Hamburg geht leer aus: Sowohl die UHC-Herren als auch das Damenteam vom Club an der Alster verlieren ihre Hallenhockey-Endspiele.

Berlin. Geteiltes Leid ist halbes Leid, das dachte sich Lena Jacobi, als sie gestern ihren Bruder Nico in die Arme nahm. Sie sprach ihm Mut zu - und spürte schnell, dass es vergebens war. In der Stunde der Niederlage wollte der Torhüter des Uhlenhorster HC allein sein mit seiner Trauer, und wer hätte das besser verstanden als die Schwester, die wenige Stunden zuvor mit den Damen des Clubs an der Alster selbst getrauert hatte? Am vergangenen Wochenende hatten die Jacobis in Leipzig noch gemeinsam ihre Europameisterschaftstitel im Hallenhockey gefeiert. Gestern, bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft im Horst-Korber-Sportzentrum in Berlin, waren sie in der Niederlage vereint und mussten bei der Siegerehrung zusehen, wie die Teams von Rot-Weiß Köln gleich zweimal jubelten.

Nun sind Finalniederlagen für die UHC-Herren ein ständiger Begleiter der vergangenen Jahre, und so war die Niedergeschlagenheit in der Mannschaft von Cheftrainer Martin Schultze nach der 3:5 (2:3)-Schlappe gegen die Kölner nicht so ausgeprägt wie im vergangenen Jahr, als man im Siebenmeterschießen am Club an der Alster gescheitert war. "Natürlich will man sich an Finalniederlagen nicht gewöhnen, aber es war schon schlimmer als heute", sagte Jonas Fürste. Der Angreifer war beim 11:4-Halbfinaltriumph über Uhlenhorst Mülheim am Sonnabend der überragende Spieler gewesen, doch im Finale konnte er sich wie seine Sturmpartner gegen die perfekt organisierte Defensive der Kölner zu selten durchsetzen. Und wenn es mal gelang, stand dort mit Max Weinhold ein Torhüter im Weg, der mit Recht als wertvollster Spieler der Endrunde ausgezeichnet wurde.

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"Köln hat verdient gewonnen, weil es seine Stärken am besten zur Geltung gebracht hat. Es war kein schönes Hockey, aber effektiv", resümierte Bundestrainer Markus Weise. Tatsächlich war der UHC über weite Strecken spielbestimmend, scheiterte jedoch nicht nur an Weinhold, sondern auch an der kläglichen Strafeckenverwertung - nur eine von sechs ging ins Ziel, Dieter Linnekogel war der Schütze. Die weiteren UHC-Treffer erzielten Marco Miltkau und Jan Simon. "So eine Eckenquote darf man sich in einem Finale nicht erlauben", sagte Schultze, bei dem trotz der Enttäuschung die Zufriedenheit überwog. "Dass wir überhaupt im Finale standen, war doch viel mehr, als wir erwartet hatten", sagte er.

Dass der UHC langfristige Ausfälle von Führungsspielern wie Moritz Fürste und Oliver Korn sowie Abgänge von Leistungsträgern wie Carlos Nevado und Philip Witte kompensieren konnte, lag daran, dass sich das junge Team an das von Schultze verordnete defensivere Spielsystem hielt und sich taktisch diszipliniert wie selten zuvor präsentierte. Dass es in Köln seinen Meister fand, lag einzig daran, dass die Rheinländer mit Weinhold, den Wess-Brüdern Benjamin und Timo sowie Jan-Marco Montag die besseren Individualisten im Defensivverbund hatten. "Die Defensive gewinnt Titel, deshalb glaube ich, dass die Finalsiege verdient waren", sagte Stephan Abel, Präsident des Deutschen Hockeybundes (DHB) und Mitglied bei Rot-Weiß Köln.

Bei den Damen ließ sich darüber zwar ein wenig mehr diskutieren als bei den Herren, dennoch zollte Alster-Trainer Jens George dem Gegner nach der 6:8 (3:3, 6:6)-Pleite nach Verlängerung seinen Respekt: "Köln hat verdient gewonnen, weil sie in der Verlängerung griffiger waren", sagte er. Keine Diskussionen gab es über die Qualität des Endspiels, das Werbung für das Damenhockey war. Beide Mannschaften gingen mit offenen Visieren aufeinander los, und als Katharina Scholz drei Minuten vor Schluss das 6:5 für Alster erzielte, schien der Titel eingefahren. Doch im Gegenzug traf Rebecca Grote zum Ausgleich und erzwang die Verlängerung. Zuvor hatten für Alster, das im Halbfinale Gastgeber Berliner HC 10:5 besiegt hatte, Ulrike Patschkowski (2), Jessica Reimann, Lisa Parada und erneut Scholz getroffen.

Zwei Spielerinnen des Nordmeisters verdienten sich ein Sonderlob des Trainers. Zum einen Tanja Franck, die in der Halbzeit des Endspiels für die glücklose Magdalena Schmitz eingewechselt wurde und dank ihrer Paraden die Auszeichnung als beste Torhüterin erhielt. Zum anderen Abwehrchefin Lea Loitsch, die im Halbfinale nach 17 Minuten mit einer gerissenen Lippe ins Krankenhaus gebracht werden musste, sich im Endspiel aber in jeden Zweikampf stürzte. Auch Loitsch hatte am vergangenen Wochenende in Leipzig den EM-Titel gefeiert und musste nun mit der silbernen Ehrennadel zufrieden sein. "So ist es im Sport", sagte sie, ehe sie sich zur Frustbewältigung unter die Teamgefährtinnen mischte. Geteiltes Leid ist eben doch halbes Leid.