Beim Porsche Cup in Stuttgart startet die 15-Jährige dank einer von Fedcup-Teamchefin Barbara Rittner zugeteilten Wildcard in der Qualifikation

Hamburg. Am Sonnabend kommender Woche hat Carina Witthöft Großes vor. Beim Porsche Cup in Stuttgart startet die 15-Jährige, die 2009 als jüngste Hamburger Damenmeisterin in die Tennisgeschichte einging, dank einer von Fedcup-Teamchefin Barbara Rittner zugeteilten Wildcard in der Qualifikation. Für die Zehntklässlerin der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg ist es eine spektakuläre Rückkehr auf die Tennisbühne, nachdem es zum Jahresbeginn ruhig um sie geworden war.

Das jedoch hatte einen wichtigen Grund. Ende Dezember hatte ihr Vater Kai Witthöft, der in Hamburg mit seiner Frau Gaby zwei Tennisschulen betreibt, Florian Meier kennengelernt. Der 29 Jahre alte Tenniscoach, der fünf Jahre an verschiedenen US-Akademien lehrte, wollte sich wegen einer chronischen Armblessur beruflich umorientieren und zum Nebenerwerb Trainingsstunden geben. Sein enormes Fachwissen auf dem Feld der Spielanalyse fiel den Witthöfts sofort auf. Ihrer Bitte, Meier möge doch Carina einmal genauer unter die Lupe nehmen, entsprach dieser mit einer umfangreichen Videoanalyse, die mit dem dringenden Rat endete, die Vorhand-Grifftechnik radikal zu verändern.

"Das Problem war: Der Griff, den Carina hatte, passte nicht zu ihrem Spiel", sagt Meier. In ihrer Jugend hatte sich die Nummer 41 der deutschen Rangliste einen extremen Topspin-Griff (Anschneiden des Balles von oben) angewöhnt. Dieser eignet sich eher für hohe Bälle, die im professionellen Damentennis, wo mit wenig Schnitt und flach übers Netz gespielt wird, jedoch kaum vorkommen. Da Witthöft meist direkt an der Grundlinie steht und aggressiv ihr Spiel aufzieht, konnte sie schnell und hart auf ihre Vorhand gespielte Bälle nicht verarbeiten.

Die Lösung des Problems lag in einer Korrektur der Schlägerhaltung um 45 Grad. Was sich für den Laien wenig kompliziert anhört, sind für den Profi Welten. "Man trifft wochenlang kaum einen Ball. Das kann extrem frustrierend sein. Deshalb war es wichtig, dass wir Carina komplett aus dem Turnierbetrieb genommen haben", sagt Meier, der seit Anfang Januar die Umstellung anstelle des alten Trainers Jörn Renzenbrink verantwortet. Mit Anfänger-Übungen erarbeitete er Stück für Stück die Veränderungen, in deren Zuge der Bewegungsablauf beim Aufschlag komplett erneuert und auch Volley und Slice optimiert wurden.

Natürlich habe es anfangs Frust und Zweifel gegeben. "Wenn eine Spielerin so erfolgreich ist wie Carina, dann halten es viele für falsch, eine solch gravierende Änderung vorzunehmen", sagt der Vater. Entscheidend sei jedoch gewesen, dass Carina sofort dazu bereit war und mit großem Eifer mitarbeitete. "Man kann an so einer Umstellung auch zerbrechen. Aber Carina wusste, dass es ihr helfen wird, noch besser zu spielen", sagt Meier. Das Resultat: Der Return, zweitwichtigster Schlag im Tennis, kommt wesentlich besser, mit flachen Bällen auf die Vorhand gibt es kein Problem mehr.

Ein erstes Erfolgserlebnis gab es Ende März bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Essen, wo sie im Halbfinale und Finale der U-15-Konkurrenz ihre Gegnerinnen vorführte. "Ich fühle mich jetzt viel sicherer, spiele viel mehr Bälle ins Feld und bin total begeistert von der Umstellung", sagt sie. Bis zu sechs Monate müsse man einplanen, um einen solchen Prozess zu 100 Prozent umsetzen zu können, sagt Meier. "Aber gedanklich hat Carina damit schon abgeschlossen." Das will sie in Stuttgart beweisen.