Wegen seiner Pöbeleien rund um den Titelkampf gegen Witali Klitschko wurde dem 28-jährigen Briten auf unbestimmte Zeit die Lizenz entzogen.

CARDIFF/KÖLN. Der britische Box-Verband BBBC hat Heißsporn Dereck Chisora auf Eis gelegt. Wegen seiner Pöbeleien rund um den Titelkampf gegen Witali Klitschko wurde dem 28-jährigen Briten auf unbestimmte Zeit die Lizenz entzogen. Dies teilte Chisoras Manager Frank Warren am Mittwochabend nach einer Anhörung seines Schützlings vor dem Kontrollgremium des BBBC in der walisischen Hauptstadt Cardiff mit. Warren erklärte: «Sie haben ihm die Lizenz abgenommen. Wir werden jetzt überlegen, ob wir gegen diese Entscheidung vorgehen.» Chisora hat eine 14-tägige Einspruchsfrist.

Der Generalsekretär des BBBC-Boards, Robert Smith, begründete das Urteil so: «Das Board hat entschieden, dass Dereck Chisora nicht würdig ist, eine Lizenz zu haben. Sie wird ihm mit sofortiger Wirkung entzogen. Sein Verhalten war schlimm für den gesamten Boxsport.» Chisora war nach den skandalösen Vorfällen rund um den Titelkampf am 18. Februar in München gegen WBC-Weltmeister Witali Klitschko bereits vom Weltverband World Boxing Council (WBC) auf unbestimmte Zeit suspendiert worden.

Im Klitschko-Lager wurde das Urteil erfreut aufgenommen. «Die Dinge, die sich da angehäuft haben, sind nicht zu akzeptieren. So etwas darf keine Schule machen», sagte Bernd Bönte dem SID. Der Manager der beiden Weltmeister-Brüder kann sich aber durchaus vorstellen, dass Chisora wieder in den Ring steigen wird. «Grundvoraussetzung ist natürlich die Lizenz. Auch muss klar sein, dass er sich einer Therapie unterziehen muss. Und die darf nicht nach fünf Sitzungen wieder beendet sein. Aber grundsätzlich hat jeder eine zweite Chance verdient», so Bönte.

Chisora hatte sich nach dem verlorenen Fight gegen den älteren der beiden Klitschko-Brüder eine Auseinandersetzung mit seinem Landsmann David Haye geliefert. Auf der Pressekonferenz lieferten sich beide eine handfeste Schlägerei, die in Chisoras Morddrohung, Haye erschießen zu wollen, gipfelte. Der WBC hatte Chisoras Verhalten als «eines der schlimmsten, das ein Profi-Boxer jemals gezeigt hat» bezeichnet.

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Klitschko-Gegner Chisora auf unbestimmte Zeit gesperrt

Zudem hatte Chisora Witali Klitschko beim Wiegen am Freitag vor dem Kampf eine Ohrfeige verpasst und dessen Bruder Wladimir unmittelbar vor dem Fight im Ring mit Wasser bespuckt. Der 28-Jährige Chisora gab sich nach dem Skandal reumütig und kleinlaut. Auch wenige Tage vor der Anhörung in Cardiff hatte er kleinlaut erklärt: «Ich bedauere alles, was ich gesagt und getan habe. Im Rückblick ist mir das alles sehr peinlich, und nachträglich wäre es wohl besser gewesen, ich wäre zuhause geblieben.»

Chisora hatte bei der Anhörung auf Milde gehofft: «Alles, was ich mir wünsche, ist die Möglichkeit zur Darstellung meiner Sicht auf die Dinge und eine faire Behandlung. Vielleicht haben sie schon ihr Urteil gefällt, vielleicht wollen sie ein Exempel an mir statuieren. Ich kann nur hoffen, dass sie erkennen, wie sehr mir alles Leid tut und dass ich nur in den Ring zurück und tun möchte, was ich am besten kann: kämpfen. Eines Tages werde ich Weltmeister, und dann werden alle Briten stolz auf mich sein.»

Als besonders schweres Vergehen sah das Board des BBBC offenbar Chisoras Morddrohung gegen Haye an. Dazu hatte der in Simbabwe geborene Boxer erklärt: «Das waren doch leere Drohungen. Ich würde so etwas niemals tun können. Ich habe gar keine Waffe, hatte niemals eine und werde auch niemals eine haben. Es war einfach eine dumme Bemerkung.»

(sid/abendblatt.de)