Hamburg. Ein guter Trainer zeichnet sich auch dadurch aus, dass er ein Spiel lesen und passend auf das Gelesene reagieren kann. Lars Reinecke muss also ein guter Trainer sein, denn als die von ihm betreuten Hockeydamen des Uhlenhorster HC im Bundesliga-Topspiel am Sonntag gegen Rot-Weiß Köln eine Viertelstunde vor Schluss beim Stand von 0:1 einen Konter ohne Esprit und Ideen vortrugen, platzte ihm der Kragen. "Mädels, aufwachen! Ihr müsst jetzt Gas geben, hier geht doch noch was", schrie Reinecke von seiner Bank aus. Es war der Weckruf zur rechten Zeit. Mit Eckentoren wendeten Victoria Somin (59.) und Rocio Ybarra (65.) die Partie, die im Rahmen des als "Das Duell" vermarkteten Städtevergleichs ausgetragen wurde, zum Guten und sicherten ihrem Team nach dem 2:0 vom Sonnabend gegen Düsseldorf, das Roda Müller-Wieland (65., Ecke) und Nicola Scharlau (68.) ebenfalls spät sichergestellt hatten, ein Sechs-Punkte-Wochenende.

Dass der Titelverteidiger damit ärgster Verfolger des nach elf Spielen weiter verlustpunktfreien Tabellenführers Berliner HC ist, ist umso überraschender, wenn man weiß, dass mit Lisa Hahn (Adduktorenprobleme, noch vier Wochen Pause), Jana Teschke (wird morgen am Kreuzband operiert, Pause bis Jahresende), Kristina Hillmann und Pia Oldhafer (beide Bänderrisse, Pause noch mehrere Wochen) vier Nationalspielerinnen fehlten. Dafür liefen mehrere A-Jugendliche auf, die ihre Sache so gut machten, dass das Team zum Spielende hin zulegen konnte. "Wir können stolz sein, dass wir solche Ausfälle kompensieren können", sagte Nationaltorhüterin Yvonne Frank. "Unsere Siege zeigen, dass es nicht nur auf individuelle Klasse ankommt, sondern auch auf Teamgeist", sagte Spielführerin Janne Müller-Wieland. Und auch Reinecke hatte seine gute Laune wiedergefunden: "Wie das Team in beiden Spielen die Wende geschafft hat, das war großartig", sagte er.