemeinden vor den Toren der Stadt Widerstand wächst; erst in Oberammergau und jetzt ausgerechnet in Garmisch-Partenkirchen, wo 2011 die alpinen Ski-Weltmeisterschaften ausgetragen werden. Das klingt nach einem Kommunikationsproblem, wie es die einheimische Olympiasiegerin Maria Riesch beklagt. Über die Köpfe der Bürger hinweg, das sollte man allmählich auch im Freistaat Bayern begriffen haben, kann heute niemand mehr Politik machen. Sie einzubinden wäre vor Jahren ein Leichtes gewesen, nun wird die Suche nach Konsens zur Herausforderung.