Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Die erste Regel in der Formel 1 lautet: Du musst schneller sein als dein Teamgefährte. Denn das, so kämpfen es die Rivalen der Rennbahn Sebastian Vettel und Mark Webber im internen Duell des Red-Bull-Rennstalls gerade aus, ist die halbe Miete auf dem Weg zum Weltmeistertitel.

In der 60-jährigen Geschichte der Formel 1 haben sich die Teamchefs für einen von zwei Wegen entscheiden müssen. Erste Variante: Es gibt eine klare Nummer eins, wie es zum Beispiel Michael Schumacher bei Ferrari immer war. Da muss sich der Teamkollege hinten anstellen, man nimmt sich gegenseitig keine Punkte weg.

Die zweite Möglichkeit, die mehr dem Fairnessgedanken folgt: Beide Fahrer bekommen gleiches Material und grenzenlos freie Fahrt. Red Bull hat sich im Duell zwischen Vettel und Webber für diesen Weg entschieden - offiziell jedenfalls und nur so lange, bis der zweite Mann rechnerisch keine Titelchance mehr hat. Diese Lösung hat zweifellos mehr Charme, birgt aber auch Risiken. Zuletzt fuhren 2007 Lewis Hamilton und Fernando Alonso bei McLaren bis zum letzten Rennen erbarmungslos gegeneinander. Lachender Dritter war der Finne Kimi Räikkönen, der sich für Ferrari die WM-Krone schnappte. Außerdem kann es beim internen Alles-oder-nichts-Spiel zu fatalen Unfällen kommen, wie es Vettel und Webber zuletzt in Istanbul vorexerziert haben, weil keiner nachgeben mag.

Dennoch: Das Motto "freie Fahrt für freie Rennfahrer" hat wenigstens noch etwas mit Sport zu tun.