Vettel erleichtert: „Ich bin wirklich glücklich über das Ergebnis. Ich bin von sechs auf zwei nach vorne gefahren. Das hatten viele sicher nicht erwartet.

Melbourne. Sebastian Vettel hat ein schon verloren geglaubtes Rennen aus dem Feuer gerissen und damit einen Fehlstart in die neue Formel-1-Saison abgewendet. Vom sechsten Startplatz fuhr der Weltmeister noch aufs Podest und musste sich bei strahlendem Sonnenschein in Melbourne nur dem Briten Jenson Button geschlagen geben. Der McLaren-Pilot fuhr ein unwiderstehliches Rennen. Button ließ sich auch von Kollisionen, einer Safety-Car-Phase und dem Teamkollegen Lewis Hamilton nicht aus der Ruhe bringen und sicherte sich vor mehr als 100.000 Zuschauern den ersten Sieg des Jahres und damit die WM-Führung.

„Ich bin wirklich glücklich über das Ergebnis. Ich bin von sechs auf zwei nach vorne gefahren. Das hatten viele sicher nicht erwartet, und deshalb bin ich darauf sehr stolz“, sagte Vettel. Alles in allem sei es ein guter Start in die Saison gewesen. Ein großes Kompliment machte Vettel Triumphator Button: „Jenson war heute zu schnell und zu gut für uns, er war einfach unschlagbar.“

Hamilton, der für viele als Vettels schärfster Rivale in diesem Jahr gilt, verspielte seine Pole Position und musste sich mit dem dritten Rang zufriedengeben. Vettels Red-Bull-Teamkollege Mark Webber verpasste bei seinem Heimspiel den erhofften Sprung aufs Treppchen und wurde Vierter. Der Spanier Fernando Alonso verhinderte mit Platz fünf ein Ferrari-Fiasko, sein Teamkollege Felipe Massa kam nicht ins Ziel. Nach den Startplätzen 12 und 16 hatte die ruhmreiche „Scuderia“ schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Der Finne Kimi Räikkönen landete bei seinem Comeback nach zwei Jahren Pause im Lotus auf einem respektablen siebten Platz.

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Mit einer Enttäuschung endete der Saisonauftakt für das hoch gehandelte Mercedes-Team. Für Michael Schumacher war das Rennen schon nach elf Runden vorbei. Der Rekordweltmeister musste mit einem Getriebedefekt am Mercedes an vierter Stelle liegend aufgeben. Sein Teamkollege Nico Rosberg wurde in der letzten Runde plötzlich immer langsamer, statt Platz acht und wenigstens ein paar WM-Punkten kam der 26-Jährige nur als Zwölfter in die Wertung. Laut Schumacher habe sich Rosberg im Zweikampf mit Sauber-Pilot Sergio Perez (Mexiko) einen Plattfuß geholt. Ganz früh war der Arbeitstag von Nico Hülkenberg beendet. Für den Force-India-Piloten kam nach einer Startkollision das Aus. Timo Glock belegte in seinem technisch unterlegenen Marussia den 14. Platz. Klingt zunächst gut, doch letztlich ließ Glock nur zwei Fahrer hinter sich.

Beim Start überraschte Button seinen Teamkollegen Lewis Hamilton, der sich die erste Pole Position des Jahres gesichert hatte, und setzte sich an die Spitze des Feldes. Dahinter fuhren zunächst die beiden Mercedes von Schumacher und Rosberg. Vettel machte einen Platz gut und folgte als Fünfter. Nur eine Runde später überholte der Weltmeister Rosberg und setzte sich an die vierte Stelle. Ein Rennen zum Vergessen erlebte der Franzose Romain Grosjean, der im Qualifying am Sonnabend mit Startplatz drei in seinem Lotus für die Überraschung des Tages gesorgt hatte. Erst wurde er bis auf Platz sieben durchgereicht, dann holperte der Teamkollege des früheren Weltmeisters Räikkönen in Runde drei über die Wiese und musste sein Auto mit einer gebrochenen Radaufhängung abstellen.

Vettel übernahm in der elften Runde kampflos den dritten Platz, als Schumacher von der Strecke abkam. Der Rekordweltmeister meldete seinem Team über Funk allerdings sofort einen Getriebedefekt. Der 43-Jährige konnte seinen lädierten Silberpfeil nur noch zurück in die Box rollen und dort vor der Garage abstellen – das vorzeitige Ende eines Arbeitstages.

Ganz vorne lief bei Button alles rund. Nach den ersten Boxenstopps hatte der Brite seinen Vorsprung auf Hamilton auf mehr als zehn Sekunden ausgebaut. Vettel tauchte bereits in Hamiltons Rückspiegel auf, der Weltmeister lag nur noch rund eine Sekunde hinter dem McLaren-Piloten zurück.

Als die beiden McLaren-Piloten ihre zweiten Stopps absolvierten, war Vettel plötzlich sogar Erster. Und der Weltmeister hatte Glück. Nachdem der Russe Witali Petrow sein defektes Rennauto an einer ungünstigen Stelle parken musste, schickte die Rennleitung wegen der Bergungsarbeiten das Safety Car auf die Strecke. Das nutzten Vettel und Webber zu ihren zweiten Stopps – und das Rennen war bei der Freigabe nach 40 Runden auf einmal wieder völlig offen.

Button, Vettel, Hamilton, Webber und Alonso lagen plötzlich alle innerhalb von nur zwei Sekunden. Doch Button blieb cool, machte keinen Fehler und brachte seinen Sieg mit einem Vorsprung von 2,1 Sekunden vor Vettel sicher ins Ziel.