Lousiane Souza Ziegler ist im Volleyballteam Aurubis eine der Stützen, auf die es im Topspiel am Sonnabend (18 Uhr) gegen Vilsbiburg ankommt.

Hamburg. José Augusto ist Betreiber einer Volleyballschule im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Wenn die Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis am Ende dieser Saison ihr Ziel, die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb, tatsächlich erreichen, dann wäre das zu einem kleinen Teil auch Augustos Verdienst. Er war es nämlich, der vor rund 13 Jahren die Qualitäten einer Spielerin erkannte, die heute zu den Stützen des VTA-Teams zählt: Lousiane Penha Souza Ziegler, die alle nur Lousi nennen.

Lousi sitzt an diesem feuchtkalten Mittwochmittag im Vereinsbüro in der CU-Arena und freut sich auf das Spitzenspiel, das am Sonnabend (18 Uhr) Tabellenführer Vilsbiburg nach Hamburg bringt. Die 26-Jährige hat sich mit dem Wetter in Hamburg längst abgefunden, sie hat die Sonne im Gemüt und den typischen Optimismus der Südamerikaner ebenso. "Wir haben eine tolle Mannschaft, deshalb glaube ich fest daran, dass wir gegen Vilsbiburg gewinnen können", sagt sie.

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Viel wird davon abhängen, wie die 178 cm große Außenangreiferin selbst in Form ist. Mit ihrer Sprunggewalt ("Ein Geschenk Gottes"), ihrer Schnelligkeit und der Schlaggenauigkeit macht sie in vielen Spielen den Unterschied, nicht umsonst wird sie am häufigsten zur wertvollsten Akteurin gewählt. Eine Auszeichnung, aus der sie sich gar nichts macht. "Es freut mich, aber viel wichtiger ist, dass wir gewinnen", sagt sie. Zwar liege ihr die Aufgabe, als Außenangreiferin für die wichtigen Punkte zu sorgen, sehr, "den Adrenalinschub liebe ich", dennoch findet sie es ungerecht, so häufig hervorgehoben zu werden, nur weil sie die meisten Punkte macht: "Es gibt genug andere bei uns, die auf meinem Niveau spielen", sagt sie.

In sehr gutem Deutsch sagt sie es, die Sprache lernte sie während einer langen Verletzungspause in ihrer ersten Saison in Hamburg 2009 in einem vom Verein bezahlten Sprachkurs. Derzeit bildet sie sich anhand der Songtexte von Silbermond oder Xavier Naidoo weiter, die sie, nicht immer zum Vergnügen ihrer Mitspielerinnen, gern auf Auswärtsreisen im Bus trällert.

Als Lousi im Sommer 2007 nach Deutschland ging, da tat sie es, weil ihr Vater verstorben war und sie die Mutter finanziell unterstützen wollte. Niemals hätte sie erwartet, dass aus dem für maximal zwei Jahre geplanten Europa-Abenteuer mindestens sechs Jahre werden; ihr Vertrag in Hamburg läuft bis 2013. Dass sie sich in Deutschland mittlerweile heimisch fühlt, hat vor allem damit zu tun, dass sie seit vergangenem Jahr mit einem Deutschen verheiratet ist. Jens Ziegler ist Physiotherapeut beim aktuellen Meister Schweriner SC, für den Lousi in der Saison 2008/09 spielte. Ihre Freizeit nutzt sie fast ausschließlich, um ihren Ehemann zu besuchen. An ihrer Verbundenheit zu geliebten Menschen scheiterte auch ein Wechsel in eine der europäischen Topligen. "Ich hatte nach dem Jahr in Schwerin schon darüber nachgedacht, aber was nützt mir mehr Geld, wenn ich nicht den Menschen, den ich liebe, um mich habe?", fragte sie sich. Ihre Antwort war die Unterschrift in Hamburg.

Irgendwann möchte sich das Ehepaar Ziegler allerdings in Brasilien niederlassen, wo Lousis Mutter, mit der sie täglich telefoniert, und ihre Schwester leben. Einmal im Jahr sind sie dort zu Besuch. Lousi hat sogar noch Kontakt zu José Augusto, ihrem Entdecker von einst. "Er ist sehr stolz, dass ich in Deutschland Profi bin", sagt sie. Wenn es mit Aurubis zum Titel reicht, wäre der Stolz wohl unermesslich.