Mit zumeist guten Losen startet das 18 Spieler starke Aufgebot des Deutschen Tennis Bundes in das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon.

London. Es hätte schlimmer kommen können für die deutschen Tennisprofis bei den All England Championships in Wimbledon. Mit zumeist guten Losen startet das 18 Spieler (12 Herren/6 Damen) starke Aufgebot des Deutschen Tennis Bundes in das am Montag beginnende Grand-Slam-Rasenturnier, bei dem die Vuvuzela- Tröten nicht nur unerwünscht, sondern sogar verboten sind.

Hoffnungsträgerin Andrea Petkovic, die in s'Hertogenbosch ihre gute Form unter Beweis gestellt hat, erwischte es am Freitag in London allerdings hart. Die Darmstädter Debütantin muss gegen die Russin Anna Tschakwetadse antreten und bekäme es dann mit Titelverteidigerin Serena Williams aus den USA zu tun.

Philipp Kohlschreiber dagegen, der in Abwesenheit der verletzten Thomas Haas und Sabine Lisicki als Nummer 29 der einzige Gesetzte im deutschen Aufgebot ist, startet auf dem Heiligen Rasen gegen den schlagbaren Italiener Potito Starace. „Ein gutes Los“, meinte auch Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen, „da ist Philipp der Favorit.“ Doch in der dritten Runde könnte der Augsburger auf Andy Roddick treffen, der im vorigen Jahr im Finale stand und sich dort erst im fünften Satz mit 14:16 dem sechsmaligen Champion Roger Federer beugen musste.

Der Schweizer, der gegen Alejandro Falla aus Kolumbien angenehm in sein Lieblingsturnier starten kann, ist in einer Hälfte mit dem Amerikaner Roddick, sowie den weiteren Mitfavoriten Novak Djokovic aus Serbien und dem Russen Nikolai Dawydenko. Auch der momentan auf Rasen glänzend aufspielende Benjamin Becker ist in dieser Hälfte. Der Mettlacher steht gegen Lucky Loser Ryan Sweeting vor einer lösbaren Aufgabe. Das gilt für Rainer Schüttler, der wie vor zwei Jahren wieder das Halbfinale anpeilt, nicht unbedingt. Dmitry Tursunow aus Russland ist „ein undankbarere Gegner“, wie Kühnen analysiert.

Während Philipp Petzschner gegen den Slowaken Karol Beck beste Chancen hat, steht Florian Mayer gegen den Kroaten Marin Cilic vor einer heiklen Prüfung. Seine aufsteigende Form sollte der Stuttgarter Andreas Beck gegen den britischen Wildcard-Spieler Jaimi Baker unter Beweis stellen. Qualifikant Tobias Kamke und Julian Reister, der als Lucky Loser den Südafrikaner Rik de Voest erwartet, wollen derweil ihre junge Grand-Slam-Bilanz fortschreiben. Kamke erwartet den Spanier Guillermo Garcia-Lopez – eigentlich ein Sandplatzexperte.

Der hinter Federer an zwei gesetzte French-Open-Sieger Rafael Nadal beginnt nach seinem Jahr Wimbledon-Pause gegen den Japaner Kei Nishikori. Im Viertelfinale könnte der Weltranglisten-Erste auf Nicolas Kiefer treffen. Doch das ist graue Theorie, denn soweit ist der mit einer Wildcard ausgestattet Hannoveraner nach langer Verletzungspause noch lange nicht. Sollte der Weltranglisten-184. die harte Prüfung gegen den an Nummer neun gesetzten Spanier David Ferrer überstehen, könnte Simon Greul sein zweiter Kontrahent sein. Der Kornwestheimer spielt gegen Florent Serra aus Frankreich.

Nach der neuerlichen Absage von Sabine Lisicki soll neben der aufstrebenden Petkovic auch Anna-Lena Grönefeld in die Bresche springen. „Sie hat nach ihrer langen Pause nichts zu verlieren“, sagte Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner vor der Erstrundenpartie gegen die schwächelnde Russin Dinara Safina. „Der Anfang des Matches wird sehr wichtig sein.“ Vorschusslorbeeren bekommt auch Kristina Barrois, die allerdings in Runde zwei wie gerade erst in s'Hertogenbosch auf die Belgierin Justine Henin treffen könnte.

Eine knifflige Aufgabe hat Julia Görges, die Marion Bartoli erwartet. „Sie hat einen großen Satz auf Rasen gemacht“, sagte Rittner. Aber die Französin Bartoli ist auch stark auf Gras, wie sie mit dem Einzug ins Finale 2008 bewiesen hat. Angelique Kerber ist Favoritin gegen Sania Mirza aus Indien. „Wenn sie“, wie Rittner zu bedenken gibt, „ihre Nervosität besiegt.“