Schalke reichte im Viertelfinal-Rückspiel ein 2:2 in Bilbao nicht. Hannover ging gegen Madrid zwar in Führung. Am Ende hieß es aber erneut 1:2.

Hannover/Bilbao. Hannover 96 hoffte vergeblich auf ein weiteres Europa-Cup-Märchen, Schalke 04 verpasste das Fußball-Wunder trotz zweimaliger Führung: Die beiden Bundesligisten sind am Donnerstag als letzte deutsche Vertreter im Viertelfinale der Europa League gescheitert. Die Niedersachsen verloren nach einem etwas mutlosen Auftritt gegen Atletico Madrid wie schon im Hinspiel mit 1:2 (0:0) und hofften ebenso wie die Schalker vergeblich auf den Halbfinal-Einzug. Die Königsblauen, die bereits das Hinspiel gegen Athletic Bilbao 2:4 verloren hatten, mussten sich im Baskenland mit einem 2:2 (1:1) zufrieden geben.

Hannover hoffte bis zur 63. Minute auf den „Lucky Punch“, doch Adrian machte durch seinen Treffer nach einem sehenswerten Solo durch den halben Strafraum der 96er fast schon alle Hannoveraner Hoffnungen zunichte. Ein 1:0 hätte den Gastgebern vor 44.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Maschsee schon zum Weiterkommen gereicht. Nach der Führung der Spanier mühte sich Hannover zwar weiter, hoffte nach dem Ausgleich durch Mame Diouf (81.) aber vergeblich auf die Verlängerung. Denn Stürmerstar Falcao (87.) versetzte 96 dem K.o.

In der ersten Halbzeit hatte das Spiel ausschließlich von der Spannung durch die Ausgangssituation lebte. 96 dominierte das Spiel, wollte sich aber nicht zu früh zu weit aus der Deckung wagen. Madrid, das im Hinspiel noch ein teilweise begeisterndes Offensivspiel aufgezogen hatte, zeigte ohne drei gelbgesperrte Stammspieler daran diesmal wenig Interesse.

Hannover hatte im 44. Pflichtspiel der Saison auf seine Heimstärke gesetzt, schließlich waren die Niedersachen in der Liga wie der Europa League im eigenen Stadion noch ohne Saison-Niederlage. Trotz nominell offensiver Aufstellung mit Diouf, Didier Ya Konan und Jan Schlaudraff hatten sie aber Probleme, gegen die defensiv kompakten Spanier den Weg in den Strafraum zu finden. Beim ersten Schuss Richtung Tor verzog Diouf aus rund zehn Metern weit (11.).

Es blieb bis zum Pausenpfiff die beste Chance der Gastgeber. In der Spieleröffnung machte sich das Fehlen der eigentlich als fit erklärten Lars Stindl und Manuel Schmiedebach, der zumindest wieder auf der Bank saß, deutlich bemerkbar. Christian Schulz mühte sich redlich im defensiven Mittelfeld, konnte aber keine Akzente setzen. Diouf ließ die 96-Fans dann noch einmal hoffen.

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Schalke durfte nach dem 42. Saisontreffer von Klaas-Jan Huntelaar zum 1:0 (29.) kurz hoffen, doch schon vor der Pause sorgte der eingewechselte Ibai mit seinem Ausgleich (41.) für Ernüchterung. Doch die Gäste gaben sich nicht auf, und Weltstar Raul, der im Hinspiel zweimal gegen seine Landsleute getroffen hatte, sorgte in der 52. Minute mit seinem 77. Europacup-Tor für die erneute Führung, aber Bilbao konterte durch Susaeta (55.) erneut schnell.

Die Schalker spielten trotz der fast aussichtslosen Situation von Beginn an mutig nach vorne und hatte durch ihren Torjäger Huntelaar schon nach zehn Minuten eine vielversprechende Möglichkeit. Die Gastgeber traten mit dem Vorsprung im Rücken vor 40.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion ihrerseits selbstbewusst auf, ließen vor dem Schalker Tor aber die letzte Konsequenz vermissen.

Die Gäste, die auf den Tag genau ein Jahr zuvor durch ein 5:2 bei Inter Mailand im Viertelfinale der Champions League für einen Sternstunde des deutschen Fußballs gesorgt hatten, standen defensiv sehr gut. Bilbao stellte die 04-Abwehr selten vor Probleme. In der

29. Minute leistete sich dann die Hintermannschaft von Bilbao einen folgenschweren Patzer, den Huntelaar zu seinem 14. Treffer im zwölften Spiel der laufenden Europa-League-Saison (einschließlich Qualifikation) nutzte.

Schalke machte anschließend weiter Druck, zwingende Torchancen gab es vor der Pause aber nicht mehr. Ibai nutzte dann die erste klare Möglichkeit der Hausherren zum Ausgleich. Nach der Pause keimte dank Raul erneut Hoffnung, doch nach dem 2:2 verliefen Schalkes Bemühungen zumeist im Sande.

Valencia und Sporting erreichen Halbfinale

Der FC Valencia und Sporting Lissabon haben die iberische Vormachtstellung in der Fußball-Europa-League gefestigt und das spanisch-portugiesische Halbfinale perfekt gemacht. Valencia drehte das 1:2 aus dem Hinspiel gegen AZ Alkmaar und gewann das Rückspiel im heimischen Stadion Mestalla mit 4:0 (2:0). Sporting reichte nach dem 2:1-Hinspielerfolg beim ukrainischen Vertreter Metalist Charkow ein 1:1 (1:0).

In der Vorschlussrunde trifft Champions-League-Absteiger Valencia, der zuerst auswärts antreten muss, nun im rein spanischen Duell auf Hannover-Bezwinger Atletico Madrid. Sporting bekommt es mit Athletic Bilbao zu tun, das Schalke 04 ausschaltete. Die Halbfinal-Hinspiele finden am 19. April statt.

In Valencia brachte Abwehrspieler Adil Rami den Tabellendritten der spanischen Primera Division auf die Siegerstraße. Der französische Innenverteidiger erzielte nach zwei Ecken (15. und 17.) ein Doppelpack. Jordi Alba (56.) und Pablo Hernandez (80.) trafen zum Endstand.

Im EM-Spielort Charkow hatte der Niederländer Ricky van Wolfswinkel (44.) Sporting in Führung gebracht. Nach dem Ausgleich durch den Argentinier Jonathan Cristaldo (57.) keimte bei Charkow Hoffnung auf. Doch Cleiton Xavier, der im Hinspiel in der Nachspielzeit noch vom Punkt erfolgreich gewesen war, vergab die Riesenchance und scheiterte mit einem Foulelfmeter an Sporting-Schlussmann Rui Patricio (64.). (sid/abendblatt.de)

Vor dem Spiel: Hannover 96 glaubt an den nächsten großen Coup. Zwar ist die Ausgangslage gegen Atletico Madrid nach dem 1:2 im Hinspiel vor einer Woche nicht die allerbeste. Doch das Selbstvertrauen der Niedersachsen wuchs in den vergangenen Monaten proportional mit jeder weiteren Überraschung, zu der sich 96 Aufschwang. Bis in dieses Viertelfinale führte die Euro-Euphorie die Hannoveraner - und dort soll noch nicht Schluss sein. Zwar formulierte es kaum jemand so offensiv wie Klubchef Martin Kind direkt nach dem Abpfiff in Madrid ("Ich denke, wir werden weiterkommen"). Doch auch die Spieler glauben daran, den knappen Rückstand noch umbiegen zu können.

Zum entscheidenden Faktor soll bei dieser Mission auch das eigene Stadion werden. Daheim sind die Niedersachsen in dieser Europa League-Saison eine Macht, verloren noch kein Spiel. „Madrid ist Favorit, aber mit den Fans im Rücken ist alles möglich“, sagte Innenverteidiger Emanuel Pogatetz. Wieder einmal wird die AWD-Arena am Donnerstagabend mit 44.000 Zuschauern bis auf den letzten Platz ausverkauft sein.

Für Kopfschmerzen sorgt bei den 96ern vor Allem die große spielerische und individuelle Klasse der Spanier. Neben dem Portugiesen Falcao, der schon im Hinspiel seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellte, kehrt auch Mittelfeldregisseur Diego nach überstandenem Muskelfaserriss zurück. „Er ist der, den man ausschalten sollte“, erklärte sein früherer Bremer Teamkamerad Christian Schulz. Drei weitere Personalien der Atleticos schüren dagegen die Hoffnungen der Niedersachsen. Mit Juanfran, Arda Turan und dem im Hinspiel überragenden Gabi fehlen Madrid gleich drei Schlüsselspieler gelbgesperrt.

Im Lager des FC Schalke 04 ist die Stimmung deutlich gedrückter. Den Königsblauen hilft nach dem bitteren 2:4 im Hinspiel gegen Athletic Bilbao nur noch eine Sensation, um das Aus im Viertelfinale der Europa League zu verhindern. "Die Ausgangslage ist sicherlich nicht einfach, eigentlich sogar schlecht." So kommentierte Horst Heldt die Situation seiner Mannschaft vor dem Rückspiel. Kapitulieren wollte er aber nicht: "Wunder gibt es immer wieder", rettete sich der Sportchef noch in das Credo der Vezweifelten.

Bilbao-Chefcoach Marcelo Bielsa warnte sein Team davor, die Gelsenkirchener zu unterschätzen: „Wir dürfen nicht glauben, dass wir schon durch sind. Dafür ist Schalke in der Offensive viel zu gefährlich. Raúl hat im Hinspiel gezeigt, wozu er fähig ist.“ Dessen Sturmkollege Klaas-Jan Huntelaar will ebenfalls den Kopf nicht zu früh in den Sand stecken. Der Top-Torjäger hofft auf "ein frühes Tor, vielleicht einen Elfmeter oder einen Platzverweis gegen Bilbao."

Dabei ist die Rechnung für Königsblau einfach: Drei Tore Unterschied müssen es sein, erst ab einem 5:2-Erfolg der Gelsenkirchener würde auch eine Differenz von zwei Treffern genügen. Gerne klammt sich der blau-weiße Anhang dieser Tage an jene Glanztat ihrer Mannschaft aus dem April 2011, als S04 im Giuseppe-Meazza-Stadion zu Mailand mit 5:2 gegen Inter gewann. Die der Schalker ist da - unbestritten. Die Krux: Sie ist verschwindend klein.

Athletic Bilbao - FC Schalke 04 2:2

Athletic Bilbao: 1 Iraizoz - 15 Iraola, 23 Ekiza, 5 Amorebieta, 3 Aurtenetxe - 24 Martinez - 21 Herrera, 10 De Marcos - 14 Susaeta, 19 Muniain - 9 Llorente. - Trainer: Bielsa

Schalke: 36 Unnerstall - 6 Hoogland, 14 Papadopoulos, 32 Matip, 3 Escudero - 10 Holtby, 13 Jones - 19 Obasi, 7 Raul, 18 Jurado - 25 Huntelaar. - Trainer: Stevens

Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien)

Zuschauer: 38.000

Tore: 0:1 Huntelaar (29.), 1:1 Gomez (41.), 1:2 Raul (52.), 2:2 Susaeta (55.)

Hannover 96 - Atletico Madrid 1:2

Hannover: 1 Zieler - 6 Cherundolo, 4 Pogatetz, 5 Eggimann, 24 Pander - 7 Pinto, 19 Schulz - 13 Schlaudraff, 34 Rausch - 11 Ya Konan, 39 Diouf. - Trainer: Slomka

Atletico: 13 Courtois - 21 Perea, 2 Godin, 23 Miranda, 6 Filipe - 5 Tiago, 4 Suarez - 19 Koke, 22 Diego, 7 Adrian - 9 Falcao. - Trainer: Simeone

Schiedsrichter: Mark Clattenburg (Schottland)

Zuschauer: 49.000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Lopez (63.), 1:1 Diouf (81.), 1:2 Falcao (87.)