Bayern München steht nach dem 0:1 beim BVB nun in der Champions League und im DFB-Pokal unter Druck. Doch morgen wartet erstmal Mainz 05.

München. Schadensbegrenzung statt Meisterschaft, Pokal-Double statt Triple-Traum: Nachdem Bayern München das erste große Ziel so gut wie verspielt hat, steht der deutsche Fußball-Rekordmeister nun in der Champions League und im DFB-Pokal verstärkt in der Pflicht, um die Saison doch noch zu retten. Allerdings forderte Trainer Jupp Heynckes seine frustrierten Stars eindringlich auf, auch im Bundesliga-Endspurt „den Motor noch einmal anzuschalten“.

Er habe den Spielern nach dem 0:1 in Dortmund bereits am Donnerstag „klipp und klar gesagt, dass sie das wegstecken und zum Kampf übergehen müssen. Das heißt, dass wir in der Pflicht stehen, unsere Spiele zu gewinnen, auch wenn die Konstellation in der Liga schwierig ist“, sagte Heynckes vor der Partie gegen den FSV Mainz 05 am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky und Liga total!) und appellierte an die Ehre von Franck Ribery und Co.: „Aus Niederlagen kann man viel mehr Motivation ziehen, jetzt muss man Charakter zeigen.“

Sportdirektor Christian Nerlinger schlägt in die gleiche Kerbe. „Wir müssen die nächsten Herausforderungen annehmen. Zunächst gilt es, gegen Mainz zu gewinnen und dann das Halbfinale gegen Real Madrid in der Champions League.“

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Die Chancen, vielleicht doch noch Meister zu werden, schätzen Heynckes („Alle Trümpfe liegen bei Dortmund“) und Nerlinger als verschwindend gering ein. Aber der FC Bayern dürfe „das Fünkchen Hoffnung nicht aufgeben“, betonte Heynckes. „Wir müssen alles versuchen, solange rechnerisch noch was möglich ist“, schloss Nerlinger an.

Philipp Lahm hat auf etwaige Rechenspielchen keine Lust, war aber auch tapfer bemüht, den Blick nach vorne zu richten. „Wir haben noch zwei Wettbewerbe. Es gibt noch Ziele, darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren“, sagte der Kapitän. „Wir dürfen uns nicht verrückt machen und müssen den Kopf oben behalten“, meinte Torwart Manuel Neuer. Und Jerome Boateng ergänzte schließlich: „Es ist schwer aus den Köpfen herauszubekommen, aber wir müssen es schaffen.“

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Es wird allerdings nicht leichter für den FC Bayern. Im Halbfinale der Champions League kommt es am kommenden Dienstag (20.45 Uhr/Sky und Sat.1) und am 25. April zum großen Duell mit dem spanischen Starensemble von Real Madrid. Im DFB-Pokal-Endspiel wartet dann am 12. Mai in Berlin erneut Borussia Dortmund. Gegen den BVB gab in der Liga zuletzt vier Niederlagen in Folge.

Für den Schlager gegen Real machte immerhin „Kaiser“ Franz Beckenbauer seinen Bayern höchstpersönlich Mut. „Wenn sie das rüberbringen, was sie in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, haben sie sicherlich eine Chance, Madrid auszuschalten“, meinte der Münchner Ehrenpräsident.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist nach der großen Enttäuschung von Dortmund sogar überzeugt, „dass unsere Spieler extrem motiviert zu Werke gehen werden“, um den Traum vom Heim-Finale in der Champions League am 19. Mai zu realisieren.

Doch an Real wollte Heynckes am Freitag nur in soweit denken, als er sagte, dass ein Sieg gegen Mainz auch deshalb von Bedeutung sei, „um uns positiv auf Madrid einzustimmen“. Ansonsten wiegelte er alle Fragen zu seinem Ex-Klub, auch von Medienvertretern aus Spanien, ab: „Wir müssen uns auf das nächste Spiel konzentrieren, und das ist Mainz.“

Eine Rolle spielt Real aber doch - und zwar in Bezug auf die Aufstellung der Bayern. Heynckes wird einige Stars mit Blick auf das Halbfinale schonen. „Es ist bei so vielen Spielen unabdingbar, dass man die Anfangsformation verändern muss. Ich muss aber das richtige Maß und eine Mannschaft finden, die das Spiel gegen Mainz gewinnt“, sagte der 66-Jährige.

Zu diesem Team gehört auch Arjen Robben, der mit seinem Elfmeter-Fehlschuss von Dortmund wohl die Meisterschaft entschieden hat. Doch Heynckes ist überzeugt, dass der Niederländer das Trauma bis Samstag verarbeitet hat: „Das ist nicht so dramatisch, wie es von außen gesehen wird. Er ist ein Spieler, der das auch wegsteckt. Ich denke, dass er auch wieder zum Elfmeterpunkt gehen wird.“ (abendblatt.de/sid)