Aber erst im nächsten Jahr, meint Eddie Jordan, der frühere Formel-1-Teamchef

Hockenheim. So ganz mag der Ire Eddie Jordan nicht von der Formel 1 lassen, seit er 2005 sein Team Jordan Grand Prix verkaufte. Er kommentiert für die BBC oder präsentiert für Sponsoren. Der frühere Chef Michael Schumachers spricht vor dem Großen Preis von Deutschland (Sonntag, 14 Uhr, RTL) über das schwierige Comeback des Rekordweltmeisters und das Teamduell der Red-Bull-Piloten Sebastian Vettel und Mark Webber.

Abendblatt:

Michael Schumacher hat sogar Experten verblüfft, als er seinen Ehrgeiz auf den Titelgewinn in der nächsten Saison bekundete. Was halten Sie von seinen Vorstellungen bisher?

Eddie Jordan:

Seine Leistungen in diesem Jahr zeigen, dass er mit dem Auto nicht glücklich ist. Er hat zu kämpfen damit. Es wird leichter, sein Leistungsvermögen tatsächlich erst in einem Jahr zu beurteilen, wenn er sich selbst in das Design des Autos eingebracht hat. Offensichtlich hat sich die Formel 1 seit seinem Abschied, etwa durch die Slick-Reifen, sehr verändert. Ich bin also nicht überrascht, dass er in diesem Jahr harte Zeiten durchlebt. Aber ich glaube, nächstes Jahr wird er sehr stark sein.

Viele Experten führen das Ende seiner Dominanz auch darauf zurück, dass er nicht wie früher seinen Fleiß ausspielen und ohne Grenzen testen kann.

Das war nur einer der Faktoren. Es würde ihm nicht gerecht, reduzierte man seine Dominanz einmal allein darauf. Er war immer sehr diszipliniert, sehr fit, sehr konzentriert. Michael Schumacher ist eine Ikone, eine Legende. Niemand anders ist sieben WM-Titeln je auch nur nahe gekommen. Dann nach der Pause wieder zurückzukommen, war eine enorm mutige Entscheidung. Jetzt bin ich sehr beeindruckt. Es wäre sehr leicht für ihn gewesen zu sagen: 'Mein Nacken schmerzt.' Und sich anders zu entscheiden. Sie können mir glauben: Es besteht kein Zweifel, dass er im kommenden Jahr tatsächlich um den WM-Titel mitkämpfen wird.

Wenn das Auto kommendes Jahr auf Schumacher zugeschnitten wird, bedeutet das, Nico Rosberg kommt zu kurz?

Nein, Michael bringt so einen Erfahrungsschatz mit, dass Nico Rosberg davon profitieren wird. Michael und Mercedes-Chefingenieur Ross Brawn sind wahrscheinlich die fruchtbarste Fahrer-Designer-Kombination, die es je in der Formel 1 gegeben hat.

Wie gefährlich ist bei McLaren oder noch mehr bei Red Bull die erbitterte Rivalität der beiden Fahrer?

Red Bulls Geschichte ist phänomenal. Von einem kleinen Team ohne große Beziehungen zu Automobilherstellern zu einem WM-Titelkandidaten zu werden. Die Presse macht aus der Rivalität zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber mehr als das Team. Die Fahrer respektieren sich sehr. Sie sind sehr schnell. Beide können die WM gewinnen. Es gab vielleicht Kommunikationsprobleme. Aber sie werden wie verrückt um den Titel kämpfen. Und ich würde sie einfach weitermachen lassen.

Lassen sich Unfälle wie zwischen Vettel und Webber in Istanbul ausschließen?

Nein, das geht nicht. Du behandelst deinen Teamkollegen immer härter als alle anderen. Dein erstes Ziel als Fahrer ist, deinen Teamkollegen zu besiegen. Ich bin glücklich über Vettels Kollision mit Webber, weil sie zeigt, dass sie gegeneinander kämpfen, dass dem Publikum nichts vorenthalten wird.

Wer ist der schnellere Red-Bull-Fahrer?

Das kann man nicht sagen. Sie haben sich gegenseitig konkurrenzfähiger gemacht. Vettel ist der Jungstar, der irgendwann seinen WM-Titel gewinnen wird. Aber wir haben Webber in Silverstone gesehen: Wenn das Tier verwundet ist, findet es Extrakräfte. Webber hat in Silverstone Extrakräfte gefunden und gewonnen.