DEBRECEN. Mit einem goldenen Jahresabschluss bei der Kurzbahn-EM in Ungarn haben die deutschen Schwimmer Lust auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking gemacht. Am Abschlusstag standen noch einmal Britta Steffen, Paul Biedermann und Thomas Rupprath mit Silber sowie Helge Meeuw, Johannes Dietrich und die Freistil-Staffel der Männer mit Bronze auf dem Treppchen und sorgten für eine überragende Bilanz. Mit 19 Medaillen, darunter fünf goldene, war der Deutsche Schwimmverband (DSV) zum siebten Mal in Folge erfolgreichste Nation im kleinen Becken und übertraf auch die Bilanz von Helsinki 2006 (15 Medaillen). Zudem standen vier deutsche Bestmarken und ein Staffel-Weltrekord zu Buche.

"Das Wichtigste ist, dass unsere besten Leute bei dieser EM auch am Ende einer langen Saison ihre gute Form nicht nur konservieren, sondern noch verbessern konnten", meinte Sportdirektor Örjan Madsen. Tatsächlich liefen seine Schützlinge nach den Rekordfestivals beim Weltcup in Berlin und der DM in Essen im November noch einmal zu Hochform auf. Madsen: "Die Vorgabe, viele Wettkämpfe zu schwimmen, war wichtig und richtig. Wir haben jetzt einen viel besseren Überblick, wie viele Wettbewerbe die einzelnen Athleten verkraften, und können die Früchte unserer Arbeit sehen."

Doppelsiegerin Britta Steffen musste sich am Sonntag über 50 m Freistil nur Titelverteidigerin und Weltrekordlerin Marleen Veldhuis (Niederlande/23,77) geschlagen geben, knackte aber in 23,80 Sekunden ihren eigenen deutschen Rekord (23,90). "Wieder ein Rekord, es geht Schritt für Schritt vorwärts. Ich bin schneller als gedacht zu diesem Zeitpunkt meiner Olympiavorbereitung", so Steffen. Jetzt müsse sie an Kraft und Ausdauer arbeiten. Für die Berlinerin war es nach Gold über 100 m Freistil sowie mit der Lagen-Staffel und Silber mit der Freistil-Staffel die vierte Medaille in Ungarn.

Seine zweite Silbermedaille sammelte Paul Biedermann (Halle/Saale) ein. Der seit Wochen stark schwimmende 21-Jährige musste sich über 200 m Freistil in 1:43,60 Minuten nur Langbahn-Weltmeister Filippo Magnini (Italien) um eine Zehntelsekunde geschlagen geben und kommt der Weltspitze immer näher. "Ich bin sehr glücklich mit meinen beiden Medaillen. Aber nach der langen Saison und dem hohen Anfangstempo war ich nach 150 Metern einfach müde", so Biedermann.

Acht Monate vor Beginn der Sommerspiele war die Stimmung in der deutschen Mannschaft prächtig. "Wenn es gut läuft, gibt es keine Probleme", so Madsen. Dass die Konkurrenz in Europa jedoch groß ist, wurde in Debrecen deutlich. Der überragende Ungar Laszlo Cseh knackte über die Lagen-Strecken gleich zwei Weltrekorde, Frankreichs Superstar Laure Manaudou schwimmt weiter so vielseitig wie unaufhaltsam, und das 15 Jahre alte Supertalent Julia Jefimowa aus Russland räumte gleich alle drei Bruststrecken ab und setzte zwei Europarekorde. Insgesamt standen am Ende sieben Welt- und fünf Europarekorde zu Buche, eine Weltbestleitung steuerte die deutsche Lagen-Staffel der Frauen (1:46,67 Minuten) mit Janine Pietsch, Janne Schäfer, Annika Mehlhorn und Schlussschwimmerin Steffen bei.