Der FC Bayern überzeugte gegen Lyon wie selten zuvor in dieser Saison. Nur Rotsünder Ribery trübte das positive Gesamtbild.

München. Die Bayern werden erst am 28. April erfahren, ob Rotsünder Franck Ribery in einem möglichen Endspiel in der Champions League eingesetzt werden darf. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) informierte die Münchner am Donnerstag darüber, dass der französische Nationalspieler nach seinem Platzverweis im Halbfinal-Hinspiel gegen Olympique Lyon (1:0) für das Rückspiel am kommenden Dienstag gesperrt ist. Über ein endgültiges Strafmaß will die Kontroll- und Disziplinarkommission am Mittwoch, 28. April, entscheiden.

Die UEFA hat den FC Bayern zudem gebeten, zu dem Vorfall in der 37. Minute, als Ribery den argentinischen Stürmer Lisandro Lopez trat, eine Stellungnahme abzugeben. Die Münchner hatten unmittelbar nach dem Spiel ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass Ribery nur für ein Spiel gesperrt wird, damit der in eine delikate Sex-Affäre verwickelte Mittelfeldspieler bei einem eventuellen Final-Einzug wieder zur Verfügung steht.

Rot(licht)-Sünder Franck Ribery war längst in der Münchner Nacht verschwunden, als Uli Hoeneß erstmals ganz offen über den Traum vom fünften Triumph in der Champions League sprach. "Diese Mannschaft hat so eine großartige Moral, sie kann Berge versetzen" sagte der dank des Siegtores von Zauberdribbler Arjen Robben selige Präsident von Fußball-Rekordmeister Bayern München nach dem 1:0 (0:0) im Halbfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen Olympique Lyon.

Der nächste Triple-Schritt gelang mal wieder dank Robben, der die Bayern bereits im Achtelfinale gegen den AC Florenz und in der Runde der letzten Acht bei Manchester United gerettet hatte. «Es war vorauszusehen, dass das Spiel durch eine Einzelaktion entschieden wird. Und wer könnte das anderes tun als Arjen Robben», sagte Franz Beckenbauer über den Geniestreich (69.) des Niederländers, der 66.000 Zuschauer in der ausverkauften WM-Arena verzückte.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hob zur «Jubel-Arje» auf den Wirbelwind an, und schwärmte: «Arjen ist reich gesegnet vom lieben Gott.» Mit außergewöhnlichem Talent, aber auch mit einem gewissen Stolz. Und der sorgte bei ihm für tiefsitzendes Unverständnis, als van Gaal seinen Star in der 85. Minute vom Feld nahm, um ihn für das Bundesliga-Spiel am Samstag bei Borussia Mönchengladbach zu schonen. Robben verweigerte dem Trainer zunächst den Handschlag, van Gaal packte ihn darauf am Trikotkragen.

«Ich entscheide», stellte van Gaal hernach unmissverständlich klar. Und überhaupt: Robben habe die Defensivarbeit vernachlässigt, und er müsse ja auch ausreichend Kraft haben, um in Gladbach erneut zu treffen. Robben zeigte zunächst wenig Reue. «Ich habe meine Auswechslung nicht verstanden, und verstehe sie immer noch nicht. Ich war gut im Spiel, hatte noch Kraft und das Gefühl, dass ich noch ein Tor machen kann», sagte er. Später entschuldigte er sich dann doch für seine Reaktion: «Das war sicherlich falsch.»

Ähnliches hatte mancher sich auch von Ribery nach dessen Foul an Lyon-Stürmer Lisandro Lopez erhofft, das zum Platzverweis (37.) führte und Beckenbauer als «dumm» bezeichnete. Doch Ribery, der an diesem Abend nach der delikaten Affäre um seine Person mehr denn je im Fokus gestanden hatte, entschwand wortlos kurz vor Spielende im Auto mit Ehefrau Wahiba. Bis zu seinem Tritt auf Lopez' Knöchel war er der auffälligste Münchner - im positiven Sinne. Doch das spielte später keine Rolle mehr.

Von Verständnis für die Entscheidung von Schiedsrichter Roberto Rosetti (Italien), wie sie Robben äußerte («Das sah sehr gefährlich aus») über Kritik (Hoeneß: «Da kann man nicht Rot geben, niemals!») bis Mitleid für Ribery reichten die Reaktionen der Münchner. «Wir müssen uns jetzt alle um ihn kümmern und hinter ihm stehen», sagte Rummenigge.

Auch Beckenbauer meinte: «Ich hoffe, dass die UEFA gnädig ist.» Denn, so Bastian Schweinsteiger, «für uns ist er enorm wichtig. Arjen macht zwar im Moment die entscheidenden Tore, aber Franck ist einer der wichtigsten Spieler. Ohne ihn wären wir nicht da, wo wir sind.»

Sie stehen mit einem Bein im Estadio Santiago Bernabeu, wo das Finale stattfindet. «Das Ergebnis ist sehr gut. Wir sind auch in der Lage, in Lyon ein Tor zu machen und fahren hoffnungsvoll nach Lyon», sagte Rummenigge. Auch Hoeneß ist «sehr zuversichtlich». Zumal Lyon, wie Beckenbauer richtig feststellte, «zu ängstlich und zu verhalten gespielt» hat. Außerdem muss der siebenmalige französische Meister im Rückspiel auf Jeremy Toulalan verzichten, der Gelb-Rot sah (54.).

Bei all ihren Träumen vom Europacup-Triumph wollen die Bayern aber die Konzentration auf den Alltag nicht vergessen. Van Gaal nahm mit dem Blick auf das Spiel in Gladbach nicht nur Robben, sondern auch Ivica Olic und Danijel Pranjic, der nach seiner dritten Gelben Karte in Lyon fehlen wird, vorzeitig vom Platz. «Das wird wieder ein sehr wichtiges, entscheidenes Spiel», sagte er. Und Robben warnte: «Wir müssen jetzt aufpassen.»