Ein Kommentar von Björn Jensen

Die 104. German Open am Rothenbaum sind Geschichte, und natürlich könnte man an dieser Stelle wieder den Abgesang anstimmen auf ein Tennisturnier, dem die Stars fehlen, das keinen Titelsponsor hat und das im bundesweit empfangbaren Spartensender Sport 1 noch nicht einmal eine sechsstellige Zuschauerzahl anspricht. Aber wer während der vergangenen Woche das traditionsreiche Gelände an der Hallerstraße besuchte, der muss einen anderen Text singen, denn: Der Rothenbaum lebt!

Mit Florian Mayer stand erstmals seit 1997 wieder ein Deutscher im Halbfinale. Mit Julian Reister entwickelte sich ein Lokalmatador zum Publikumsliebling. Mehrheitlich scheinen die deutschen Profis verstanden zu haben, welche Chancen sich ihnen bieten, wenn bei Turnieren in der Heimat die Weltelite nicht aufschlägt. Und wer die Atmosphäre bei Mayers und Reisters Spielen erlebte, der konnte spüren, dass die Tennisfans nur auf neue Helden warten.

Was dem Turnier guttut, ist die ausgebliebene Diskussion um sein Fortbestehen. Turnierdirektor Michael Stich und sein Team haben sich zu einem drei Jahre währenden Neuaufbau verpflichtet, um endlich Kontinuität zu bieten. Sie haben der Anlage einen modernen Anstrich verpasst, und sie tun alles, um die Sünden ihrer Vorgänger aus der Welt zu schaffen. Natürlich ist das Turnier ohne neue Sponsoren auf Dauer nicht finanzierbar. Doch Stich und Co. verdienen auf ihrem Weg jede Unterstützung. Denn der Rothenbaum ist es wert.