Tischtennis-Rekordmeister Borussia Düsseldorf plant für nächste Saison ein Gastspiel seiner Bundesliga-Herren in der Hansestadt. In der Sporthalle Hamburg?

Hamburg. Am Ende eines rundum gelungenen Abends regte Jörg Roßkopf eine baldige Wiederholung an. "In Hamburg haben wir ein unheimlich begeisterungsfähiges Publikum", sagte Deutschlands bester Tischtennisspieler, "hier sollten wir öfter spielen." 1600 Zuschauer in der Sporthalle Wandsbek waren im Dezember 1998 Zeugen, wie die Nationalmannschaft durch einen 4:0-Sieg gegen Italien ins Finale der Europaliga einzog und ein gewisser Timo Boll, 17, als Spieler des Jahres geehrt wurde.

Fast 14 Jahre später könnte sich Roßkopfs Empfehlung, Spitzentischtennis einmal wieder in der Hansestadt zu veranstalten, endlich erfüllen. Für die kommende Saison ist ein Bundesliga-Gastspiel von Borussia Düsseldorf geplant, dem amtierenden deutschen Meister und Champions-League-Sieger um den Weltranglistenvierten Timo Boll , der inzwischen zum besten deutschen Tischtennisspieler aller Zeiten aufgestiegen ist. "Wir wollen den Hamburgern zeigen, was in unserem Sport möglich ist", sagt Initiator Sebastian Conrad vom SC Poppenbüttel.

Ein genauer Termin ist noch nicht festgelegt. Denkbar ist, dass der Rekordmeister, der in diesem Jahr den 25. Titel anstrebt, sein erstes Heimspiel im September nach Hamburg verlegt. Wunschgegner Werder Bremen steht allerdings erst für Anfang 2013 zum Rückrundenauftakt auf dem vorläufigen Rahmenspielplan.

Auch die Entscheidung über die Spielstätte steht noch aus. Conrad schätzt das Zuschauerpotenzial auf mindestens 2500 und hatte daher zunächst die Sporthalle Hamburg in Betracht gezogen. Im zuständigen Bezirksamt Nord sei der Sport aber seit den Ausschreitungen beim Hallenfußballturnier um den Schweinske-Cup Anfang des Monats "ein Reizthema", auch eine mögliche Sanierung der Halle in Winterhude könnte der Veranstaltung im Weg stehen.

Conrad favorisiert daher die (ohnehin kostengünstigere) Sporthalle Wandsbek. Ihr Fassungsvermögen, 2400 Zuschauer, liegt deutlich über dem der Poppenbütteler Sporthalle Tegelsbarg (1500), wo Roßkopf 1999 noch ein Benefizspiel vor 800 Fans bestritt. Dort freilich wäre das nötige Equipment weitgehend vorhanden. Die Entscheidung soll nach einer Hallenbegehung mit den Düsseldorfer Teamverantwortlichen im Februar fallen.

Zwischenzeitlich war sogar das für mehr als 12 000 Zuschauer ausgelegte Tennisstadion am Rothenbaum im Gespräch. Ein kühner Plan, bedenkt man, dass Tischtennis 22 Jahre nach dem Bundesliga-Abstieg von Germania Schnelsen in Hamburg nur noch drittklassig ist und die Zuschauerzahlen in der Regionalliga bestenfalls dreistellig. Die Idee ist jedoch laut Conrad an den Fixkosten von 40 000 Euro gescheitert.

Die Finanzierung ist die größte Hürde, die das Hamburger Organisationsteam nehmen muss. Es darf die Veranstaltung zwar eigenständig vermarkten, muss sie aber auch für die Düsseldorfer rentabel machen. "Für uns ist so ein Auftritt keine reine PR-Maßnahme, es stehen auch wirtschaftliche Aspekte dahinter", stellt Borussia-Geschäftsführer Jo Pörsch klar.

Das Geschäftsmodell, Heimspiele auszulagern, habe man öfter erfolgreich umgesetzt. So haben die Düsseldorfer schon Heimspiele in anderen Städten Nordrhein-Westfalens ausgetragen, aber auch in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. "Wir wollen damit Werbung in eigener Sache machen", sagt Pörsch. Er verspricht sich auch in Hamburg regen Zuspruch: "Wo wir sind, ist die Halle voll. Wir sind das Bayern München des Tischtennis, wir haben überall Fans." Die einheimischen Anhänger - durchschnittlich kommen gut 1000 zu den Heimspielen in den Arag-Centercourt - würden einen Termin weniger erfahrungsgemäß tolerieren, zumal der Spielplan im Tischtennis aufgrund der vielen internationalen Turniere ohnehin sehr unregelmäßig sei. Etwa 12 000 Euro müssen Conrad und seine Mitstreiter nun aufbringen. Sie hoffen, die Kosten im Wesentlichen über einen Großsponsor abdecken zu können. Einschränkungen hinsichtlich der Branchen gibt es vonseiten der Düsseldorfer kaum.

Auch das Rahmenprogramm dürfen die Hamburger weitgehend selbst gestalten. Geplant ist unter anderem eine Showeinlage des Jazzpianisten Joja Wendt. Offen ist allerdings noch, ob der Hamburger musikalisch in Erscheinung tritt oder selbst zum Schläger greift. Vor zwei Jahren durfte der Oberligaspieler Wendt in einem Showmatch in Stelle schon einmal Boll fordern. Seine Verbundenheit mit dem Tischtennis hat er auch in einem Lied dokumentiert: Der "Ping Pong Song" ist die offizielle Hymne des Deutschen Tischtennis-Bundes.