Julia Görges aus Bad Oldesloe gilt bei den Australian Open als große Hoffnungsträgerin im deutschen Team - Mona Barthel in Runde zwei.

Hamburg/Melbourne. Dass in Melbourne dieser Tage bis auf das wechselhafte Wetter alles so ist wie gewohnt, ist für Julia Görges eine gute Nachricht, denn das bedeutet, dass sie sich rundum wohl fühlt. Die Australian Open, bei denen sie gestern durch ein 6:3, 7:6 (7:3) über ihre slowenische Freundin Polona Hercog in die zweite Runde einzog, sind das Lieblingsturnier der 23-Jährigen. "Ich liebe die Mentalität der Australier, immer gut gelaunt zu sein. Hier fühle ich mich wie daheim", sagt Görges. "Don't worry", mach dir keine Sorgen, das ist der Satz, der am anderen Ende der Welt in keinem Gespräch fehlen darf.

Grund zur Sorge hatte es für die Nummer 23 der Tennisweltrangliste in den vergangenen Tagen allerdings genug gegeben. Wegen einer im Flugzeug zugezogenen hartnäckigen Viruserkrankung musste sie ihre Teilnahme am WTA-Turnier in Sydney absagen. "Ich dachte zunächst, es wäre eine simple Erkältung und habe es nicht ernst genommen. Dann wurde es immer schlimmer, der Körper hatte keine Energie mehr", sagt sie. Dank ausreichender Ruhepausen und gut dosiertem Training fühle sie sich nun allerdings bereit, um beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison endlich zum ersten Mal in ihrer Karriere die zweite Woche zu erreichen.

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"Natürlich kann ich nicht erwarten, nach der Krankheit schon bei 100 Prozent zu sein. Aber bei einem Grand-Slam-Turnier wird gebissen, denn da gibt es oft Tage, an denen man sich nicht richtig fit fühlt", sagt sie. Sich das Achtelfinale als Ziel zu setzen, das hat sich die Oldesloerin abgewöhnt, sie will nur von Runde zu Runde schauen. Dennoch sei sie überzeugt davon, dass "die härteste Vorbereitung, die ich jemals gemacht habe", sich irgendwann auszahlen wird.

Das hatte auch Andrea Petkovic gedacht, doch dann musste Deutschlands Nummer eins in der vergangenen Woche wegen eines Ermüdungsbruchs im Beckenbereich ihren Melbourne-Start absagen. Görges bedauert dies auch aus persönlichen Gründen, immerhin hatte sie geplant, mit der Darmstädterin im Doppel anzutreten. "Ich drücke ihr die Daumen, dass sie bald wieder fit ist. Es ist sehr traurig für sie, weil ich weiß, wie hart sie geschuftet hat", sagt die 180 cm große Athletin. Die Tendenz, dass die Terminhatz im Tenniswanderzirkus immer höheren Tribut von den Spielerinnen fordert, will sie jedoch nicht überbewertet wissen. "Es ist nun einmal Leistungssport, darauf muss man sich einstellen", sagt sie.

Der Druck, nach Petkovics Absage hinter der Berlinerin Sabine Lisicki als deutsche Nummer zwei besonders im Hinblick auf das Fedcupduell Anfang Februar gegen Tschechien überzeugen zu müssen, sei kein Problem. "Wir haben mit Sabine, Angelique Kerber und auch Mona Barthel eine Menge Spielerinnen, die hier weit kommen können. Der Druck lastet also auf vielen Schultern", glaubt sie. Insbesondere Barthel ist in Topform. Die 21-Jährige aus Bad Segeberg hatte am vergangenen Sonnabend im tasmanischen Hobart ihr erstes WTA-Turnier gewonnen. Gestern zog sie durch einen Aufgabesieg über die Britin Anne Keathavong (den ersten Satz hatte sie 6:0 gewonnen) in die zweite Runde ein, wo morgen die Tschechin Petra Cetkovska wartet.

Nachdem 2011 vier verschiedene Spielerinnen bei den Grand Slams triumphierten, will Görges, die morgen in Runde zwei auf die Griechin Eleni Daniilidou trifft, keinen Tipp abgeben, wer in knapp zwei Wochen den Siegerpokal in den Händen halten wird. "Es gibt viele, die überraschen können", sagt sie, "man muss es nehmen, wie es kommt." Scheint so, als hätte Julia Görges von den Australiern viel gelernt.