Ein Kommentar von Björn Jensen

Sportlich, das ist die gute Nachricht, steht Hamburgs Amateurboxverband (HABV) gut da. Er kann deutsche Meistertitel vorweisen, hat bei Frauen und Männern aussichtsreiche Olympiakandidaten im Rennen und betreibt am Braamkamp eine schmucke Verbandshalle. Dennoch ist der neue Präsident, der heute Abend gewählt wird, um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Er muss einen Verband befrieden, in dem sich jüngst Sportwart und Vizepräsident im Streit um die Aufarbeitung der Vergangenheit prügelten, und er muss damit rechnen, dass eine Rückforderung von Fördergeldern seitens der Stadt den finanziellen Ruin einläutet.

Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht der im September 2011 zurückgetretene Präsident Jimmy Abboud, ein umtriebiger Mann mit der Fähigkeit, Menschen für sich einzunehmen. Stimmen die Anschuldigungen, dann hat er allerdings nicht nur Steuergeld zweckentfremdet, sondern sich auch privat am HABV bereichert. Dass er die Vorwürfe allesamt bestreitet, ist verständlich, nicht aber die ihm vorgehaltene Weigerung, bei ihrer Aufklärung umfassend mitzuwirken. Wenn Abboud nichts zu verbergen hat, muss er seinen Worten, immer zum Wohle der Sportler gearbeitet zu haben, nun Taten folgen lassen.

Aber auch Peter Hamel, Nachfolger Abbouds und heute einziger Kandidat für die Präsidentenwahl, ist gefordert, eine lücken- und schonungslose Aufklärung voranzutreiben. Der Umgang mit öffentlichem Geld muss höchst sensibel gehandhabt werden. Lässt sich ein Missbrauch nachweisen, darf sich der Verband nicht scheuen, rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen einzuleiten. Tut er das nicht, droht der Sport endgültig zur Nebensache zu werden.