Drohende Rückzahlung von zweckentfremdetem Steuergeld könnte Zukunft des HABV gefährden

Hamburg. Heute Abend wählen die Mitglieder des Hamburger Amateurboxverbands (HABV) einen neuen Vorstand, und neben seiner Bestätigung im Amt hat der derzeitige PräsidentPeter Hamel nur einen Wunsch. "Ich möchte, dass wir einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen und positiv in die Zukunft blicken", sagt der 59-Jährige. Der Wunsch dürfte kaum in Erfüllung gehen, zu groß ist das Chaos, das zurzeit hinter den Kulissen tobt.

Das Problem ist die undurchsichtige finanzielle Lage, die die Führungsriege um den Anfang September 2011 zurückgetretenen Hamel-Vorgänger Jimmy Abboud hinterlassen hat. Unter diesem hatte sich der HABV um die Ausrichtung der deutschen Meisterschaften 2011 beworben und dafür von der Stadt Hamburg Zuschüsse von rund 30 000 Euro kassiert. Weil Abboud die Titelkämpfe jedoch kurzfristig von der Alsterdorfer Sporthalle in die für Meisterschaften zu kleine Verbandshalle am Braamkamp verlegen wollte, überwarf er sich mit dem Deutschen Boxsport-Verband (DBV), der Hamburg im Juni 2011 die Ausrichtung entzog.

Im HABV fürchten viele Vertreter nun, dass die Stadt die 30 000 Euro zurückfordern könnte. Das jedoch wäre der Ruin für den Verband, da das Geld längst für Umbaumaßnahmen in der Verbandshalle ausgegeben wurde. Die Frage, die das Sportamt derzeit zu klären versucht, ist die: War der Zuschuss zweckgebunden für die deutschen Meisterschaften? "Der Verwendungsnachweis wird noch untersucht", sagt Frank Reschreiter, Sprecher der Behörde für Sport. Zwar wolle die Stadt den HABV nicht in die Pleite treiben; allerdings müsse die ordnungsgemäße Verwendung von Steuergeldern sichergestellt werden. "Wenn Gelder zweckentfremdet werden, muss die Stadt sie zurückfordern", so Reschreiter.

In Teilen des HABV ist der Ärger über Abboud, dem zudem vorgehalten wird, Gelder aus der Verbandskasse für private Zwecke missbraucht zu haben, groß. Die Mehrheit der Vereinsvertreter schweigt jedoch, teils aus Unkenntnis, teils aus Desinteresse. Weil Abboud sich geweigert habe, an der Aufklärung der finanziellen Lage mitzuarbeiten, war er in der vergangenen Woche vom HABV-Sportausschuss aus dem Verband ausgeschlossen worden. Abboud hält diesen Ausschluss für unhaltbar und die Vorwürfe gegen ihn für "absoluten Quatsch. Wir haben die Kasse jedes Jahr prüfen lassen und wurden ohne Beanstandung entlastet", sagt er, "wenn es Belege gibt, dass ich unseriös gewirtschaftet habe, soll man sie vorlegen."

Genau das, sagen Abbouds Kritiker, sei das Problem, da Belege bewusst zurückgehalten worden, die Bilanzen lückenhaft gewesen und ausgewählte Mitglieder zu Profiteuren der undurchsichtigen Finanzplanung gemacht worden seien. Der inzwischen zurückgetretene Schatzmeister Andreas Lahn sagt, er habe mehrfach auf fehlende Buchungen und unvollständige Abrechnungen hingewiesen. Er befürchtet den Verlust der Gemeinnützigkeit, sollte sich ein Missbrauch von Steuergeldern oder Bilanzfälschung nachweisen lassen.

Geht es nach Peter Hamel, hat Abboud seitens des HABV keinerlei rechtliche Konsequenzen zu befürchten. "Wenn Gelder zweckentfremdet wurden, werden wir sie in Raten zurückzahlen. Jimmy hat zu viel allein gemacht, aber aus Gutmütigkeit. Unsere Kasse ist jetzt transparent, und damit ist das Thema abgeschlossen", sagt er.