Der Verein trennte sich von Trainer Labbadia. Techniktrainer Moniz führt das Team bis zum Saisonende. Torun mit Kreuzbandriss.

Hamburg. Am Montag den 26. April um 16.26 Uhr steigt Bruno Labbadia in seinen Audi und fährt davon. Es ist die letzte Fahrt des 44-Jährigen vom Gelände des HSV-Stadions.

Fußball-Bundesligist Hamburger SV hat unmittelbar vor seinem wichtigsten Saisonspiel die Reißleine gezogen und sich von Trainer Bruno Labbadia getrennt. Das gab Klub-Chef Bernd Hoffmann nach einer Krisensitzung am Montag auf einer Pressekonferenz bekannt.

"Wir haben heute Nacht und heute Morgen die Situation analysiert und haben gemeinsam entschieden, dass wir in dieser Konstellation nicht weitermachen wollen", erklärte Hoffmann.„Es hat sich so dargestellt, dass wir nicht erwarten konnten, das Spiel am Donnerstag in Fulham erfolgreich zu bestehen“, sagte Hoffmann und führte weiter aus: „Es war der letzte Zeitpunkt, um zu reagieren, um das Ziel Europa League nicht zu gefährden.“ Der bisherige Co-Trainer Eddy Sözer wurde ebenfalls beurlaubt. Wer ihm folgt, soll Moniz selbst entscheiden dürfen.


Technik-Trainer Moniz: Der „Feuerwehrmann" beim HSV

Der bisherige Techniktrainer Ricardo Moniz wird die Mannschaft bis zum Rest der Saison übernehmen. "Er ist unglaublich engagiert, kennt das Team und den englischen Fußball. Er lebt Fußball", so Hoffmann weiter. Der Niederländer, der im Sommer zum österreichischen Meister Red Bull Salzburg wechselt, leitete am Montag bereits das Vormittagstraining.

"Es war ein dramatischer Tag", fasste Moniz seine Gefühlsleben zusammen. "Ich bin emotional sehr verbunden mit Bruno und Eddy, ich schätze sie als Trainer und Menschen. Bevor ich die Mannschaft heute übernommen habe, hatte ich mit Bruno gesprochen und mir sein okay geholt. Er ist ein großer Mensch."

Moniz ist sich sicher, dass er den HSV wieder auf Spur bringt. "Ich bin zu 200 Prozent HSVer und absolut überzeugt, dass wir den Schalter umlegen können."

Wer zur kommenden Saison neuer Trainer der Hamburger wird, steht noch nicht fest.

Auch für Labbadia hatte Hoffmann zum Abschied noch lobende Worte parat. "Er hat gute Arbeit geleistet, hat sich von der ersten bis zur letzten Minute engagiert. Die Trennung ist eine schmerzliche Entscheidung." Einen Tag nach dem beschämenden 1:5 (0:3) bei 1899 Hoffenheim reagierte der Vorstand der Hanseaten damit auf die anhaltende Talfahrt in der Liga und setzte zugleich ein Signal für das Halbfinal-Rückspiel der Europa League beim FC Fulham am Donnerstag (21.05/ im Liveticker auf abendblatt.de).

Labbadia, dessen Vertrag bis 30. Juni 2012 datiert ist, trauten die Klub-Verantwortlichen offenbar nicht mehr zu, das Ruder im Saisonfinale noch herumzureißen. Angeblich kassiert der 44-Jährige eine Abfindung von einer Million Euro. Zuletzt hatten sich die Zweifel gemehrt, dass Labbadia die Mannschaft noch erreicht. Höhepunkt war der öffentliche Disput zwischen Labbadia und Torwart Frank Rost, der vergangene Woche nach der ihm vorgeworfenen Disziplinlosigkeit aus dem Mannschaftsrat zurückgetreten war.

Zudem hatten die Hamburger mit der 1:5-Pleite in Hoffenheim am Sonntag wohl die letzte Chance auf einen Europacup-Platz in der Liga verspielt. In den vergangenen sieben Bundesligapartien war den Norddeutschen nur ein Sieg gelungen. Labbadia hatte das Traineramt Anfang Juni vergangenen Jahres als Nachfolger des Niederländers Martin Jol übernommen. Der frühere Bundesligaprofi war für eine geschätzte Ablöse von 1,3 Millionen Euro vom Ligarivalen Bayer Leverkusen an die Elbe gewechselt. Er war bei seiner Verpflichtung der sechste Trainer des HSV in knapp sechs Jahren.

Hiobsbotschaft: Torun mit Kreuzbandriss

Die nächste ernüchternde Nachricht ging durch den Trainerwechsel ein wenig unter: Nachwuchsstürmer Tunay Torun erlitt im Freitagstraining einen Kreuzbandriss im Knie und fällt damit voraussichtlich bis zur Winterpause der nächsten Spielzeit aus. Immerhin stehen die angeschlagenen Ze Roberto, Guy Demel und Ruud van Nistelrooy am Donnerstag gegen Fulham wieder zur Verfügung. Tolgay Arslan ist nach seiner Roten Karte im Spiel bei 1899 Hoffenheim für ein Spiel gesperrt worden. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wertete das Foul des Hamburgers gegen Tobias Weis lediglich als unsportliches Verhalten. Arslan steht dem HSV damit im letzten Saisonspiel bei Werder Bremen wieder zur Verfügung.

HSV-Gegner Fulham bangt um Zamora

Der englische Premier-League-Klub FC Fulham bangt vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Europa League gegen den Hamburger SV um Torjäger Bobby Zamora. „Ich glaube kaum, dass er am Donnerstag spielen kann. Ich hoffe zwar, aber mehr nicht. Er wird weiter behandelt, uns hilft aber nur noch Daumen drücken“, sagte Fulham-Teammanager Roy Hodgson der englischen Tageszeitung Daily Mirror.

Fulham hat im Hinspiel in Hamburg ein 0:0 erkämpft, dabei aber Nationalspieler Zamora wegen einer Verletzung an der Achillessehne verloren. Zamora, mit 19 Saisontreffern torgefährlichster Spieler der Cottagers, wurde am vergangenen Sonntag beim FC Everton (1:2) geschont. Der 29-Jährige selbst betonte, er wolle gegen den HSV „unbedingt spielen“.