25-Nowitzki-Punkte reichen nicht. Meister Dallas kassiert zum Auftakt der NBA-Playoffs eine 98:99-Niederlage bei den Oklahoma City Thunder.

Berlin/Oklahoma City. Dirk Nowitzki brauchte lange, bis er nach dem ersten herben Rückschlag auf dem Weg zur Titelverteidigung die richtigen Worte gefunden hatte. „Das ist eine sehr bittere Niederlage. So bitter, wie sie überhaupt nur sein kann“, sagte der Basketball-Superstar der Dallas Mavericks mit leiser Stimme und gesenktem Kopf. 1,5 Sekunden vor dem Ende besiegelte ein erfolgreicher Wurf von Liga-Topscorer Kevin Durant die 98:99-Auftaktniederlage des NBA-Champions in der ersten Play-off-Runde bei Oklahoma City Thunder.

„Wir werden uns jetzt erstmal davon erholen müssen, aber es war definitiv eine Erfahrung“, sagte Nowitzki, der mit 25 Punkten erfolgreichster Werfer seines Teams war. Besonders ärgerlich: Etwas mehr als zwei Minuten vor dem Ende lagen die Texaner noch komfortabel mit sieben Punkten Vorsprung vorn, vergaben dann aber leichtfertig einen gelungenen Start in die Best-of-seven-Serie.

Auch Nowitzki gab nach dem Spiel eigene Fehler zu. „Wir waren auf dem richtigen Weg, haben dann aber zu viel falsch gemacht. Ich habe in den letzten drei Minuten zweimal den Ball verloren“, sagte Deutschlands Sportler des Jahres. Im Vorjahr hatten die Mavs gegen Oklahoma in den Finals der Western Conference noch mit 4:1 gewonnen - in dieser Saison dürfte es spätestens jetzt weitaus schwieriger werden. „Es fühlt sich schon die ganze Saison so an, als ob uns manchmal nur noch ein Wurf zum Sieg gefehlt hat“, sagte Nowitzki, der die Serie aber noch längst nicht abschreiben will: „Wir haben viele erfahrene Spieler und erwarten am Montag die nächste harte Begegnung. Hoffentlich können wir die gleiche Leistung wieder abrufen.“

Dallas-Trainer Rick Carlisle nahm derweil die Schuld für den Treffer von Kevin Durant, mit 25 Zählern nach Russell Westbrook (28) zweitbester Werfer der Thunder, in letzter Sekunde auf seine Kappe. „Er hat einen großartigen Wurf gemacht. Wir hätten ihn besser mit zwei Spielern verteidigen sollen, das nehme ich auf mich“, sagte der Meistercoach. Durant, mit durchschnittlich 28,03 Punkten erfolgreichster Werfer der NBA-Hauptrunde, hatte Dallas bereits im Dezember mit einem Dreipunktwurf den Sieg in letzter Sekunde weggeschnappt. „Ich wollte nah an den Korb ran und war glücklich, dass er dann drin war“, sagte der 23-Jährige. Lob gab es dafür auch von Nowitzki: „Durant ist ein Spieler, der mit dieser Situation umgehen kann und die richtigen Lösungen findet.“

Diese müssen die Mavericks nun in den nächsten Spielen selbst finden, um den Traum von der erneuten Meisterschaft nicht schon nach der ersten Runde begraben zu müssen. Nach dem Spiel am Montag in Oklahoma City hat Dallas in den nächsten beiden Spielen das Heimrecht. „Wir haben eine Umkleidekabine voll mit Champions mit einem großen Herz. Wir werden ganz sicher zurückkommen. Das kann ich versprechen“, sagte Carlisle.

Schrempf glaubt nicht an Titelverteidigung von Dallas

Doch während sich die Mavs auch nach dem ersten Tiefschlag Mut zusprechen, glauben Experten übereinstimmend nicht an das Team des exzentrischen Klubbesitzers Mark Cuban. Der frühere deutsche Basketballstar Detlef Schrempf, 1996 mit den Seattle SuperSonics Zweiter in den NBA-Finals gegen die Chicago Bulls, glaubt nicht an einen erneuten Gewinn der NBA-Meisterschaft von Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks. „In diesem Jahr kann Dallas den Titel abhaken. Es wird nicht reichen“, sagte Schrempf der "Bild am Sonntag": „Die Qualität des Teams reicht momentan einfach nicht aus. Dallas hat zu viel Talent verloren, aber sie haben genug Mittel, um nächstes Jahr anzugreifen.“

Der heute 49-Jährige war der erste deutsche Profi in der nordamerikanischen Profiliga, hat im Gegensatz zu Nowitzki in seiner 16-jährigen Karriere aber keinen Titel gewonnen, obwohl er mit den Seattle Supersonics 1996 im Finale immerhin gegen die Chicago Bulls gespielt hat. Neidisch sei Schrempf, der mittlerweile nur noch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, auf den 33 Jahre alten Würzburger aber nicht. „Ich bin stolz auf ihn! Dirk hat eine Riesenkarriere hingelegt, die Leute lieben ihn“, sagte Schrempf, der 1999 selbst noch gegen Nowitzki gespielt hat.

Der 2,08-m-Riese glaubt derweil daran, dass er auch heute noch in der NBA mithalten könne. „Wenn ich etwas jünger wäre, ganz sicher. Es gibt fünf, sechs gute Teams in der Liga, aber der Rest ist ziemlich schlecht - das sieht jeder. Die Liga hat ein großes Image-Problem“, sagte Schrempf.

Seine Basketballschuhe hat der gebürtige Leverkusener aufgrund von Meniskusproblemen mittlerweile an den Nagel gehängt. „Ich gehe viermal die Woche Radfahren oder ins Gym. Mein Handicap beim Golf ist 8,1. Es wäre bestimmt noch besser, wenn es in Seattle nicht so oft regnen würde“, sagte Schrempf.

Die weiteren Begegnungen in den Playoffs:

Western Conference: San Antonio – Utah, L.A. Lakers – Denver, Memphis – L.A. Clippers.

Eastern Conference: Chicago – Philadelphia, Miami – New York, Indiana – Orlando, Boston – Atlanta.

(sid/abendblatt.de)