Wie so vielen großen Sportkarrieren hat auch der von Eric Johannesen der Zufall ein wenig auf die Sprünge geholfen. Wäre bei der Ruder-WM im Herbst 2010 nicht kurzfristig ein Startplatz im Zweier ohne Steuermann frei geworden und hätten sich die deutschen Trainer nicht der Tatsache entsonnen, dass Johannesen vor seiner Zeit als Skuller sich in Jugendjahren auch einmal recht gut am großen Riemen versucht hätte - der 23-Jährige vom RC Bergedorf wäre wohl kaum wenige Monate später in den Deutschland-Achter aufgestiegen.

Nun also ist Johannesen der erste Vertreter eines Hamburger Klubs überhaupt, dem das gelungen ist. Auf ein Ruder-Schwergewicht wie ihn (97 kg) hat die Stadt, die den ältesten Ruderverein des europäischen Festlands beheimatet und in der einem dieser Sport auf allen Kanälen entgegenschwappt, lange warten müssen.

Obwohl der Achter seit Olympia 2008 ungeschlagen ist, erkämpfte sich Johannesen einen Rollsitz im sogenannten Maschinenraum in der Mitte des Paradeboots. "Er hat enorme körperliche Möglichkeiten und sich kontinuierlich entwickelt", sagt Bundestrainer Ralf Holtmeyer über den 1,93-Meter-Mann. Der Erfolgscoach wurde für sein Vertrauen nicht enttäuscht: Souverän gewann der Deutschland-Achter Anfang September zum dritten Mal hintereinander den WM-Titel.

Johannesen zählt damit zu Hamburgs großen Goldhoffnungen für die Spiele im Sommer in London. Die heiße Phase der Vorbereitung hat gestern begonnen: Geschlossen reiste das Team am Morgen zum Trainingslager nach Sevilla ab. Johannesen konnte den Preis für Hamburgs Sportler des Jahres deshalb nicht persönlich entgegennehmen. Wenn er so weitermacht, wird er das in den nächsten Jahren nachholen können.