Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Seit einem halben Jahr ist Martin Heuberger, 47, Cheftrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft, der Nachfolger Heiner Brands. Seitdem hatte er viel Zeit zum Nachdenken, aber wenig Zeit zum Testen. In nur fünf Länderspielen muss er seine Formation für die Europameisterschaft in Serbien (15.-29. Januar) gefunden haben, und nach drei Niederlagen in den ersten drei Begegnungen ist sein Spielraum bereits begrenzt. In den letzten beiden Vorbereitungsmatches am Wochenende gegen den WM-Siebten Ungarn sind jetzt Ergebnisse gefragt. Andernfalls würde der WM-Elfte mit zitternden Händen nach Serbien fliegen. Dort geht es für die Deutschen um die letzte Chance, sich für ein Olympia-Ausscheidungsturnier zu qualifizieren.

Heuberger ist um seine Mission nicht zu beneiden. Er soll liefern, egal wie, weitgehend mit dem Personal, das Brand vor einem Jahr bei der WM in Schweden in die Verzweiflung trieb. Da ist reparieren statt restaurieren gefragt, Haltbarkeitsdauer ungewiss.

Dabei wäre ein mittelfristiger Neuaufbau der Nationalmannschaft eher die angemessene Reaktion auf die strukturellen Probleme des deutschen Berufshandballs mit der übermächtigen Bundesliga, die weiter einheimischen Talenten wenig Raum zur frühen Entfaltung bietet. Heuberger, 2009 und 2011 Weltmeister mit den deutschen Junioren, wäre dafür der geeignete Trainer - unabhängig vom Abschneiden bei der EM. Ob der Deutsche Handballbund das beim Verpassen der Olympiateilnahme ähnlich sieht, bleibt abzuwarten.