In einer von angeblichen Fehlentscheidungen bereinigten Tabelle würden die Hamburger vier Punkte mehr auf dem Konto haben.

Hamburg. Nach jedem Bundesliga-Spieltag gibt es das gleiche Prozedere zu beobachten: Mindestens ein Klub fühlt sich durch zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen benachteiligt und lässt seinem Ärger über die Medien Luft. Am vergangenen Wochenende platzte Herthas Manager Michael Preetz der Kragen: "Es ist Fakt, dass die Summe der kapitalen Fehlentscheidungen langsam happig wird, weil sie gravierend Einfluss auf unser Saisonergebnis hat. Was uns in dieser Hinsicht schon widerfahren ist, ist eine Sauerei", sagte er der Berliner Morgenpost und ergänzte: "Ich verspüre eine Ohnmacht."

Da ein möglicher Videobeweis noch während eines Spiels in weiter Ferne liegt, wird sich an diesen Fehlentscheidungen auch in Zukunft wenig ändern. "Am Ende gleicht sich ohnehin alles wieder aus", ist ein vielzitierter Satz von Gegnern technischer Hilfsmittel. Doch genau das ist nur in den seltesten Fällen korrekt: Die meisten Teams werden am Saisonende entweder positiv oder negativ von Fehlentscheidungen beeinflusst worden sein - und da auch nur ein einziger Punkt oder ein einziges Tor den Ausschlag über Abstieg, internationale Plätze oder die Meisterschaft geben kann, ist der Ärger verständlich.

Die Internetseite www.wahretabelle.de , die eine von angeblichen Fehlentscheidungen bereinigte Tabelle erstellt, stützt diese These. 13 Fußball-Experten aus verschiedenen Fangruppen bewerten an jedem Spieltag die strittigen Szenen der Fußball-Bundesliga.

Auch bei den Spielen des HSV wurden in dieser Saison schon einige zweifelhafte Entscheidungen getroffen - und in der Summe zu Ungunsten des Klubs. Vier Punkte mehr hätten sich die Hamburger verdient gehabt. Damit stünden sie zwar immer noch auf Platz sechs, hätten aber nur zwei Punkte Rückstand auf einen Champions-League-Platz - sogar die Meisterschaft wäre mit sechs Punkten Abstand noch drin.

Bei genauerer Betrachtung einigten sich die Fan-Experten auf jeweils sechs Treffer, die dem HSV zu Unrecht gegeben bzw. verweigert wurden. Doch in den engen Spielen, wo ein Tor mehr oder weniger über Sieg, Unentschieden oder Niederlage entschied, wurden die Rothosen zumeist benachteiligt. So wurde der Elfmeter für Schalke kritisiert, der in Hamburg zur 2:1-Führung der Gäste führte, als auch der nicht gegebene Elfmeter in München: Nach einer Flanke kam Bayerns Contento mit der Hand eher an den Ball als der einköpfbereite Hamburger, der Elfmeterpfiff blieb jedoch aus.

Doch zwei andere Klubs düften sich nach Ansicht der "bereinigten Tabelle" noch weit mehr ärgern als der HSV: Bayer Leverkusen wäre derzeit auf Meisterschaftskurs - und Hertha befände sich auf einem Nichtabstiegsplatz.