Das Kieler Gericht war nicht von der Schuld des früheren THW-Führungsduos Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic überzeugt.

Kiel. Um 9.03 Uhr hörten Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic auf was sie 19 Prozesstage gewartet hatten: "Die Angeklagten werden freigesprochen." Schwenker und Serdarusic, ehemals Manager und Trainer des Handball-Bundesligisten THW Kiel, kehrten ihre innere Freude nicht nach außen. Bis auf ein kurzes Zucken der Mundwinkel vermochten die Beobachter im prall gefüllten Saal 232 des Kieler Landgerichts nichts zu erkennen.

Und obwohl die Angeklagten im spektakulären Prozess um angebliche Spielmanipulation in allen Anklagepunkten freigesprochen wurden, gab es für Triumphgesten auch keinen Anlass. "Wir sind nicht von der Schuld der Angeklagten überzeugt - allerdings auch nicht von ihrer Unschuld", sagte Richter Matthias Wardeck.

Die Kammer sah es als nicht erwiesen an, dass die beiden Angeklagten die Schiedsrichter vor dem Finalrückspiel in der Champions League 2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt bestochen haben sollen, wie ihnen die Staatsanwaltschaft vorgeworfen hatte. Sie hatte in ihrem Plädoyer wegen Untreue, Betrug und Bestechung im geschäftlichen Verkehr Bewährungsstrafen von 18 und 17 Monaten gefordert - die Verteidigung hingegen auf Freispruch plädiert.

Bereits wenige Minuten nach der Eröffnung der Sitzung machte der Richter klar, warum er den Forderungen der Staatsanwaltschaft nicht nachkommen konnte: "Es handelt sich hier um einen reinen Indizienprozess. Man kann niemanden verurteilen, wenn Zweifel an der Schuld bestehen."

Es gäbe eine "Reihe von Merkwürdigkeiten" in Schwenkers Vernehmungsprotokollen, beispielsweise warum in einem "so engen Zeitfenster 92.000 Euro nach Kroatien geschickt werden mussten". Die Staatsanwaltschaft habe jedoch "vor einem großen Puzzle gestanden, das in der Kürze der Zeit schwer zusammenzusetzen war".

+++ Kommentar: Die Aufklärung ist nicht beendet +++

13 Zeugen hatten seit dem 21. September vor Gericht ausgesagt, zahlreiche Vernehmungen waren verlesen worden. Eine Erkenntnis, die der Prozess laut Richter Wardeck ergeben hat, dürfte den Handballfans dabei besonders wichtig sein: "Wir konnten herausfinden, dass das Finale der Champions League von 2007 sauber abgelaufen ist und nicht verschoben wurde." Die Staatsanwaltschaft hatte Schwenker und Serdarusic beschuldigt, mithilfe des kroatischen Mittelsmannes Nenad Volarevic die polnischen Schiedsrichter bestochen zu haben.

Dem THW Kiel drohen damit keine Schadenersatzklagen seitens des damaligen Gegners Flensburg-Handewitt oder weitere Verfahren des europäischen Verbands EHF mehr. Dessen Rolle im Kieler Prozess kritisierte der Richter scharf: "Der EHF hat eine Art Salamitaktik verfolgt. Da scheint man kein riesengroßes Interesse gehabt zu haben, an einer Aufklärung mitzuwirken."

+++ Verteidiger fordern Freispruch für Schwenker und Serdarusic +++

Die Aussagen von Gesellschafter Jesper Nielsen und Manager Thorsten Storm von den Rhein Neckar-Löwen hatten mit Schwenkers Darstellungen kaum etwas gemein. Für den Richter ist es vorstellbar, dass die Löwen-Führung Vorteil von Manipulationsgerüchten nehmen wollte. Für eine Anklage der Erpressung würde dies aber bei Weitem nicht reichen. Dazu kommt, dass Schwenkers Freund Gerd Butzeck, Geschäftsführer der europäischen Spitzenklubvertretung FCH, laut Wardeck falsche Aussagen zugunsten von Schwenker machte und sich möglicherweise dafür verantworten muss.

Die Staatsanwaltschaft hat nun eine Woche Zeit, in Revision zu gehen. "Das werden wir nach der schriftlichen Begründung entscheiden", sagte Oberstaatsanwalt Axel Goos.