Zum Start der Galopp-Derbywoche warnen Mediziner nicht die aktiven Pferde sondern die Zuschauer vor der prallen Sonne.

Hamburg. Sie nennen ihn den "Rasenpapst". Bodo Heitz, zuständig für das Horner Rennbahngeläuf, möchte lieber "Greenkeeper" genannt werden oder Rasenpfleger. Zum zweiten Mal ist er dafür verantwortlich, dass die edlen Vollblüter in der am Sonnabend beginnenden Derbywoche auf erstklassig präpariertem Grasboden laufen können und keinen Schaden erleiden. Bei hochsommerlicher Hitze, wie sie für dieses Wochenende erwartet wird (Sonnabend 32, Sonntag 34 Grad), ist diese Aufgabe besonders schwer. Heitz, seit 36 Jahren auch auf der Rennbahn in Iffezheim bei Baden-Baden tätig, hat aber alles im Griff. "Etliche Hunderttausend Liter Wasser" hat er mit seinen Helfern über das Geläuf versprüht, täglich 15 bis 16 Stunden lang. "Nun ist die Bahn elastisch und in gutem Zustand, keiner wird sich beschweren können", glaubt er.

Derbytierärztin Ursula Bruckwilder ist sicher, dass die Rennpferde durch die Hitze nicht in ihrem Leistungsvermögen beeinträchtigt werden. "Das sind Hochleistungssportler, die haben sich an hohe Temperaturen gewöhnt", sagt sie. Dazu käme, dass das Derbymeeting keine Dorfveranstaltung sei: "In Hamburg geht es professionell zu, angefangen vom Rennverein, der für gute Stallungen sorgt, über die Trainer bis zu den Pflegern. Da brauchen wir uns keine Sorgen zu machen." Wichtig sei es, die Beine der Vollblüter zu kühlen und auch nach den Rennen nicht mit Wasser zu sparen.

+++Alles über das letzte Derby+++

Peter Wind, seit 25 Jahren Derby-arzt, kümmert sich um das Wohl und Wehe von Aktiven und Zuschauern. Er warnt davor, sich der prallen Sonne auszusetzen: "Nachmittags ist die Ozonbelastung am größten", sagt er. "Wasser zu trinken ist wichtig, besonders für die Kinder." Der Allgemeinmediziner erinnert sich an den Hitzesommer 1999. Damals wurde Belenus Derbysieger, Wind war Mitbesitzer. Die Sanitäter hatten Hochkonjunktur, viele Menschen klagten über Kreislaufprobleme und wurden von Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Einige Jahre zuvor erlitt Rennstallbesitzer Heinz Ramm aus Ostfriesland einen Hitzeschlag und starb im Krankenhaus.

Die Hitze hält Trainer und Besitzer auch in diesem Jahr nicht von der Reise nach Hamburg ab. In 22 Rennen starten 272 Pferde. Im Mittelpunkt am Sonnabend (ab 13 Uhr) steht die Hamburger Meile, ein mit 55 000 Euro dotiertes Rennen über 1600 Meter. Es wird zur Erinnerung an Franz-Günther von Gaertner gelaufen, den 2008 verstorbenen langjährigen Präsidenten des Hamburger Renn-Clubs. In dem Gruppe-III-Rennen kommt es zur Revanche zwischen Vorjahressieger Earl of Fire (Dominique Boeuf) und Sehrezad (Jiri Palik), dem Zweitplatzierten von 2009. Ebenfalls chancenreich: Kite Hunter (Stefanie Hofer).

Am Sonntag (ab 13 Uhr) geht es im Hamburger Stuten-Preis (Gruppe III) über 2200 Meter ebenfalls um 55 000 Euro. Hier nimmt die dreijährige Stute Waldjagd mit Eduardo Pedroza im Sattel eine klare Favoritenstellung ein. Wegen der Fußball-WM enden die Renntage jeweils gegen 18.30 Uhr.