Nach 77 deutschen Titeln und 58 internationalen Medaillen zieht er seinen Schwimm-Anzug aus. “Der Reiz ist verloren“, sagt der 33-Jährige.

Hamburg. In den Startlisten der deutschen Schwimm-Meisterschaft kommende Woche in Berlin fehlt erstmals seit 17 Jahren ein Name: Thomas Rupprath. Heimlich, still und leise hat der 33-Jährige nach 77 deutschen Titeln und 58 internationalen Medaillen seinen Schwimm-Anzug ausgezogen. „Ich habe ein bisschen den Reiz verloren. Es ist außerdem nicht ganz einfach, sich als 33-Jähriger mit zehn Jahre jüngeren Leuten zu messen“, sagte Rupprath am Samstag. Der Familienvater wurde 77-mal deutscher Meister („Ich bin Baujahr 77 - das passt“), schwamm mit der Lagen-Staffel 2000 zu Olympia-Bronze und 2004 zur Silbermedaille.

Ein Jahr zuvor war Rupprath Weltmeister über 50 Meter Rücken geworden. Von 1996 bis 2009 holte er bei jeder Kurzbahn-EM mindestens eine Medaille: Insgesamt bescherte er dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) 58 mal internationales Edelmetall. Seit der Kurzbahn-EM 2009, als er jeweils Zweiter über 50 Meter Rücken und mit der Lagen-Staffel wurde, hat Rupprath nicht mehr trainiert. „Ich Moment vermisse ich es nicht. Ich bin komplett zufrieden mit dem, was ich erreicht habe“, sagte er.

Nun will sich Rupprath in Rostock auf sein Sportgeschäft und Fitnessstudio konzentrieren sowie mehr Zeit für Frau Urte, Tochter Elisabeth (17) und Sohn Mick Barron (2) haben. „Das alles hätte ich ohne familiäre Unterstützung mit meiner Frau Urte an der Spitze nicht schaffen können. Sie hielten mir sportlich und geschäftlich den Rücken frei, gaben mir Kraft.“ Urte, Schwester der Olympia-Dritten von Sydney im Kunstspringen vom Dreimeterbrett, Dörte Lindner, hatte er 2000 im „Club der Besten“ in der Türkei kennengelernt. 2002 folgte die Heirat.

Für den TV-Sender „Eurosport“ wird Rupprath in den nächsten drei Jahren als Co-Kommentator internationale Schwimm-Wettbewerbe verfolgen. Der Geschäftsmann kann sich beim DSV eine Tätigkeit „analog zu Oliver Bierhoff“ vorstellen, „als Bindeglied zwischen Athleten und Teamleitung“. Die deutschen Meisterschaften wird Rupprath erstmals seit zwei Jahrzehnten nicht im Becken erleben. „Vielleicht werde ich irgendwann bei einer Mannschaftsmeisterschaft starten, aus Spaß“, sagt er.