Hamburg. Heute in fünf Wochen starten in Klein Flottbek Hamburgs große Reitertage - mit dem 81. Deutschen Spring- sowie dem 50. Deutschen Dressurderby als Höhepunkte. Fragen an Turnierchef Volker Wulff, dessen Unternehmen En Garde mit Sitz in Uthlede bei Bremen die Veranstaltung zum elften Mal managt.

Hamburger Abendblatt:

Herr Wulff, mit einer stark besetzten Veranstaltung in München erwächst Ihnen Konkurrenz. Ist der Termin des Himmelfahrtswochenendes gut gewählt?

Volker Wulff:

Diesen Wettstreit nehmen wird lustvoll an. Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, von diesem Datum abzuweichen. Die Hamburger haben sich daran gewöhnt, ebenso die Sportler. Nach aktuellem Nennungsstand werden 25 der weltbesten 30 Reiter nach Flottbek kommen. Das ist unschlagbar.

Und in der Dressur?

Da bietet München mit den World Dressage Masters fraglos eine Menge auf, was Rang und Namen hat. Unser Ziel ist es, das Dressurderby weiter aufzuwerten - Schritt um Schritt. Mit 7000 Quadratmetern mehr für Stallungen, einem Abreiteplatz nur für die Dressur, einer überdachten Tribüne und erweitertem Vip-Bereich sind wir bärenstark positioniert.

Setzen Sie bei der Dressur auf das richtige Pferd? Wäre es nicht ratsam, auf den Springsport als größten Zuschauermagneten zu setzen?

Ich bin guten Mutes, dass unsere Strategie greift. Motto: Erst das eine Kind groß machen und sich danach um das andere kümmern. Über Jahre wollen wir die Dressur immer salonfähiger machen. 4000 Besucher und eine ausverkaufte Dressurarena sind klare Signale. Der Pferdewechsel im Finale birgt enorme Reize.

Im Springsport wird die mangelnde Zahl ausländischer Stars kritisiert. Was werden Sie unternehmen?

Wer sagt das? Europas Elite kommt fast komplett. Angelockt auch von der Global Champions Tour am Sonnabend, die für Hamburg wie ein Sechser im Lotto ist, vergleichbar mit der Champions League im Fußball. 285 000 Euro Preisgeld locken die Stars. Natürlich hat nicht jeder von ihnen ein Derbypferd, das den speziellen Parcours bewältigen kann.

Wie lange hat Hamburg die Global Champions Tour noch sicher? Auch andere Städte hätten das Highlight gern im Programm.

Der Vertrag läuft bis 2012, und im kommenden Jahr stehen Gespräche über eine Verlängerung an. Wir haben gute Chancen, dass es weiter geht. Auch wenn wir unter dem Strich eine Viertel Million Euro zuschießen müssen, lohnt sich diese Investition.

Apropos Investition. Woher kommt das Geld? Umbauten und Erweiterungen kosten allein in diesem Jahr 500 000 Euro.

Knapp die Hälfte kommt von der Stadt, den Rest müssen wir aufbringen. Eben weil wir den langfristigen Erfolg anstreben. Dieser bringt letztlich viel mehr als ein kurzfristiger finanzieller Sieg. Wenn's danach geht, könnten wir das Derby so sparsam gestalten, dass wir das Dreifache verdienen. Dann jedoch wäre es in drei Jahren ruiniert. Um es auf den Punkt zu bringen: Mit einem Topereignis wie in Klein Flottbek machen wir nicht mehr Gewinn als mit einem Turnier in Paderborn. Wenn überhaupt...

Fordern Sie zusätzliches Geld von der Stadt?

Mit Fordern hat das nichts zu tun. Allerdings bemängeln wir, dass die Behörden den enormen Werbewert der Veranstaltung für Hamburg offensichtlich noch nicht erkannt haben. Rund ums Derby werden zwischen acht und zehn Millionen Euro umgesetzt. Dieser enorme Wirtschaftsfaktor basiert auf privater Initiative.

Was wollen Sie konkret?

Mein Vorschlag ist ein Springen mit dem Titel "Großer Preis der Stadt Hamburg". Möglichkeiten der Beteiligung sind Preisgeld, aber auch personelle Wertschätzung. In anderen Städten gibt es viel mehr Rückhalt als hier.