Die Handball-Nationalmannschaft bestreitet am Wochenende letzte Textspiele vor der EM in Serbien. Sonnabend gegen Ungarn.

Barsinghausen. Mission Impossible für die deutschen Handballer: Mit einem Hollywood-Blockbuster haben sich Nationalmannschaftskapitän Pascal Hens und seine Mitspieler auf die Europameisterschaft in Serbien (15. bis 29. Januar) eingeschworen. Vor dem bedeutungsvollen Turnier herrscht im Team von Bundestrainer Martin Heuberger Zuversicht, es gibt aber auch viele offene Fragen. Erste Antworten werden die letzten beiden Testspiele gegen Ungarn am Sonnabend in Bremen (18.20 Uhr, ARD) und am Sonntag in Magdeburg (16.15 Uhr, Sport 1) liefern.

Zum Auftakt eines richtungweisenden Jahres ging es für die Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger erst mal ins Kino. Der Film "Mission Impossible 4" war eine willkommene Abwechslung zwischen den harten Trainingseinheiten in Barsinghausen. Beim letzten Satz des Action-Streifens musste selbst Hens schmunzeln: Hauptsache, das Team hat funktioniert, heißt es da. Die Losung für das deutsche Team dürfte neun Tage vor dem so wichtigen Turnier nicht ganz so einfach lauten, ist die EM in Serbien doch die letzte Chance, eines von zwei noch freien europäischen Tickets für die olympischen Qualifikationsturniere im April zu ergattern. Eine unmögliche Mission wird die EM zwar nicht - eine schwierige Aufgabe allemal. "Wir müssen den letzten Strohhalm ergreifen", sagte Hens in der Sportschule Barsinghausen: "Die Olympia-Qualifikation ist das große Ziel, dem wir alles unterordnen." Nach einer Medaille zu schielen, wäre nach Auffassung des Rückraumspielers des HSV Hamburg und Weltmeisters von 2007 aber vermessen.

+++ Keine Zeit zum Proben +++

+++ Neuer HSV-Handball-Trainer noch nicht in Sicht +++

Das sieht der neue Bundestrainer ähnlich. Ihm ist die Tragweite des Turniers bewusst. "Vom Ausgang der EM hängt viel für den deutschen Handball ab", sagt Heuberger. Qualifiziert sich sein Team nicht für die Spiele im Sommer in London, steht das gute Image der gesamten Sportart auf dem Spiel. Für Heuberger ist die EM das erste Großereignis als Cheftrainer. Nach den drei Supercup-Pleiten bei seiner Premiere im Herbst müssen jetzt Ergebnisse her. "Unser Fokus liegt auf dem EM-Auftaktspiel gegen Tschechien, für mich einer der Geheimfavoriten", sagt Heuberger. Die weiteren Gegner in der Vorrunde sind Mazedonien und Schweden.

Rund eine Woche vor dem EM-Auftakt gleicht die deutsche Mannschaft einer Wundertüte. Keiner weiß so recht, zu was das Heuberger-Team in der Lage ist. Es gibt viele offene Fragen: Hat es der Nachfolger von Heiner Brand in den beiden Lehrgängen in Baden-Baden und Barsinghausen geschafft, Konstanz in die Offensive zu bringen? Gibt es eine klare Stamm-Sieben, die zuletzt von vielen Experten vermisst wurde? Und kristallisieren sich endlich die zuletzt fehlenden Häuptlinge heraus? Spieler, die Verantwortung übernehmen, wenn es mal nicht so gut läuft?

Antworten werden die beiden Spiele am Wochenende gegen den WM-Siebten Ungarn geben. Sie gelten als Generalprobe für den Ernstfall. "Wir werden nichts mehr verstecken. Das bringt nichts", sagt Heuberger. Und gegen Ungarn hat die deutsche Mannschaft noch eine Rechnung offen: Die Niederlage gegen die Magyaren bei der WM in Schweden vor Jahresfrist hatte die deutsche Auswahl die Qualifikation für ein Olympia-Ausscheidungsturnier gekostet und sie nun in Zugzwang gebracht. "Das ist bei einigen noch im Hinterkopf, bei mir auch. Von daher gibt es schon kleine Revanchegelüste", gab Heuberger zu.

Die Spiele also als Fingerzeig in Richtung EM? "Auf jeden Fall", sagt Torwart Silvio Heinevetter von den Füchsen Berlin: "Die beiden Spiele werden vieles zeigen. Wir gehen da so ran, als wenn es EM-Spiele wären." Im ersten Test werden der 27-Jährige und seine Mitspieler ohne Christian Sprenger auskommen müssen. Wegen eines Todesfalles in der Familie fehlt der Rechtsaußen des THW Kiel in Bremen, wird aber zum zweiten Vergleich mit den Ungarn am Sonntag in Magdeburg zurückerwartet.

Davon abgesehen ist die Stimmung in der deutschen Mannschaft gut. "Wir freuen uns alle, dass wir am Wochenende Testländerspiele haben und dann die EM losgeht", sagt Martin Heuberger. Während er beim Supercup noch nach seinem besten Kader suchte, hat er sich nun auf 17 Akteure festgelegt, von denen er 16 mit nach Serbien nimmt. "Wir hatten beim Supercup keine Aufstellung. Das wurde ja auch kritisiert, dass wir zu viel gewechselt haben. Jetzt muss nicht mehr jeder mal spielen", urteilte Heinevetter. Welcher Spieler zu Hause bleiben muss, steht noch nicht fest. "Die Entscheidung werden wir uns bis zuletzt offenhalten", sagt der Bundestrainer. Heiß auf die EM sind jedenfalls alle Akteure. Gut möglich, dass sich Tom Cruise und seine Mission Impossible 4 am Ende positiv auswirken - nicht nur auf den Teamgeist.