Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Nebeneinander kämpften sie sich im dichten Nebel dem Gipfel des Tourmalet entgegen. Andy Schleck gegen Alberto Contador pressten im Duell um das Gelbe Trikot bei der Tour de France das Letzte aus ihren geschundenen Körpern heraus. Wie gern wünscht man sich, dass dabei alles mit rechten Dingen zuging.

Allein, es fehlt der Glaube.

Man muss es nicht so zugespitzt formulieren wie der Anti-Doping-Experte Werner Franke, der die Tour für eine "radelnde Satire" hält und 540 allesamt negative Dopingproben als "Witz" bezeichnet. Aber Zweifel an einer sauberen Tour müssen in jedem Fall erlaubt sein. Contador wird nach wie vor durch das Kürzel "AC" in der akribisch geführten Liste des spanischen Dopingarztes Eufemiano Fuentes belastet. Schleck, der noch nie selbst mit unlauteren Mitteln in Verbindung gebracht wurde, hat einen verdächtigten Bruder und fährt für den dänischen Teamchef Bjarne Riis, der reichlich Erfahrungen mit verbotenen Substanzen hat.

Der bittere Schwanengesang des siebenmaligen Tour-de-France-Siegers Lance Armstrong ist ein Menetekel für alle Fahrer, die meinen, für einen Erfolg sei kein Preis zu hoch. Der Texaner wird gerade von seiner Vergangenheit eingeholt und muss sich womöglich der gnadenlosen US-Justiz stellen. Darüber sollten die neuen Dominatoren der Tour unbedingt einmal nachdenken.