Der Formel-1-Weltmeister kann mit Rang zwei zum Auftakt leben, will in Malaysia aber mehr. Red-Bull erwartet engen Kampf bis zum Saisonende.

Melbourne. Viel Zeit blieb Sebastian Vettel nach dem Formel-1-Auftakt in Melbourne nicht, um sich zu erholen. Schon am gestrigen Montag stieg der Weltmeister in den Flieger nach Kuala Lumpur. Das nächste Rennen wartet bereits am kommenden Wochenende. Und Vettel ist voller Tatendrang und Zuversicht - aber auch ein wenig gereizt. "Es gefällt uns nicht, wenn uns McLaren auf der Nase herumtanzt", sagte er vor dem Abflug aus Melbourne. Deshalb will der Champion beim Großen Preis von Malaysia Jenson Button die WM-Führung abjagen.

"Schauen wir einmal, wie es am nächsten Wochenende aussieht. Wir müssen uns nicht verstecken", sagte Vettel nach seiner Aufholjagd von Platz sechs bis auf Rang zwei. Der Grund für Vettels Zuversicht: Sein Red-Bull-Team hat die Ursache für Vettels verhältnismäßig schwaches Qualifying bereits gefunden. Es war wohl lediglich ein Fehlgriff, durch den Vettels Auto nicht optimal abgestimmt war. "Aber man hat trotz aller Schwierigkeiten gesehen, dass wir absolut vorne mitfahren können. Ich hoffe schon, dass wir in Malaysia besser sortiert sein werden", sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko.

Das Team sei weit davon entfernt, weg vom Fenster zu sein, wie schon einige Experten gemutmaßt hätten, meinte der Österreicher. Vettel selbst formulierte es drastischer. "Es war kein Desaster", meinte er angesichts Startplatz sechs, seinen schlechtesten seit dem Monza-Rennen im September 2010: "Wenn man sagt, dass wir scheiße waren, dann waren die Leute hinter uns ganz am Ende der Scheiße."

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Auch Vettels Teamchef Christian Horner ist zuversichtlich. "Wir wussten von den Winter-Tests, dass McLaren stark ist, und wir haben es auch hier gesehen", meinte er in Melbourne: "Aber unser Renntempo war eigentlich gleichauf mit ihnen - und das, obwohl keiner unserer Fahrer absolut zufrieden mit seinem Auto war." Horner erwartet in diesem Jahr ein ähnliches Auf und Ab zwischen den Spitzenteams wie 2011. "Wir haben gesehen, dass es von Wochenende zu Wochenende wechselte. Einige Strecken bevorteilen andere Autos", sagte er.

Auch Michael Schumacher macht sich für die Zukunft auf einiges gefasst. "Das wird ein harter Kampf, es wird sich von Strecke zu Strecke verändern", sagte der Rekordweltmeister. Schumacher war nach einem ordentlichen vierten Platz im Qualifying während des Rennens in der elften Runde mit einem Getriebeschaden ausgeschieden und erlebte so einen verunglückten Auftakt in Australien.

Red-Bull-Teamchef Horner erwartet ab jetzt einen Entwicklungswettlauf zwischen den Topteams bis zum Ende der Saison. "Wer auch immer am schnellsten das meiste aus seinem Auto herausholt, wird davon profitieren", glaubt Horner und kündigte an: "Wir wissen, dass wir uns verbessern müssen. Aber wir haben viele Dinge in der Pipeline." Dass das auch nötig sein wird, hat das Auftaktrennen in Melbourne bewiesen. Und auch Sebastian Vettel weiß, dass die Zeiten eines weiteren Alleingangs wie in der vergangenen Saison wohl vorbei sind. "Es ist enger geworden, deshalb kann ich mit Platz zwei gut leben", sagte Vettel.