Die deutschen Hockey-Damen haben es vorgemacht, die Herren zogen nach. Beide Teams setzten sich gegen die Niederlande durch.

Leipzig. Durch die Arena Leipzig schallte der Schlager "Oh wie ist das schön“, während sich unten auf dem Feld die deutschen Hockeydamen ein wenig ungläubig in den Armen lagen. Durch einen 4:1 (2:1)-Sieg im Halbfinale gegen die Niederlande hat die Auswahl von Bundestrainer Marc Herbert das Endspiel der Hallen-EM erreicht. Dort ist am Sonntag (13 Uhr) Weißrussland der Gegner, das sich im ersten Halbfinale 2:1 gegen Polen behauptete.

Gegen die Polinnen hatte Deutschland am Sonnabendmorgen sein letztes Gruppenspiel 3:5 verloren. Umso überraschender war die Leistungssteigerung der DHB-Damen, die sehr konzentriert zu Werke gingen. Angetrieben von der überragenden Abwehrchefin Lea Loitsch vom Club an der Alster, die dem Defensivverbund mit ihrer Zweikampfstärke und ihren klaren Anweisungen die nötige Stabilität verlieh, kam Deutschland immer wieder zu gefährlichen Torszenen. Dennoch war es erneut eine Standardsituation, die nach dem frühen Rückstand (2.) – dem vierten 0:1-Rückstand im vierten Spiel – zum Ausgleich führte, als die Essenerin Dinah Grote per Strafecke traf (11.).

Grote war es auch, die in der zweiten Halbzeit, in die Deutschland dank eines Treffers von Spielführerin Rebecca Landshut (Münchner SC/14.) mit einer 2:1-Führung ging, für die Entscheidung sorgte. Als die Niederlande fünf Minuten vor dem Abpfiff die Torhüterin vom Feld nahmen, nutzte Grote zwei Konter zu den entscheidenden Treffern (38./40.) und brachte damit die 4000 Zuschauer in der gut gefüllten Leipziger Arena auf Hochtouren.

"Ich freue mich riesig, dass die Mädels nach dem Desaster gegen Polen als Team zurückgekommen sind. Es gibt zwar noch genügend Dinge, die wir verbessern können, aber wenn wir so geschlossen auftreten wie im Halbfinale, dann können wir unser Ziel, den Titel zurückzuholen, erreichen“, sagte U-21-Nationalcoach Herbert, der in Leipzig Bundestrainer Michael Behrmann ver-tritt. Dieser bereitet sich mit dem Feld-A-Kader auf die Champions Trophy in Argentinien (Start 28. Januar) vor. Loitsch, die vom Trainer ein Sonderlob erhielt ("Sie ist enorm wichtig für uns“), zollte der gesamten Mannschaft Respekt. "Wir haben gewusst, dass wir ein gutes Team sind, und dass wir das gegen Holland zu 100 Prozent abrufen mussten. Dass es so toll geklappt hat, ist natürlich großartig.“

Gegen Weißrussland, das zum fünften Mal in Serie bei einer Hallen-EM die Medaillenrunde erreichte, erwartet die Deutschen ein ähnliches Spiel wie gegen die Polinnen. "Weißrussland ist ein sehr gut eingespieltes Team, das sehr tief steht und abwartet. Die werden uns das Spiel machen lassen. Mal sehen, ob die Mannschaft aus der Niederlage gegen Polen gelernt hat, geduldig zu sein“, sagte Herbert. "Wir müssen uns trauen, uns Zeit zu lassen, auch wenn uns die Fans nach vorn pushen. Wenn wir so gut spielen wie im Halbfinale, dann kann der Traum vom Titel wahr werden. Wir sind alle heiß darauf“, sagte Loitsch.

Am späten Sonnabendabend schafften dann auch die deutschen Herren den Finaleinzug, ebenfalls durch einen Sieg über die Niederlande. Die Tore beim 6:3 (2:3) erzielten der Mannheimer Matthias Witthaus (6./39.), der Kölner Benjamin Wess (8.), Kapitän Tobias Hauke vom Harvestehuder THC (24./31.) und der Krefelder Oskar Deecke (40.). Wie schon in den drei siegreichen Gruppenspielen zeigte die Auswahl von Bundestrainer Markus Weise in den zweiten 20 Minuten eine deutliche Leistungssteigerung und siegte deshalb absolut verdient.

"Ich freue mich für die Jungs, dass sie aus dem Rückstand noch einen schönen Sieg gemacht haben. In der zweiten Halbzeit haben wir mit mehr Feuer gespielt und uns den Sieg verdient“, sagte Weise. Hauke wollte seine wichtigen Tore zum 3:3 und 4:3 nicht überbewerten. "Wir gewinnen als Team, und ich habe in diesem Turnier auch schon einige Gegentreffer mitverschuldet, deshalb sehe ich mich nicht als Matchwinner. Dennoch bin ich natürlich glücklich, dass mir zwei so wichtige Tore gelungen sind, zumal ich nicht gerade der Torjäger bin“, sagte er.

Im Endspiel treffen die deutschen Herren am Sonntag um 14.30 Uhr auf Tschechien, das sich gegen Titelverteidiger Österreich 3:2 (1:1) durchsetzte. Gegen die Osteuropäer hatte die DHB-Auswahl am Donnerstag ein Testspiel 7:3 gewonnen. "Dennoch wird es ein hartes Stück Arbeit, weil die Tschechen noch tiefer stehen werden als alle Gegner, die wir bisher hatten. Sie sind sehr gut organisiert und kontern gefährlich. Wir müssen noch einmal alle Kräfte mobilisieren, um den Titel zu holen“, sagte Hauke.