Hamburger Renn-Club muss unter anderem wegen des Wetters Einbußen hinnehmen

Hamburg. Die Vollblüter hatten noch die geringste Plage mit den tropischen Temperaturen auf dem Hippodrom. "Schließlich handelt es sich um Steppentiere", sagte Bahntierarzt Bernhard Schmidt. Die Urahnen lebten in der Wüste; das Erbgut blieb über Generationen erhalten. Während nicht nur dem Veterinär im Waagegebäude der Schweiß rann, kamen die Pferde im Absattelring auf ihre Kosten. Nach jedem Rennen wurden die Galopper getränkt, mit mobilen Duschen abgespritzt und erfrischt in die Stallungen geführt. Je nach Veranlagung saufen die Stuten und Hengste zwischen zehn und 30 Liter am Tag - derzeit natürlich etwas mehr.

Nur nicht unmittelbar vor dem Start. Zu viel Flüssigkeit wirkt bremsend. Noch heute steht der Vorwurf im Raum, dass der frühere Derbyfavorit Tombos gezielt geschwächt worden sei. Angeblich hatten ihm Unbekannte direkt vor dem Rennen einen Wassereimer in die Box gestellt. Im Derby sah der Dreijährige nur die Hufe seiner Rivalen.

Während das Geläuf die gesamte Nacht über gewässert wurde, um den Tieren einen halbwegs normalen Rasen zu garantieren, verbuchten die Getränkstände auf dem Sattelplatz exzellente Umsätze. Im Gegensatz zum veranstaltenden Hamburger Renn-Club, der zum Auftakt des Meetings empfindliche Einbußen hinnehmen musste. Nachdem der Sonnabend mit Wetten in Höhe von 320 560 Euro (Vorjahr: 440 426 Euro) ein Minus von rund 120 000 Euro brachte, kam es am Sonntag noch ärger. Statt 508 012 Euro wie 2009 flossen nur 365 685 Euro in den Totalisator.

Als Ursachen wurden vom Veranstalter die Fußball-WM, der wetterbedingte Besucherschwund sowie eine sportliche Verlagerung des Programms angegeben. Der sonst am ersten Sonntag präsentierte Hansa-Preis wurde durch ein Gruppe-I-Rennen am kommenden Sonnabend ersetzt. Da nur 18 Prozent des Gesamtumsatzes auf das erste Wochenende entfallen, hofft Schatzmeister Hans-Ludolff Matthiessen noch auf die Wende.

Überreaktion in der Hitze von Horn: Nachdem auch Kollegin Anja Müller aus Berlin-Hoppegarten zum Mikrofon griff, um die Wettlage vor den Rennen zu analysieren, quittierte der angestammte Sprecher in Hamburg, Helmut Kappes, entnervt seinen Dienst.