Julia Görges, Nadja Käther, Matthias Prey und Joachim Persson hoffen, bei den Sommerspielen vom 25. Juli bis 12. August in London dabei zu sein.

Ahrensburg. Das Olympiajahr 2012 hat für Stormarns Spitzensportler fern der Heimat begonnen. Tennisprofi Julia Görges eröffnete die Saison in Neuseeland, Badminton-Ass Joachim Persson spielte bei den Korea Open in Seoul, Weitspringerin Nadja Käther flog ins Trainingslager nach Südafrika. Nur Matthias Prey blieb noch zu Hause, seine große Reise mit dem Bundeskader der Zehnkämpfer ans Kap der Guten Hoffnung ist erst für März geplant. Vier Stormarner Athleten über den Erdball verstreut, doch alle haben dasselbe Ziel - die Spiele von London vom 25. Juli bis 12. August. Zwei Frauen, zwei Männer, ein Traum.

Dreimal in Folge haben es seit Sydney 2000 Stormarner Sportler zu Olympischen Sommerspielen geschafft. Die Aussichten sind gut, dass die Serie hält. Die größten Hoffnungen aus dem Kandidaten-Quartett darf sich Julia Görges machen, die Oldesloerin, die längst eines der Gesichter des Aufschwungs im deutschen Damentennis geworden ist. In der Weltrangliste steht sie auf Rang 23, ist drittbeste Deutsche hinter Andrea Petkovic (Darmstadt) und Sabine Lisicki (Berlin). Am Stichtag Mitte Juni würde diese Konstellation für Görges reichen.

Kein anderer Einzelsportler aus dem Kreis hat eine vergleichbare Medienpräsenz wie die 23-Jährige, deren Wohnort noch immer Bad Oldesloe ist. Von der Trave an die Themse, das ist ihr nächster Plan nach ein paar spektakulären Auftritten. Vergangenes Jahr begeisterte sie unter anderem mit ihrem Triumph beim WTA-Turnier von Stuttgart. 2010 hatte sie in Wimbledon, am Schauplatz des olympischen Tennisturniers, schon einmal Geschichte geschrieben und beim 4:6, 7:5, 16:14 gegen Katarina Srebotnik (Slowenien) eines der längsten Matches der Turniergeschichte gespielt. Nach 3:40 Stunden fehlten nur fünf Minuten zum neuen Rekord.

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London aber ist für Görges im Moment nicht nur geographisch weit weg, sie konzentriert sich zunächst auf andere Höhepunkte. Olympia spiele gleichwohl eine große Rolle für sie, sagte Görges: "Es ist ein Traum für jeden Athleten. Ich werde auf jeden Fall einen Fokus darauf legen. Aber erst kommt der erste Saisonabschnitt, der sehr wichtig ist."

Für Nadja Käther, 23, gibt es schon lange kein anderes Thema mehr als die fünf Ringe, und seit die Silvesterböller knallten, ist die Vorfreude noch einmal gestiegen. "Wenn ich mir die olympische Flagge im Stadion vorstelle, fängt es am ganzen Körper an zu kribbeln", sagte sie. "Ich möchte unbedingt Teil der deutschen Mannschaft sein." Akribisch werde sie sich vorbereiten, kündigte die Ahrensburgerin an, ein zweites Trainingslager in Südafrika und eines auf Teneriffa sind in Planung. Die Weltmeisterschaften 2011 musste sie sich noch im Fernsehen anschauen.

Nach einem Trainerwechsel und Verbesserungen im vergangenen Spätsommer soll es nun nur noch bergauf gehen. "2012 ist ein magisches Jahr. Alle Schmerzen im Training sind leichter zu ertragen, wenn man weiß, wofür man arbeitet", sagte Käther.

Ihre Bestleistung steht bei 6,66 Metern, einen Zentimeter unter der zweimal zu erbringenden B-Norm für Olympia. Käther ist überzeugt, auch die A-Norm (6,75 Meter) schaffen zu können. Doch selbst das reicht nicht, wenn mehr als zwei Deutsche besser sind. Pro Disziplin gibt es nur drei Tickets.

Das knappe Kontingent an Nominierungen könnte auch ein Problem werden für Matthias Prey, den Modellathleten, der die Stormarner Zehnkampftradition nur zu gerne fortführen will. Acht Jahre nach Stefan Drews könnte nun wieder ein Multitalent vom Ahrensburger TSV Olympialuft schnuppern, aber es wird schwer. Doch Prey denkt lieber positiv, daran, dass er nach mehreren Verletzungen endlich keine Probleme mehr hat. "Ich bin sehr gut über den Winter gekommen, habe immer nach Plan trainiert", sagte er. "Das ist eine gute Startposition für die Saison."

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8200 Punkte braucht er mindestens. Wahrscheinlich wird sogar ein bisschen mehr nötig sein, um zu den drei besten Deutschen zu gehören. Prey, 24, müsste seine bisherige Bestleistung um mindestens 300 Zähler überbieten. Klingt viel, ist auch viel, aber einer, der Ahnung haben sollte, traut es Prey zu. "Er hat unwahrscheinliche Reserven, sodass er sich 2012 ohne weiteres nochmals um 300 Punkte verbessern könnte", sagte Bundestrainer Rainer Pottel. "Mich freuen diese Worte sehr", so Prey, "ich werde sie im Hinterkopf behalten, als Extra-Motivation." Sein Heimcoach Hinrich Brockmann weiß ohnehin, was er an dem ehemaligen Junioren-Europameister hat.

Wenn auch alle Planungen auf Olympia ausgerichtet sind, Prey will noch nicht zu viele Gedanken daran verschwenden. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich häufig verkrampfe, wenn ich mich ganz besonders beweisen will. Wenn man zu sehr fokussiert ist, läuft man Gefahr, zu viel Euphorie zu haben", sagte der Student. Trainingslager wird er in Südafrika und Portugal aufschlagen, die entscheidende Olympia-Qualifikation ist dann im Juni in Ratingen.

Eine Mini-Chance auf London hat Joachim Persson, 28, aufgewachsen in Trittau, wo seine Familie noch heute wohnt. Er selbst lebt in Kopenhagen und startet für Dänemark, wo Badminton populärer ist als in Deutschland. In der Weltrangliste ist er im Moment nur 61., auf Platz 16 müsste er sich verbessern. "Daher sind meine Möglichkeiten sehr gering", sagte Persson. Dass er es sogar in die Top Ten schaffen kann, hat er schon bewiesen. Doch vergangenes Jahr warf ihn eine Verletzungspause zurück, kostete viele Punkte. "So ganz habe ich London aber noch nicht abgeschrieben", so Persson. Korea war für ihn nur eine Zwischenstation, seine Tournee zu den großen Turnieren geht weiter. Der Traum von Olympia lebt.