Sky behält die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga im Pay-TV bis 2016/17und die Axel Springer AG sichert sich die Web-Rechte. Durch den Rekordvertrag über 2,5-Milliarden Euro erhalten die Vereine 50 Prozent mehr Geld.

Frankfurt/Berlin. „Das ist ein Quantensprung“, kommentierte Ligapräsident Reinhard Rauball nach der DFL-Mitgliederversammlung am Dienstag in Frankfurt am Main genüsslich die 50-prozentige Steigerung: „Heute ist ein guter Tag für die Bundesliga.“ Der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, Christian Seifert, frohlockte: „Das Ergebnis übertrifft unsere Erwartungen. Damit habe ich nicht gerechnet.“ Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach staunte. „Große Gratulation an den Ligaverband. Das ist ein Abschluss, der über den Erwartungen liegt“, kommentierte der neue Boss des Deutschen Fußball-Bundes, „die Bundesliga nimmt ohne Zweifel in punkto Solidität, Seriosität und wirtschaftliche Stabilität die Spitzenposition in Europa, ja in der Welt, ein.“

Auch die Zuschauer kommen weiter auf ihre Kosten. ARD, ZDF und Sky bleiben die wichtigsten TV-Sender der Fußball-Bundesliga. Sie bescheren den Clubs künftig Rekord-Einnahmen aus den Medien-Verträgen, die durch die 36 Profivereine einstimmig abgesegnet wurden. Ein schlechter Tag war es hingegen für die Telekom, die leer ausging. Gewinner der Versteigerung sind neben den Vereinen und den erfolgreichen Medien-Unternehmen vor allem die Fans. Die Zusammenfassungen können die Fußball-Anhänger auch in den vier Spielzeiten von 2013 an ohne zusätzliche Zahlung im Fernsehen anschauen – in der „Sportschau“ der ARD und im „Sportstudio“ des ZDF. Zudem darf das Erste insgesamt sieben Spiele live übertragen. Die 2. Liga zeigt in erster Linie der Spartensender SPORT1, der weiter das Montagsspiel live im Angebot hat und zudem Rechte für Zusammenfassungen erwarb.

Sky als großer Gewinner, Telekom geht leer aus

Alle Spiele live sowie in Konferenzen darf weiterhin der Pay-TV-Sender Sky zeigen. Der Premiere-Nachfolger sicherte sich sogar die Rechte für die Verbreitung seines Bundesliga-Paketes auf allen Internetwegen und stach damit den Konkurrenten Telekom aus, der kräftig mitgeboten hatte. Das Angebot „Liga total“, das die Telekom derzeit über IPTV ausstrahlt, gibt es daher nur noch bis zum Ende der kommenden Saison. Neu sind die Web-Clips, die sich der Springer-Verlag gesichert hat. Diese Video-Zusammenfassungen einzelner Spiele im Internet sollen über die Plattform bild.de eine Stunde nach Schluss der Partien gegen Bezahlung ausgestrahlt werden. Nach Mitternacht ist eine freie Übertragung möglich. Mit dem Erwerb der Internet-Rechte für die Höhepunkte aller Bundesliga-Spiele kommt der Verlag Axel Springer auf dem Weg zum digitalen Medienhaus einen Riesenschritt weiter. Das Geschäft mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) beschert dem „Bild“-Zeitungskonzern ein höchst attraktives Bezahlangebot für das weltweite Netz.

Tatsächlich war das sogenannte Paket M höchst begehrt. Insgesamt neun Interessenten hatten sich nach DFL-Angaben für diese Rechte beworben, für die der Axel-Springer-Konzern ein „wirtschaftlich vernünftiges Angebot“ hinterlegt habe, wie eine Sprecherin am Dienstag sagte, ohne weitere Zahlen nennen zu wollen. Nach dpa-Informationen handelt es sich um etwas mehr als fünf Millionen Euro pro Saison. Ob für PCs, Tablets oder Smartphones – mit wenigen Klicks können Nutzer von der Spielzeit 2013/14 an das Beste aller Spiele aus der 1. und 2. Liga in bis zu sechs Minuten langen Zusammenfassungen sehen. Ob auf www.bild.de oder über Apps – die Bundesliga könnte sich als Wachstumsbeschleuniger bei Springers Web-Ambitionen erweisen. Mehr als 30 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet der Konzern bereits im Internet.

Der Abruf der Höhepunkte soll eine Stunde nach Spielende als Pay-Angebot und ab Mitternacht frei empfangbar möglich sein. Ein konkreter Preis stehe noch nicht fest, sagte die Sprecherin. Bei den Spielen am Freitag und Sonntag werden bereits 60 Minuten nach Abpfiff die Höhepunkte gezeigt, am Samstag laufen die Zusammenfassungen der 15.30-Spiele um 18.30 Uhr, von 21.15 Uhr an folgt das Top-Spiel. Das gleiche gelte für die 2. Liga. Die Rechtepakete seien „wie gemacht“ für die Bezahlstrategie von „Bild“, erklärte Donata Hopfen, Geschäftsführerin von Bild digital. Der Erwerb sei ein wichtiger Schritt, um auf allen digitalen Endgeräten ein attraktives Bezahlangebot etablieren zu können. Alfred Draxler, stellvertretender Chefredakteur von „Bild“, spricht von der „Bundesliga-Kompetenz“ des Boulevardblattes, mit der man die DFL überzeugt habe.

Der Kauf passt auch in die Marschrichtung von Konzernchef Mathias Döpfner, der den Ausbau des Internet-Geschäfts ganz oben auf die Prioritätenliste gesetzt hat. Das Unternehmen will in den nächsten Jahren jeweils die Hälfte seines Umsatzes aus Print und Online erwirtschaften. Der Axel-Springer-Konzern verdiene seine Geld nicht mit dem Bedrucken von Papier, sondern mit Inhalten, hatte Döpfner mehrfach gesagt. Bereits 2011 hatten die digitalen Werbeerlöse mit 791 Millionen Euro entsprechende Erlöse im deutschen Printgeschäft (643 Millionen Euro) überflügelt.

Die Liga entschied sich bei der Vergabe der audiovisuellen Medienrechte dieses Mal erneut für die sichere Variante. Nach den schlechten Erfahrungen mit der Kirch-Krise und den Flops mit dem einjährigen Arena-Gastspiel sowie dem geplatzten Sirius-Deal blieben die Vereine bei den wichtigsten Partnern. Den 50-Prozent-Aufschlag hat die Liga vor allem dem Pay-TV-Sender Sky zu verdanken, der sich mit der Telekom ein Wettbieten lieferte. „Der Treiber ist in den Live-Rechten zu suchen“, sagte Seifert. Sky zahlt nach eigenen Angaben durchschnittlich 485,7 Millionen Euro pro Saison. Die ARD als zweitgrößter Zahlmeister gibt hingegen lediglich knapp zehn Prozent mehr aus – derzeit sind es rund 100 Millionen Euro pro Saison. Das ZDF zahlt nach dpa-Informationen knapp über zwanzig Millionen Euro, Springer und Sport1 jeweils mehr als 5 Millionen.

„Wir werden jetzt die Verteilung der Erlöse auf die Tagesordnung setzen“, kündigte Rauball an. „Ich verspreche, dass wir einen strukturierten und durchdachten Prozess in Gang setzen, bei dem der Leistungsgedanke und das Solidaritätsprinzip der Profi-Familie zum Tragen kommen.“ Bisher sieht der Verteilungsschlüssel vor, dass der Erste einer Vierjahres-Tabelle etwa doppelt soviel Geld erhält wie der Letzte. Bayern München erhielt aus den Einnahmen der Inlandsverwertung nach der vergangenen Saison 24,69 Millionen Euro, Absteiger St. Pauli kassierte immerhin noch 12,35 Millionen.

Bei der Auslandsvermarktung klar hinter der Premier League

Dazu erhalten die Clubs Anteile aus der Auslandsvermarktung, die von der Saison 2012/13 an bei insgesamt 70 Millionen Euro liegen soll. Bei den Gesamteinnahmen im In- und Ausland liegt die Bundesliga mit dann 700 Millionen Euro noch klar hinter der englischen Premier League (1,3 Milliarden), aber ungefähr gleichauf mit der spanischen Primera División. Mit der deutlichen Einnahmesteigerung hat die DFL auch die bisherigen Kritiker aus München zufriedengestellt. „Karl Hopfner ist im Vorstand, und der hat einstimmig entschieden“, berichtete Rauball: „Das beantwortet die Frage, ob die Bayern zufrieden sind.“

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete das neue Vertragswerk als „Meilenstein in der Geschichte der Fußball-Bundesliga“. Die deutschen Clubs gewinnen nach seiner Meinung dadurch an Wettbewerbsfähigkeit. Nach Ansicht von Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des deutschen Meisters Borussia Dortmund, werde die ganze Liga davon profitieren. Der gesamte Vergabeprozess hat rund 20 Monate gedauert, die heiße Phase knapp zwei Wochen. Seifert, sein Kollege Jörg Daubitzer und einige Juristen waren dafür von der DFL-Zentrale in den „Hessischen Hof“ in Frankfurt umgezogen, wo sie die Angebote der 15 Interessenten verglichen und durchrechneten. Die Anstrengungen haben sich gelohnt. (dpa/abendblatt.de)