Biathlet Arnd Peiffer will bei Biathlon-WM am Sonnabend mit einem Sieg im Sprint seine Fehler in der Mixed-Staffel vergessen machen.

Ruhpolding. Am Tag danach wollte Arnd Peiffer in den Wald. Nicht um nach seinem Fehlschuss-Festival abzutauchen oder sich vor der Sonne über Ruhpolding zu verstecken, die ihn und die deutsche Mixed-Staffel um das schon sicher geglaubte Gold gebracht hatte. Sondern um abzuschalten und neue Kräfte für die Titelverteidigung im Sprint am Sonnabend (12.30 Uhr/ZDF und Eurosport) zu sammeln. "Ich werde entspannt trainieren, eher die Klassikski anschnallen und nicht im Stadion trainieren. Sondern ein bisschen fernab, das ist, glaub ich, nicht schlecht. Ich werde ein bisschen zur Ruhe kommen und dann wieder von Neuem anfangen", sagte Peiffer.

Während dem Biathleten der versemmelte Auftakt der Heim-WM noch in den Gliedern steckt, geht Andreas Birnbacher mit breiter Brust auf die Strecke. Der Schlechinger zeigte eine überragende Vorstellung in der Staffel und ist ein heißer Medaillenkandidat. Und zwar nicht nur im Sprint, sondern auch im Verfolgungsrennen am Sonntag (13.15 Uhr/ZDF und Eurosport). Dort gehen die besten 60 Sprinter mit den Abständen aus dem 10-km-Rennen an den Start.

+++ Neuner mit Musikwunsch, Peiffer im Wald +++

Dem so ruhigen und eloquenten Niedersachsen Peiffer war nach seinem Fauxpas als Schlussläufer der auf Goldkurs liegenden Mixed-Staffel anzumerken, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte. Zwar gab es am Abend von allen Seiten Trost und Aufmunterung nach Platz drei und Bronze, aber Peiffer selbst wusste genau, welch große Chance er aus der Hand gegeben hatte.

"Es war schön, noch mal zu sehen, wie weit vorn wir waren", sagte Peiffer, als auf einer Videoleinwand die Höhepunkte des Rennens gezeigt wurden: "Das gehört aber dazu, es macht unseren Sport aus, dass es bis zum letzten Schießen spannend ist. Ich glaube, sonst wäre die Faszination Biathlon auch nicht so groß."

Ausgerechnet die Sonne, die den Tag über die 26 000 Zuschauer erfreut hatte, wurde Peiffer zum Verhängnis. "Die Lichtverhältnisse sind ganz anders. Mich hat es kalt erwischt, weil das Training zu einer ganz anderen Zeit stattfand. Es hat mich schon beim ersten Schießen erschreckt", sagte der 24-Jährige.

Abhilfe sollen bei den nächsten Rennen möglicherweise Blenden schaffen, wie sie bereits die siegreichen Norweger eingesetzt hatten. "Man muss mit Blenden arbeiten. Aber das mache ich recht ungern an der Waffe, weil ich jemand bin, der gerne zwischen den Schüssen zur Windfahne guckt", sagte Peiffer und stellte klar: "Man denkt ja nicht an alles." Weil aber auch für den Sprintweltmeister von 2011 "das nächste Rennen immer das wichtigste ist", gilt die Konzentration ab sofort dem Sprint: "Ich werde alles geben, aber der Titel vom letzten Jahr hilft einem in dem Moment nicht weiter. Es ist eine völlig neue Situation. Ich lasse es einfach auf mich zukommen."

Schnell verschwunden war in der Bronzenacht der überragende Andreas Birnbacher. Der "Heimschläfer", der nicht im Teamhotel wohnt, knüpfte nahtlos an seine starken Leistungen im Weltcup an und verblüffte mit seinen fehlerfreien Schnellschusseinlagen selbst die eigenen Mannschaftskameraden. Birnbacher, der zusammen mit Peiffer sowie Routinier Michael Greis, Simon Schempp und Florian Graf das deutsche Quintett bildet, gehört nicht nur wegen der Vorstellung in der Staffel zu den heißen Medaillenkandidaten. Aber Titelverteidiger Peiffer hat so seine eigene Rechnung: "Martin Fourcade wird einer der Favoriten sein. Und ich rechne immer mit einer Überraschung im Sprint." Vor einem Jahr in Sibirien war er selbst diese Überraschung. Diesmal ist er der Gejagte. Im Sonnenschein von Ruhpolding.

Als turmhohe Favoritin startet Magdalena Neuner (Wallgau) in das Super-Wochenende. "Ich habe sechs Medaillen angekündigt, aber nie von sechsmal Gold gesprochen. Zum Auftakt habe ich Bronze gewonnen und bin sehr glücklich darüber. Bronze fehlte mir noch in meiner WM-Sammlung", sagte die 25-Jährige, die ihre Karriere nach der WM beendet. Inmitten des riesigen Erwartungsdrucks, der auf ihr lastet, scheint Neuner komplett unbeeindruckt und versichert: "Ich bin total entspannt und werde jeden Tag dieser WM genießen." Als Nächstes wartet der Sprint am Sonnabend (15.30 Uhr/ZDF und Eurosport). Neuner hat sechs der bislang acht Saisonsprints gewonnen - eine einmalige Erfolgsbilanz, die 30 000 erwartungsfrohe Fans in der dann ausverkauften Chiemgau-Arena natürlich die Goldmedaille erwarten lässt. "Ich nehme das als gutes Omen, will keine Fehler schießen. Ich konzentriere mich nur auf mich selbst. Was die anderen machen, habe ich sowieso nicht im Griff", sagt sie.