Ein Kommentar von Achim Leoni

Die Angeklagten sind frei, aber bei genauem Hinsehen hat der Kieler Handballprozess keine Gewinner hervorgebracht. Die Staatsanwaltschaft ist den Beweis schuldig geblieben, dass Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic den Finalsieg der Champions League 2007 gekauft haben. Dem früheren Führungsduo des THW wiederum ist es nicht gelungen, das Gericht von seiner Unschuld zu überzeugen. Am meisten aber hat in diesem Prozess der Ruf des Handballs gelitten. Der Verdacht bleibt haften, dass es in diesem Sport nicht immer mit rechten Dingen zugeht.

Tatsächlich haben die zuständigen Institutionen viel getan, um sich diesen Ruf zu erwerben. Dem Weltverband sitzt ein Präsident vor, gegen den die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen Bestechung ermittelt und der mit der Manipulation der Olympiaqualifikation 2008 in Verbindung stehen soll. Der Deutsche Handball-Bund beförderte einen Schiedsrichter zum Funktionär, der seine aktive Karriere wegen Korruptionsverdachts beenden musste. Und der europäische Verband bekam gestern vom Gericht bescheinigt, an Aufklärung nicht allzu brennend interessiert zu sein.

Die Selbstreinigung des Handballs ist mit dem Richterspruch nicht abgeschlossen. Die Schiedsrichterdiskussionen bleiben allgegenwärtig und schaden dem Sport. Sie lassen sich nicht durch einen Maulkorb verhindern, wie ihn die Bundesliga verhängt hat. Gefragt wären radikale Maßnahmen: transparente Regeln, bessere Ausbildung und eine Professionalisierung des Schiedsrichterwesens.