Hamburg. Stefanie Hofer liegt im Boberger Krankenhaus und kann ihr Missgeschick immer noch nicht fassen. Von den Ärzten, die sie einen Tag nach ihrem Sturz auf der Horner Galopprennbahn operiert hatten, kamen schlechte Nachrichten. Sie können Deutschlands bester Rennreiterin keine Hoffnung auf eine schnelle Heilung machen. Die 22 Jahre alte Krefelderin, die sich einen Kniescheibenbruch links, eine Schlüsselbeinfraktur rechts und eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, muss mindestens drei Monate pausieren.

Damit ist ihr größter Traum geplatzt. Steffi Hofer sollte am 18. Juli im 141. Deutschen Derby den Hengst Nordfalke reiten. Sie wäre die zweite Frau nach Monika Blasczyk (1979, Platz 13 mit Varanes) gewesen, die seit 1869 den Kampf mit der Jockey-Männerwelt aufgenommen hätte. Nordfalke steht bei Steffi Hofers Vater Mario Hofer im Training. Wenn nicht am ersten Tag des Hamburger Derbymeetings das Unglück passiert wäre.

Steffi Hofer, die eine Stunde zuvor ihren 44. Jahressieg errungen hatte, ritt im Hauptrennen des Tages, dem mit 55 000 Euro dotierten Franz-Günther- von-Gaertner-Rennen, den dreijährigen Hengst Kite Hunter. Sie rechnete sich Außenseiterchancen aus. Kurz nach dem Start stürzte Hofer vom Pferd und blieb regungslos auf dem harten Geläuf liegen. Der Sattel war verrutscht. Das reiterlose Pferd geriet in Panik, keilte aus, lief weiter und sorgte im Feld für erhebliche Unruhe, blieb jedoch unverletzt.

Sanitäter und Helfer waren sofort zur Stelle, die Rennbahnärzte Benjamin Kienast und Peter Wind kümmerten sich um Hofer. Ein Rettungswagen fuhr sie ins Krankenhaus Boberg. Dort ist Benjamin Kienast als Oberarzt tätig. Mario Hofer, Trainer des Derbyfavoriten Zazou, besuchte seine Tochter am Krankenbett und sagte danach: "Den Umständen entsprechend geht es Steffi recht gut. Sie ist mental viel stärker als ich, hat die Operation gut überstanden. Es ist aber sehr schade, dass sie nun so lange ausfällt. Sie war durch ihre Erfolge in diesem Jahr in aller Munde, und sie hätte bestimmt auch in Hamburg noch manches Rennen gewonnen." Vor Oktober wird eine Rückkehr in den Sattel jedoch kaum möglich sein.

Den Sieg in dem Gruppe-III-Rennen, das zur Erinnerung an den langjährigen Präsidenten des Hamburger Renn-Clubs gelaufen wurde, sicherte sich Vorjahressieger Earl of Fire (Dominique Boeuf) vor Sehrezad (Jiri Palik).

Das Hauptrennen am Sonntag, die mit 55 000 Euro ausgestattete Scheich- Hamdan-bin-Rashid-al-Maktoum-Trophy (Gruppe III, früher Hamburger Stutenpreis), gewann die englische Stute Miss Starlight (Terence Hellier) vor Elle Shadow (Andrasch Starke) und Ovambo Queen (Henk Grewe). Die Siegerin gehört einer Besitzergemeinschaft aus Wales.

Heute um zwölf Uhr fällt die Entscheidung, welche 20 Pferde im Derby starten dürfen. Der Renn-Club hofft auf einige Nachnennungen, für jedes Pferd müssten 50 000 Euro gezahlt werden. Wie es heißt, soll in der englischen Trainingszentrale des Godolphin-Imperiums von Dubai-Scheich und -Staatsoberhaupt Mohammed bin Raschid al-Maktoum, 62, in Newmarket über einen Start des dreijährigen Hengstes Buzzword nachgedacht werden. Die Vollblüter des Milliardärs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten haben alles gewonnen, was es weltweit im Galopprennsport zu gewinnen gibt - nur das Deutsche Derby noch nicht. Die beste Platzierung war Rang zwei von Overbury im Jahr 1994. Ein Jahr zuvor gehörte New South Wales zum Favoritenkreis, aber Weltklassejockey Lanfranco Dettori trudelte mit ihm als Letzter ins Ziel.

Noch stehen 24 Pferde in der Derbyliste, aber nur 20 dürfen am Sonntag laufen. Je mehr heute nachgenannt werden, umso mehr fallen die form- und gewinnschwächeren Kandidaten heraus. So soll auch Gestüt Ittlingens Besitzer Manfred Ostermann eine Nachnennung von Hollywood Kiss, der den Dortmunder Sparkassen-Preis gewann, in Betracht ziehen. Aus Irland könnte der diesjährige Derbyvierte Monterosso kommen.

Vor einem Jahr bezahlte Christoph Berglar, Besitzer des Union-Gestüts Merten in Eitorf, nachträglich 50 000 Euro für einen Derbystart seiner Stute Bolivia. Die belegte unter dem gebürtigen Wiener Jockey Andreas Suborics allerdings nur den 13. Platz.